Liebe Frau Do, so richtig viel sagen lässt sich noch nicht über die Pläne der Ampelkoalition, die ab Freitag Form annehmen soll. Aber dass Cannabis freigegeben werden dürfte, zeichnet sich ab. Grüne und FDP sind längst dafür, jetzt schwenkt auch die SPD ein. „Jahrelang habe ich eine Cannabis-Legalisierung abgelehnt. Mittlerweile komme ich als Arzt aber zu einem anderen Schluss“, sagte deren Gesundheitsexperte Karl Lauterbach unserer Hauptstadtredaktion. Mir geht es eher anders herum, aber dazu später mehr. Heute wichtig: Sondierungen: Die Ampel-Sondierungen steuern auf eine wichtige Gabelung zu. Bis Freitag wollen SPD, Grüne und FDP eine schriftliche Entscheidungsgrundlage erarbeitet haben. Die Liberalen sprechen in diesem Zusammenhang bereits von einer „Stunde der Wahrheit.“ Energiepreise I: Verbraucher müssen immer mehr Geld für Strom und Gas ausgeben. Auch in Nordrhein-Westfalen sind die Preise auf ein Rekordhoch gestiegen, das NRW-Wirtschaftsministerium ist besorgt und hofft auf eine Auffüllung der Speicher bis November. Antje Höning und Birgit Marschall haben die Details. Rettungsaktion: Im Böhmerwald an der Grenze zu Tschechien ist eine großangelegte Rettungsaktion glücklich zu Ende gegangen. Das bei einer Wanderung verschwundene achtjährige Mädchen Julia ist nach fast zwei Tagen und zwei Nächten im Wald wieder aufgetaucht. Ein Waldarbeiter fand das Kind. Philipp Demling und Michael Heitmann berichten über den Fall. Noch mehr aktuelle Nachrichten gibt es zum Hören – von Montag bis Samstag jeden Morgen ab 5 Uhr in unserem „Aufwacher“-Podcast. Meinung am Morgen: Energiepreise II: Gas und Strom sind in NRW und nicht nur dort so teuer wie nie. Antje Höning beschreibt in ihrem Leitartikel, wie das zu sozialem Sprengstoff zu werden droht –und warum die neue Bundesregierung trotzdem keine klimapolitisch kontraproduktiven Geschenke verteilen sollte. Soziale Medien: Sarah-Lee Heinrich, die neue Sprecherin der Grünen Jugend, ist wegen zweifelhafter Tweets in die Kritik geraten, die sie als Teenager verfasst hat. Gregor Mayntz versucht in seiner Analyse ein Dilemma der Generation Twitter zu beschreiben, das an den Kern unserer freien Gesellschaft rührt. NS-Verbrechen: Über die juristische Aufarbeitung der Zeit, als Deutschland ein unfreies, totalitäres System war, schreibt unsere Kolumnistin Maria-Sybilla Lotter, Philosophie-Professorin an der Ruhr-Uni in Bochum. Es ist ein zwiespältiger, lohnender Text. So gesehen: Einen Zwiespalt empfinde ich auch bei dem eingangs erwähnten Thema Cannabis. So kontrovers wie früher wird es nicht mehr diskutiert, das zeigen ja auch die Ampelsignale. Viele der heute 50- bis 70-Jährigen – auch ich – haben in jungen Jahren selbst schon mal einen Joint geraucht. Bill Clinton verstieg sich zu der Behauptung, er habe das zwar auch getan, aber nicht inhaliert. Er wurde trotzdem Präsident der USA. Früher war ich, anders als Karl Lauterbach, eher für eine Freigabe. Heute sind aber die Konzentrationen dieser sogenannten weichen Droge sehr viel höher. Es sollte daher jetzt darum gehen, das Wie genau zu klären. Ein Detail am Rande, das eher für die Freigabe spricht: Als ich mit 23 für drei Jahre in die Niederlande gezogen bin, hörte das ohnehin nur sporadische Kiffen bei mir ganz auf. Wie gesagt, es bleibt ein Zwiespalt. Am Morgen ein Joint, und der Tag ist dein Freund: So lautet ein Kifferspruch von damals. Ich hoffe, dass dieser Mittwoch auch ohne Drogen Ihr Freund ist. Herzlich, Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |