Liebe Frau Do, es waren schreckliche Nachrichten, die uns gestern am späten Abend aus Wien erreichten. In der Innenstadt fielen Schüsse in der Nähe einer Synagoge. Es gab nach aktuellem Stand drei Tote und mindestens 15 Verletzte. Laut Innenminister handelte es sich „augenscheinlich“ um einen Terroranschlag, von mehreren Angreifern war die Rede. Wiener wurden aufgefordert, öffentliche Plätze im Stadtgebiet zu meiden. Den aktuellen Stand der Dinge finden Sie hier. Die Kanzlerin zeigt sich selten in der Bundespressekonferenz. Ihr Auftritt gestern belegt, für wie kritisch Angela Merkel die aktuelle Pandemie-Lage hält. Merkel erklärte erneut ihre Gründe für den zweiten Lockdown und richtete einen Appell an die Bürger. Man habe die drastischen Maßnahmen schweren Herzens, aber aus voller Überzeugung getroffen. Die Kanzlerin appellierte an die Vernunft und die Entschlossenheit der Bürger. „Ich glaube in der Demokratie an die Kraft der Vernunft und der Verantwortung“, sagte Merkel. Kristina Dunz und Kerstin Münstermann haben Merkels Auftritt in Berlin verfolgt. In ihrer Analyse beschreiben sie eine Politikerin, die gegen Ende einer langen Kanzlerschaft ihre schwerste politische Herausforderung kämpferisch annimmt. Vernunft und Verantwortung sind Tugenden, die Donald Trump in den vergangenen vier Jahren unzählige Male vermissen ließ. Beinahe gruselig wirken seine Andeutungen in den vergangenen Monaten, dass er eine Wahlniederlage vielleicht nicht akzeptiere. Heute wählt Amerika, und selten schien der Ausgang derart unvorhersehbar. Und ausgerechnet die Pandemie könnte Trump strategisch helfen. Viele Biden-Wähler haben bereits per Briefwahl abgestimmt, um sich den Gang ins Wahllokal zu ersparen. Trump-Wähler dürften vielfach persönlich erscheinen. Die Briefwahlstimmen werden etwa im hart umkämpften Pennsylvania erst zuletzt ausgezählt. Trump könnte sich also vorschnell zum Sieger erklären und dann die Legitimität der Briefwahlstimmen in Zweifel ziehen. Unser Washington-Korrespondent Frank Herrmann erklärt die wichtigsten Szenarien, die in den kommenden Tagen eintreten können. Bei RP ONLINE halten wir Sie – auch in der kommenden Nacht – mit einem kostenlosen Newsblog auf dem Laufenden. Und nicht vergessen: RP-Abonnenten erhalten um 5 Uhr morgens eine aktualisierte Ausgabe des ePapers. Falls noch nicht geschehen, können Sie sich hier kostenlos freischalten lassen. In Washington und New York haben Geschäftsleute ihre Schaufenster mit Spanplatten vernagelt – aus Sorge vor Ausschreitungen. Hoffen wir, dass es nicht so weit kommt. Mit Gewalt vor unserer Haustür hat sich unser Chefreporter Christian Schwerdtfeger beschäftigt. Eine Dunkelfeldstudie im Auftrag der Landesregierung hat ergeben, dass in NRW nur jede vierte Körperverletzung und etwa jede 100. Beleidigung überhaupt angezeigt wird. Viele Opfer wissen offenbar nicht, an wen sie sich wenden sollen, oder haben allgemein kein großes Vertrauen in die Arbeit der Polizei. Ein erschreckender Befund. Welche Schlüsse man aus der Studie ziehen kann, erklärt der Autor in seinem Kommentar. Nun starten wir in einen Tag, an dem viel passieren wird. Morgen früh wissen wir schon wieder mehr. Bleiben wir zuversichtlich und gelassen. Danke, dass Sie die „Stimme des Westens“ lesen! Herzlich Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |