Der richtige Schutz vor der Eurokrise Liebe Leser, die Probleme – oder soll ich lieber "Krise" sagen – der Eurozone und der Europäischen Union sind nicht zuletzt durch den Wahlsieg des pro-europäischen Emmanuel Macron und seiner Partei etwas in den Hintergrund gerückt. Ebenso wenig stehen die unleugbaren Gefahren der Null-Zins-Politik der Europäischen Zentralbank derzeit im Blickpunkt. Vermutlich auch weil Donald aus Amerika weiter die Nachrichten dominiert. Der Kursanstieg des Euro gegenüber dem US-Dollar (EUR/USD) in den letzten Monaten beweist dies: Ende 2016 fiel der Euro gegenüber dem Dollar auf den tiefsten Stand seit 2002. Seitdem konnte sich EUR/USD aber wieder deutlich erholen. Sachwerte sind der beste Schutz gegen eine Währungskrise Aber die Probleme der Eurozone sind ja struktureller Natur und sie verschwinden nicht einfach auf Knopfdruck oder mit einer Wahl. Italien zum Beispiel könnte jederzeit wegkippen, politisch oder finanziell, und den Euro in eine neue Krise stürzen. Grund genug, darüber nachzudenken, wie man sein Vermögen vor dem Risiko eines Auseinanderbrechens der Eurozone schützen kann. Wenn Sie meinen Newsletter und meine Videos verfolgen, dann kennen Sie vielleicht schon meine Meinung dazu: Ein gut ausgewogenes Portfolio mit Gold, Aktien und eventuell weiteren Sachwerten ist der beste Schutz gegen eine Finanzkrise, auch gegen eine Krise der Eurozone. Anlagen in Fremdwährungen sind IMMER eine Spekulation Doch wäre es nicht gut, sein Geld einfach in anderen Währungen anzulegen als im Euro? Nein! Zumindest dann nicht, wenn Sie in der Eurozone leben und Ihren Lebensunterhalt mit der hier gültigen Währung bestreiten müssen. Denn Anlagen in anderen Währungen sind immer eine Spekulation, keine langfristige Geldanlage. Wertet der Euro ab, dann erzielen Sie einen Kursgewinn, wenn Sie Ihr Geld wieder zurücktauschen. Wertet der Euro aber auf, dann verlieren Sie Geld. Und sollte die Eurokrise soweit eskalieren, dass es zu einem Auseinanderbrechen der Eurozone kommt, dann sind Geldbeträge in ausländischen Währungen, zum Beispiel Schweizer Franken, auch kein guter Schutz. Denn niemand kann sagen, was danach käme und zu welchem Wechselkurs Sie Ihre Franken in Euro – oder welche Währung auch immer – zurücktauschen könnten. Der Schweizer Franken als sicherer Anlagehafen? Der Schweizer Franken ist deswegen ein so gutes Beispiel, weil sich verunsicherte Anleger schon immer gern in den "sicheren Hafen" der Schweizer Währung geflüchtet haben, auch auf dem Höhepunkt der Eurokrise in den Jahren 2010 und 2011. Der Wechselkurs des Euro zum Franken fiel in dieser Zeit um über 30 Prozent! Doch der Franken hat als Fluchtwährung stark an Attraktivität eingebüßt. Gewiss gewinnt der Franken zeitweise an Wert, wenn die geopolitischen Spannungen steigen oder sich die Krise der Eurozone zuspitzt. Doch das ist nicht von Dauer, es gibt alsbald eine Gegenbewegung, wie der Wechselkurs des Euro zum Franken zeigt: Euro/Franken ist auch wegen der Unsicherheit vor der Wahl in Frankreich auf den tiefsten Stand seit August 2015 gefallen. In den letzten Wochen hat der Wechselkurs aber wieder zugelegt. Schweizer Notenbanker versuchen den Franken zu schwächen Zurückzuführen ist das in erster Linie auf die Politik der Schweizerischen Nationalbank SNB, die seit Jahren energisch gegen eine weitere Aufwertung kämpft. Vor allem die Einführung negativer Einlagezinsen hat sich als äußerst effektives Mittel gegen kurzfristiges "Fluchtkapital" erwiesen. Privatanleger und auch Profis, die eine Krise an den Märkten befürchten, werden dadurch abgeschreckt. Wer Geld im Franken parkt, muss aber dafür nicht nur zahlen, er geht auch das Risiko ein, dass der Franken mittelfristig deutlich abwertet. Denn die Schweizer Währung gilt nach Ansicht der meisten Experten als überbewertet, das sehen auch die Schweizer Notenbanker so. Besonders in Zeiten großer politischer Unsicherheit, wie kurz nach der Brexit-Entscheidung im Juni 2016, interveniert die Schweizerische Nationalbank zudem direkt am Devisenmarkt, um den Aufwertungsdruck auf den Franken zu stoppen. Der Franken ist überbewertet Der politische Widerstand in der Schweiz gegen die Aufblähung der Notenbankbilanz durch den Kauf ausländischer Devisen ist zwar enorm, doch die Notenbank hat kaum eine andere Wahl. Denn die Kosten einer unkontrollierten Aufwertung des Franken wären zu hoch. Ein Investment in die Schweizer Währung ist daher riskant, denn die Schweizerische Nationalbank stemmt sich mit allen Mitteln gegen eine Aufwertung. Und meist ziehen Privatanleger den Kürzeren, wenn Sie sich gegen eine Notenbank stellen. Zudem: Wenn es keine Krise gibt bzw. die Eurokrise nicht eskaliert, wird der überbewertete Franken voraussichtlich abwerten. Mein Fazit: Geld in Franken anzulegen, auf welche Weise auch immer, ist keine gute Möglichkeit, wenn Sie Ihr Geld vor einer Eurokrise schützen wollen. Investments in Sachwerte sind hier die weit bessere Wahl, denn diese behalten auch in einer Finanzkrise ihren Wert. Was allerdings sinnvoll ist: Zur Diversifikation eines Depots auch Aktien oder überhaupt Wertpapiere aus anderen Ländern zu kaufen, die nicht in Euro notieren. Zum einen machen Sie sich dadurch weniger abhängig von der wirtschaftlichen Lage in der Eurozone. Zum anderen gewinnen diese Aktien in Euro gerechnet an Wert hinzu, wenn der Euro abwertet. Dieser Wechselkurseffekt steht aber bei der Anlageentscheidung nicht im Vordergrund, sondern ist nur ein angenehmer Nebeneffekt. |