Der Konflikt zwischen China und Taiwan scheint zu eskalieren. Deutsche Außenpolitiker äußern die Befürchtung, dass Peking einen Angriff auf den kleinen Inselstaat plane, der um seine Unabhängigkeit fürchtet. Nach Auffassung der Kommunistischen Partei Chinas dürfte es Taiwan als eigenständigen Staat gar nicht geben. Schließlich wurde der von den Nationalisten um Chiang Kai-shek ausgerufen, die zu Ende des chinesischen Bürgerkriegs gegen die verfeindeten Kommunisten unterlegen waren. Seit seiner Gründung 1949 schreibt Taiwan eine eigene Geschichte, hat sich im Gegensatz zu China längst demokratisiert und ist ein hoch entwickelter Industriestaat. In der Cicero-Ausgabe von November 2021 schrieb Felix Lill über einige der Hintergründe des aktuellen Konflikts: Neuerdings geht es nämlich auch um Taiwans Chipindustrie, die weltweit konkurrenzlos ist. Im Zuge der weltweiten Engpässe von Halbleitern hat sich Taiwan während der Corona-Krise als Herzstück der modernen Weltwirtschaft erwiesen. Nirgendwo sonst werden annähernd so viele hochwertige Chips hergestellt wie hier. Entwickler aus Taiwan halten einen globalen Marktanteil von weit mehr als 50 Prozent. Ohne die Chips, die in dem Inselstaat entstehen, würde kein modernes Auto fahren, sich kein Staubsaugerroboter im Zimmer orientieren, kein Smartphone funktionieren und kein Kühlschrank beim Öffnen das Licht einschalten. Wir bringen Felix Lills Beitrag „Weltkrieg um Halbleiter?“ heute als Wiedervorlage. Bleiben die weltwirtschaftlichen Auswirkungen eines chinesischen Angriffs auf Taiwan noch im Bereich der Spekulation, schlägt sich Europa bereits heute ganz konkret mit den Folgen des Kriegs in der Ukraine und der Sanktionen des Westens herum. In unserer Sommerserie „Krisenreport Europa“ folgt heute Teil 5: Spanien. Das Land ist weniger von russischem Erdgas abhängig als zum Beispiel Deutschland. Dennoch leiden auch die Spanier unter Inflation und steigenden Energiepreisen. Spanien ist, berichtet Julia Macher, keineswegs eine „Energieinsel der Seligen“. Der Suizid einer österreichischen Ärztin, die wegen ihrer politischen Ansichten zu Corona über Monate hinweg bedroht wurde, erhitzt die Gemüter. Der Vorwurf lautet, sie sei von Kritikern der Corona-Maßnahmen in den Tod getrieben worden. Allerdings sind die Gründe für suizidales Verhalten komplex – und je emotionaler die Debatte geführt wird, desto größer auch die Gefahr, dass es zu Nachahmungen kommt, schreibt Cicero-Redakteur Ben Krischke und warnt vor „Ferndiagnosen und dem ,Werther-Effekt‘“. Und noch eine Serie: Im dritten Teil seines Bayreuth-Tagebuchs nimmt sich der Musikjournalist Axel Brüggemann die „Rheingold“-Inszenierung von Valentin Schwarz bei den Wagner-Festspielen vor: Eine Reihe genialer Ideen, die allerdings nicht aufgehen und den „Ring“ über Gebühr zu einem Kreis biegen, so Brüggemann in seinem heutigen Eintrag „Hagen, der Systemsprenger oder In Walhall klemmt die Garage“. Den Göttern jedenfalls ist fad. Alles andere als fad ist das Rennen um die Nachfolge von Boris Johnson als Parteivorsitzender und Premierminister, über die die Mitglieder der britischen Conservative Party ab heute abstimmen können. Zur Wahl stehen Liz Truss und Rishi Sunak. Beide Kandidaten stehen, wie ihr Vorgänger, für ideologische Flexibilität und Anpassungsfähigkeit an den Willen der Wähler – ein Erfolgsmodell der Tories seit fast 200 Jahren, das unser Autor Christian Schnee anderen konservativen Parteien in Europa als Vorbild empfiehlt. Und wo wir schon beim Thema ehemalige Parteivorsitzende sind: Ab heute führt die frühere SPD-Vorsitzende Andrea Nahles die Bundesagentur für Arbeit. Die Personalie ist deutlich mehr als ein Versorgungsposten unter Genossen. Als Partei- und Fraktionsvorsitzende ist sie gescheitert, für ihre neue Aufgabe könnte sie genau die richtige Person sein, findet die Journalistin und Schriftstellerin Anja Maier in ihrem Porträt „Die Arbeiterin“. Ihr Ingo Way, Leiter Online-Redaktion |