Wenn der Newsletter nicht richtig dargestellt wird, klicken Sie bitte hier.
5 nach 12 - Was ist heute wichtig? Das Mittags-Update von WELT-Chefredakteur Ulf Poschardt
Sehr geehrte Damen und Herren,
heute ist der Tag der Entscheidung: ab 14 Uhr beraten Kanzlerin und Ministerpräsidenten wie es mit dem Lockdown nach dem 19. April weitergehen soll. Zuvor hat das „Corona-Kabinett“ getagt. Unter der Leitung Angela Merkels sollte eine Beschlussvorlage des Bundes erarbeitet werden, die dann als Grundlage für die Konferenz mit den Landeschefs am Nachmittag dient. Laut Deutscher Presseagentur will die Bundesregierung den Ländern empfehlen, die geltenden Kontaktbeschränkungen mindesten bis zum 3. Mai zu verlängern. Die Verlängerung der Kontaktbeschränkungen solle dazu dienen, zusätzliche Zeit beim weiteren Aufbau von Intensiv-Kapazitäten an den Krankenhäusern, der Steigerung von Testkapazitäten sowie der Verbesserung der Zielgenauigkeit von Tests zu gewinnen. Zudem sei aus Bundessicht ein abgestimmtes Vorgehen bei möglichen schrittweisen Öffnungen im Schulbereich wichtig.
Bundeskanzlerin Angela Merkel
Obwohl die politisch Verantwortlichen in den Bundesländern beteuern, sie wollten eine einheitliche Lösung, zeichnen sich erhebliche Differenzen ab. Beispielhaft dafür stehen Bayerns Landeschef Markus Söder (CSU) und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet. Während Letzterer auf schnelle Lockerungen drängt, mahnt Söder „weniger Hektik“ an: „Ein bisschen mehr Geduld und Besonnenheit könnte allen helfen.“ In der Debatte geht es vor allem um die Öffnung von Schulen und Kitas. In Nordrhein-Westfalen hat Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) angekündigt, die Schulen nach den Osterferien schrittweise wieder öffnen zu wollen. Das sei ihr „festes Ziel“, um vor allem Prüfungen zu ermöglichen. Eine Woche später sollen voraussichtlich auch die ersten Kita-Kinder in NRW wieder in die Kindertagesstätten zurückkehren dürfen, so die Absicht des Familienministers Joachim Stamp (FDP). Markus Söder hingegen lehnt eine zeitnahe Öffnung der Schulen hingegen ab.
 
Aus meiner Sicht braucht Schule jetzt Priorität – und zwar ohne Tabus. Mit jedem Tag, an dem die Bildungseinrichtungen geschlossen bleiben, vergrößert sich die Differenz zwischen bildungsfernen und akademischen Haushalten. Die Bildung der Kleinsten und Kleinen aber  ist unsere Zukunft. Daher muss die Kultusministerkonferenz sich überlegen, wie ein so krasses Schuljahr zu einem guten Ende gebracht werden kann. Lehrpläne müssen unter Umständen in den bislang terminierten Sommerferien nachgeholt werden, und gerade in Brennpunktschulen muss das Worst-Case-Szenario einer komplett ausgefallenen Beschulung angenommen werden. Die schwächsten Kinder, wie vom Lehrerverband vorgeschlagen, wiederholen zu lassen, führt in die falsche Richtung.
 
Unser nördliches Nachbarland Dänemark wagt jedenfalls mit der Öffnung seiner Schul- und Tageseinrichtungen für jüngere Kinder eine erste vorsichtige Lockerung der Corona-Maßnahmen. Nach einem Monat öffnen ab heute neben Kinderkrippen und Kindergärten auch die Schulen für die Schüler bis zur fünften Klasse wieder. Allerdings müssen die Einrichtungen eine Reihe von Voraussetzungen erfüllen, zum Beispiel ausreichend Abstand zwischen den Kindern zu gewährleisten. Eine Umfrage ergab, dass zum heutigen Tag nur etwa die Hälfte der Bildungsstätten dazu in der Lage ist. Einen Report über die ersten dänischen Schritte in die Normalität veröffentlichen wir im Laufe des Tages auf welt.de.

Es gibt auch noch ein Geschehen jenseits von Corona. So sind in Nordrhein-Westfalen vier mutmaßliche Terrorverdächtige aus Tadschikistan festgenommen worden. Das teilte die Bundesanwaltschaft am Morgen mit. Die vier und ein fünfter bereits in Untersuchungshaft sitzender Mann sollen im Namen der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) Anschläge in Deutschland geplant haben. Die Männer hätten bereits scharfe Schusswaffen beschafft gehabt. Einer von ihnen habe außerdem bereits Anleitungen für den Bombenbau besorgt. Es habe Kontakt mit zwei hochrangigen IS-Führungsmitgliedern in Syrien und Afghanistan bestanden, von denen sie entsprechende Anweisungen erhielten.

Zum Schluss noch ein Vorschlag zur Gestaltung Ihres
heutigen Abends: Um 20:15 Uhr wird in der ARD der Film
„Die Getriebenen“ ausgestrahlt. Er beruht auf dem gleichnamigen Sachbuch, das mein Kollege Robin Alexander über den politischen Sommer 2015 und die Flüchtlingskrise verfasst hat. Das Buch wurde zum Bestseller. 

Bleiben Sie gesund,

Ihr



Ulf Poschardt


Meine Leseempfehlungen für Sie
corona-restriktionen
Die nächste Phase birgt für Merkel noch größere Risiken
Ab Mittwoch entscheiden Bund und Länder, wie sich eine „neue Normalität“ in der Pandemie herstellen lässt. Doch ihre Krisenerfahrung hilft der Kanzlerin in Corona-Zeiten nur bedingt. Merkel droht in eine für sie völlig ungewohnte Lage zu kommen.
 
frankreich
"Der Lockdown war die beste aller schlechten Optionen"
Frankreichs Lockdown ist härter als der deutsche – zuletzt wurde er um vier Wochen verlängert. Deutschland aber steht vor einer Lockerung. Woher kommt dieser Unterschied? Der wichtigste virologische Berater Macrons hat im Gespräch mit WELT mehrere Erklärungen.
 
pollenflug und covid-19
Heuschnupfen und Corona – was jetzt für Allergiker wichtig ist
Besonders im Frühling leiden viele Millionen Menschen in Deutschland unter Heuschnupfen. Einige Betroffene sind nun wegen des Coronavirus besonders verunsichert. Ein Facharzt erklärt, was Allergiker jetzt wissen müssen.