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Liebe Leserinnen & Leser,
"Überfluss gehört sich in Deutschland nicht", sagt Fernando Fastoso, der in Pforzheim die landesweit erste Stiftungsprofessur für High Class and Luxury Brands bekleidet. Im Interview mit den Kollegen vom "Handelsjournal" spricht er darüber, wieso Luxus in Deutschland eher negativ konnotiert wird, während er in Spanien, Frankreich oder Italien ein positiver Begriff ist. Sehr lesenswert! Eine Luxus-News finden Sie unten im Newsletter - plus acht andere Meldungen, die den Handel bewegen.
Herzliche Grüße, Ihr Florian Treiß
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Nach einer offenbar fristlosen Entlassung eines Mitarbeiters ohne Vorwarnung kam es gestern beim Express-Lebensmittelieferdienst Gorillas zu einem Streik von rund 50 Mitarbeiter*innen, die ein Warenlager des Startups blockierten. Sie forderten die Wiedereinstellung des betroffenen Kollegen namens Santiago. Das "Gorillas Workers Collective" wirft Gorillas schon seit Monaten vor, die Fahrer*innen auszubeuten und die Gründung von Betriebsräten zu behindern - und so richtete sich der Streik auch generell gegen die Arbeitsbedingungen. Auch heute soll wieder gestreikt werden. Unterdessen protestieren in Berlin auch verstärkt Anwohner*innen gegen die meist in Wohngebäuden befindlichen Warenlager. Stadträte wehren sich ebenfalls gegen Gorillas.
Der tschechische Lebensmittellieferdienst Rohlik kommt bekanntlich unter dem Namen Knuspr bald nach Deutschland. Kurz vorm Start in München stichelt CEO Erich Comor via Pressemitteilung schonmal gegen die Konkurrenz: "Die jetzige Struktur des deutschen Lebensmitteleinzelhandels drängt systematisch regionale Kleinbetriebe aus dem Markt, darunter leidet letztlich auch die Qualität der Produkte. Mit unserem Konzept werden wir dieser Entwicklung entgegenwirken." Deshalb positioniert er Knuspr als "Supermarkt & Hofladen auf einen Klick" und will zum Start in München 30 Prozent des Sortiments von regionalen Anbietern beziehen.
"Es muss eine hochgradig ungewohnte Situation für die großen deutschen Handelsketten sein, zu beobachten, wie sich ein Markt weiterentwickelt, von dem sie lange geglaubt haben, er sei weitgehend unter (ihrer) Kontrolle."
In einem Kommentar zur Entscheidung von Rewe, sich am Schnelllieferdienst Flink zu beteiligen, schreibt Peer Schader, dass die großen Ketten nicht mehr länger nur zuschauen wollen, wie sich neue Lieferdienste wie Picnic, Gorillas, Getir oder eben Flink etalbieren. Die Erkenntnis, die sich in den Zentralen durchzusetzen beginnt, lautet: Anders als der klassische Lebensmitteleinzelhandel funktioniert dessen Online-Pendant nicht mehr über einen Kanal, der sich vollständig unter Kontrolle halten lässt – wie der Laden, der morgens auf- und abends wieder abgesperrt werden kann; sondern über mehrere, ganz unterschiedliche Wege.
Amazon verbessert den Service des Lebensmittel-Lieferdienstes Amazon Fresh in Deutschland: Kund*innen in München, Berlin und Potsdam profitieren ab sofort von mehr Flexibilität und einer noch schnelleren Lebensmittel-Lieferung, die Bestellungen werden nun innerhalb von 3 Stunden ausgeliefert. Ein ähnliches Angebot ist auch für Hamburg geplant. Unterdessen ist der Fresh-Partner Tegut neuerdings mit eigener "Storefront" auf Amazon.de für das Liefergebiet rund um Frankfurt aktiv. Dies ersetzt die bisherige Tegut-Präsenz bei Prime Now, das Amazon weltweit aufgeben will. Mit der Integration setzt Amazon die Strategie um, die in anderen Ländern schon vor längerer Zeit realisiert worden ist.
Inditex, Mutterkonzern der Modeketten Zara, Bershka und Massimo Dutti, freut sich darüber, dass sich das durch die Corona-Pandemie schwer eingeschränkte Geschäft mittlerweile erholt. Im ersten Geschäftsquartal bis Ende April legte der Umsatz im Vergleich zum Lockdown-geprägten Vorjahreszeitraum um rund die Hälfte auf mehr als 4,9 Milliarden Euro zu - und das, obwohl fast ein Viertel der Geschäftszeiten durch Schließungen und Einschränkungen wegfiel. Mittlerweile sind sogar 98 Prozent der Läden wieder geöffnet. Vom 1. Mai bis 6. Juni lag der Erlös währungsbereinigt sogar mehr als doppelt so hoch wie kurz nach Beginn der Pandemie ein Jahr zuvor – und fünf Prozent höher als im gleichen Zeitraum des Jahres 2019.
Der kanadische Luxusmode-Onlinehändler Ssense hat Sequoia Capital als neuen Investor gewonnen. Es handelt sich um die erste Finanzierungsrunde des bereits 18 Jahre alten Unternehmens, das einer der Konkurrenten des deutschen Anbieters Mytheresa ist. Die Erlöse aus der Transaktion sollen dazu verwendet, die globale Wachstumsstrategie des Unternehmens weiter zu beschleunigen und vor allem in China zu expandieren.
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Auch wenn Amazon immer wieder als eine Art Totengräber des stationären Handels beschuldigt wird und in den USA der Begriff Retail Apocalypse die Runde macht, so ist das doch zu kurz gedacht: Der Marktforscher CB Insights hat sich 128 Insolvenzen von US-Händlern seit 2015 angeschaut und kommt zum Schluss, dass oftmals eine steigende Verschuldung sowie die eigenen Fehltritte und mangelnde Anpassungsfähigkeit der Einzelhändler schuld für die Pleiten waren.
Der Umsatz im britischen Onlinehandel ist im Mai um 9,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat zurückgegangen. Was dramatisch klingt, ist darin begründet, dass der Vorjahresmonat ein Lockdown-Monat war, während im Mai 2021 der stationäre Handel in Großbritannien wieder geöffnet war. Zudem gilt es hierbei zu bedenken, dass der britische Onlinehandel eben wegen des Lockdowns im Mai 2020 ein Plus von 61 Prozent erzielt hat. Im Vergleich zum Mai 2019 lag der Onlineumsatz im Mai 2021 somit immer noch 46 Prozent höher.
Die Lebensmittelbranche ist nicht nur ein Gewinner der letzten 18 Monate – sie ist auch der Innovationsmotor im Einzelhandel, siehe „autonomes Shoppen“, Premium- und Luxuskonzepte, Erlebnistempel oder Nachhaltigkeitskonzepte. Im neuen Trendakademie-Podcast spricht mit Robin Hertscheck ein Marktleiter von Edeka, der nicht nur kantig und individuell ist, sondern auch – so er selbst – „die Eier in der Hose hat“ etwas zu riskieren. Zum Beispiel mit E-Sport im LEH und der Getränkewelt. Hier reinhören!
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