→ Hier klicken und das Video gleich ansehen... Darin habe ich eine umfassende Analyse zur Softbank-Aktie angekündigt, die in Zusammenarbeit mit meinem sehr geschätzten Kollegen Michael Kissig entstanden ist. Da dieser Report aus technischen Gründen bis gestern noch nicht direkt im Archiv abrufbar war, erhältst Du ihn nun zusätzlich direkt in Deine Mailbox. Ich möchte sicher gehen, dass Du diesen Report als treuer Leser bzw. Zuschauer meines Kanals wie versprochen auf jeden Fall erhältst. Here we go... Die japanische Softbank Group ist erst seit 1994 börsennotiert, hat aber bereits eine sehr bewegte Geschichte hinter sich: Als Telekommunikations-Unternehmen gestartet hat sie sich über die Jahre zum Frühphasen-Investor weiterentwickelt und ist heute eine Venture Capital-Gesellschaft mit milliardenschweren Beteiligungen. Die bekannteste – und größte – ist der chinesische Online-Gigant Alibaba, an der Softbank 26% hält. Allein diese Beteiligung ist Stand 12.07.2021 121,4 Milliarden Euro wert, während die Softbank Group selbst insgesamt nur mit exakt 100 Milliarden Euro bewertet wird. Und im Beteiligungs-Portfolio liegen noch viele weitere milliardenschwere Beteiligungen, so dass beim Zusammenrechnen ein krasses Missverhältnis zutage tritt: Der Wert aller Beteiligungen zusammen ist doppelt so hoch wie die aktuelle Börsenkapitalisierung! Um es mit Warren Buffetts Worten zu sagen: Bei der Softbank Group kann man den US-Dollar für 50 Cent kaufen! Trotzdem ist der Aktienkurs seit Ende März, als er nach mehr als 20 Jahren an der Heimatbörse in Tokio endlich wieder kurz davorstand, das Allzeithoch aus dem Frühjahr 2000 zu knacken, um satte 30% abgestürzt. Hier der Allzeit-Chart an der Heimatbörse, der zeigt wie krass die damaligen Übertreibungen im Zuge der Dot.com-Bubble waren: Hier die Grafik vergrößern... Quelle: www.bigcharts.com Warum ist die Unterbewertung so extrem und scheinbar dauerhaft? Die Börse hat immer Recht, heißt es. Aber das ist natürlich falsch, denn „die Börse“ ist die Summe aller Marktteilnehmer und die ändern ihre Meinung und ihre Einschätzung im Sekundentakt. Der amerikanische Schriftsteller James Grant sagte einmal: „Erfolgreiches Investieren bedeutet, dass alle Deiner Meinung sind... später“. Deshalb könnte die krasse Unterbewertung der Softbank-Aktie eine Mega-Kaufchance sein. Bis zu ihrem fairen Wert bietet sie 100% Kurspotenzial. Aber sie ist nur dann ein tolles Investment, wenn sie diesen enormen Abschlag auch wirklich abbaut. Und das ist kein Selbstgänger, denn es gibt natürlich Risiken und Nebenwirkungen, die einen Abschlag auf den Nettoinventarwert rechtfertigen. Aber einen so großen? Um das herauszufinden, schauen wir uns das Unternehmen mal genauer an: Seine Geschichte, sein Business und natürlich die Problemzonen. Die Softbank-Geschichte Gegründet wurde die Softbank Group von dem koreanisch-stämmigen Masayoshi Son, der bis heute auch als CEO agiert. Er ist einer der reichsten Asiaten und baut seine vormalige Telekom-Beteiligungsgesellschaft seit einigen Jahren zu einem Venture Capital-Powerhouse um. Die Softbank Group ist eine der wenigen Überlebenden des Interhypes zur Jahrtausendwende. Damals waren Telekom-Firmen total angesagt, weil das Internet und schnelle mobile Datennetze „das nächste große Ding“ waren. Heute wissen wir, dass diese Einschätzung richtig war. Das Internet hat unser Leben grundlegend verändert. Doch was heute in der Rückschau als absehbare und folgerichtige Entwicklung aussieht, war damals alles andere als klar vorgegeben. Windows war das einzige und dominierende Betriebssystem, Apple war gerade erst der Pleite entronnen und viele unterschiedliche Suchmaschinen haben um Nutzer gekämpft. Der große Unterschied zu heute war, dass vor 20 Jahren keine dieser Firmen Geld verdient hat. Im Gegenteil: Sie haben so dermaßen viel Geld verbrannt, dass sie alle paar Monate frisches Kapital benötigten. Und als die Internetblase platzte und die Börsenkurse dramatisch einbrachen, bekamen sie kein frisches Geld mehr. Die Folge war, dass ein Großteil der aufstrebenden Internet-Unternehmen Pleite ging. Am Aktienkurs der Softbank Group kann man diese Geschichte perfekt ablesen. Ein enormer Hype, der den unbekannten Masayoshi Son innerhalb weniger Monate unfassbar reich machte, um ihn dann in noch kürzerer Zeit in Insolvenznähe abstürzen zu lassen. Son hat das mal ganz gelassen mit den Worten kommentiert: „Ich war mal der zweitreichste Mensch der Welt. Dann verlor ich 70 Milliarden US-Dollar.“ – Masayoshi Son – Zwar sind die alten Hochs selbst nach 20 Jahren noch nicht ganz erreicht worden, ist es ein Fakt: Das Unternehmen ist heute ein völlig anderes und zumindest der innere Wert ist viel höher als damals. Nur bekam man die Aktie damals nicht zum halben Wert, sondern es wurden Mondpreise gezahlt, so viel Fantasie – und heiße Luft – steckte im Aktienkurs. Und heute? Das ist die entscheidende Frage. Wieviel Substanz steckt wirklich in der Aktie und kann sie dieses Potenzial auch heben? Das Business Die Softbank Group ist in den vier Geschäftsbereichen Mobilfunk, Internet, Robotik und Energie tätig und unter dem Dach der Holding finden sich inzwischen mehr als 1.000 Tochtergesellschaften. Keimzelle sind die Telekombeteiligungen, die aber in den letzten Jahren immer weiter abgebaut wurden. Die bekannteste war der US-Mobilfunkanbieter Sprint. Dieser wurde im letzten Jahr an T-Mobile US verkauft, die US-Tochter der Deutschen Telekom. Anstelle der 100% an Sprint bekam die Softbank Group einen Batzen Geld und einen Minderheitsanteil an T-Mobile US. Den hat man inzwischen weiter reduziert, so dass man noch gut 8,5% hält im Wert von rund 13 Milliarden US-Dollar. Und auch die will Softbank loswerden. Hier ist man insbesondere mit der Deutschen Telekom in fortgeschrittenen Verkaufsgesprächen. In Japan war die Softbank Group an dem drittgrößten Telekom-Anbieter Softbank Corp. beteiligt. Zusätzlich gehörte Yahoo Japan zum Konzern. Yahoo Japan wurde Anfang des Jahres mit der Line Corp. fusioniert. Neuer Mehrheitseigentümer ist die Z Holdings und an denen hält die Softbank Group knapp ein Drittel der Anteile. Und die Telekom-Tochter Softbank Corp. wird nun in dieses Geflecht eingebunden. Für die Softbank Group haben diese Umstrukturierungen erhebliche positive Auswirkungen. Denn Telekomgesellschaften investieren enorm in neue Netze und weisen daher stets hohe Schulden auf. Solange Sprint, Yahoo Japan und Softbank Corp. vollständig oder mehrheitlich zur Softbank Group gehörten, wurden ihre Schulden und Vermögenswerte in der Softbank-Bilanz konsolidiert. Daher hatte die Softbank Group immer einen sehr hohen Verschuldungsgrad. Nun sind die Unternehmen ausgegliedert und Softbank hält nur noch Minderheitsanteile daran. Sie haben die Schulden mitgenommen und die Softbank-Bilanz wirkt nun viel schlanker und weitgehend schuldenbefreit. Allerdings scheinen das noch nicht alle Marktteilnehmer mitbekommen zu haben, denn die hohe Verschuldung von Softbank wird immer wieder als Negativmerkmal ins Feld geführt. An dieser Entflechtung zeigt sich ein weiteres neues Merkmal der Softbank Group. Früher hat man direkt in Start-ups investiert, heute läuft das anders. Softbank hat mehrere Beteiligungsfonds aufgelegt, bei denen externe Investorengelder eingeworben wurden und an denen Softbank auch selbst beteiligt ist. Der älteste und kleinste ist der Delta Funds, an dem Softbank selbst gut zwei Drittel hält. Mehr als zehnmal so groß ist der 2017 aufgelegte Softbank Vision Funds, der mit einem Volumen von 100 Milliarden US-Dollar an den Start ging. Softbank hält hieran 28%. Der Fonds lief so erfolgreich, dass Softbank einen noch gewaltigeren Nachfolger plante, doch das Funding floppte. 2018 fielen die Aktienkurse vieler Wachstums-Unternehmen und einer der Hauptinvestoren der Vision Funds ist das saudische Königshaus. Die Verwicklung des Kronprinzen in die Ermordung des Journalisten Jamal Kashoggi ließ viele potenzielle Investoren auf Abstand gehen. Son ließ sich davon nicht abhalten. Er startete den Vision Funds 2 mit 10 Milliarden US-Dollar und ausschließlich mit Softbank-Kapital. Schwerpunkt des Fonds sind Fintechs und Künstliche Intelligenz. Inzwischen hat Softbank den Fonds auf 30 Milliarden US-Dollar aufgestockt, nimmt aber trotz vieler Anfragen keine externen Investoren auf. Dieses Fenster hat sich geschlossen. Das Fonds-Modell Das Fonds-Modell bietet zusätzliche Chancen, hat aber auch einen Nachteil. Da Softbank selbst nur 28% des Geldes aufgebracht hat, immerhin 28 Milliarden US-Dollar, stehen dem Unternehmen auch nur 28% der Gewinne zu. Auf der anderen Seite konnte Softbank seine Schlagkraft vervierfachen und so bei vielen Start-ups und Ventures in die vollen gehen. Andere Frühphasen-Investoren hatten da oft das Nachsehen, weil sie dieser geballten finanziellen Feuerkraft nicht gewachsen waren. Das Fonds-Modell erzeugt für Softbank aber nicht nur mögliche Gewinne beim Verkauf von Fondsbeteiligungen, sondern in der Zwischenzeit auch üppige Provisionen. Zum einen die Management-Provisionen für das Betreuen des Fonds. Die fließen regelmäßig und finanzieren den gesamten Verwaltungsapparat der Softbank Group. Und dann gibt es bei erfolgreichen Beteiligungsverkäufen Erfolgsprovisionen, die sich zu dem eigenen 28%-igen Anteil von Softbank am Fondsvermögen hinzugesellen. So gesehen ist Softbank auch eine Art Asset Manager. Neue Investments werden ausschließlich über die Vision Funds eingegangen. Aber im Altbestand der Softbank Group finden sich noch einige Perlen aus der Zeit, als man direkt investierte. Ganz oben steht hier die 26%-Beteiligung an Alibaba mit einem Wert von 144 Mrd. US-Dollar. Dem steht das ursprüngliche Investment von Softbank gegenüber: Im Jahr 2000 erwarb man 29,5% der Anteile und bezahlte dafür gerade einmal 18 Millionen US-Dollar. Eine Wahnsinnsrendite und eine visionäre Entscheidung von Masayoshi Son. Und das war nicht einfach ein Glückstreffer, sondern Son war von der Präsentation des Alibaba-Gründers Jack Ma dermaßen überzeugt, dass er ein Fünftel seines zur Verfügung stehenden Kapitals in dieses unbekannte chinesische Online-Startup investierte. Ein weiteres bekanntes Investment ist ARM. Der britische Chip-Designer schwimmt auf einer Erfolgswelle und gewinnt immer mehr namhafte Kunden. Darunter Apple und Microsoft, die sich dafür von Weltmarktführer Intel abgewandt haben. ARM ist deshalb so interessant, weil Softbank das Unternehmen verkauft hat. Und zwar an Nvidia. Der Kauf zieht sich aufgrund noch ausstehender Kartellgenehmigungen noch hin, aber für Softbank hat sich das schon kräftig ausgezahlt. Die ursprünglich vereinbarten 40 Milliarden US-Dollar Kaufpreis werden in Nvidia-Aktien bezahlt. Und seit der Einigung ist deren Kurs von 480 auf 802 US-Dollar angestiegen, so dass Softbank statt 40 Milliarden US-Dollar nun Aktien im Wert von 67 Milliarden US-Dollar erhalten wird. Im Softbank-Kurs wurde das vom Markt aber überhaupt noch nicht eingepreist. Eine deutlich kleinere Nummer ist der Asset Manager Fortress Investment Group LLC, den Softbank im Jahr 2017 für 3,3 Milliarden US-Dollar übernahm. Mindestens ebenso interessant sind viele der Beteiligungen, die Softbank für seine Vision Funds eingegangen war. Davon sind eine ganze Reihe inzwischen verkauft worden oder gingen an die Börse. Der Vision Funds hat frühzeitig in aufstrebende Unternehmen investiert: - An Uber hält man 9,84%, - an Coupang 36,5%, - an Doordash 18,7%, - an Didi Global 21,5% (auf aktuellem Kursniveau von Didi von 11,70 US-Dollar liegt Softbank allerdings mit seinen Investment 5,5% im Minus (12 Milliarden US-Dollar investiert vs. aktueller Wert von 11,33 Milliarden US-Dollar) und - an Full Track Alliance 20%. Hinzu kommen weitere ehemalige und aktuelle Beteiligungen, wie Slack, Flipkart, NVIDIA, WeWork, Auto1, GetYourGuide, Dingdong, Grab, Auto1, Opendoor, Slack. All diese Beteiligungen sind werthaltig und als Softbank-Aktionär ist man zu 28% an ihnen beteiligt entsprechend von Softbanks Anteil am Vision Funds. Risiken und Nebenwirkungen Die Aktie ist also nachweislich stark unterbewertet. Aber vielleicht ja zu Recht? Um das herauszufinden, schauen wir mal auf einige Flops. Ohne die geht es nicht, es gehört zur Natur der Sache, dass viele Start-ups scheitern und auf der Strecke bleiben. Es reicht aber vollkommen aus, wenn man bei einigen wenigen richtig liegt, weil diese dann die große Rendite einfahren. Wie Alibaba. Zu den Flops von Softbank gehört ganz klar WeWork. Hier hat man einen zweistelligen Milliardenbetrag investiert, bevor das Unternehmen kurz vor dem Börsengang kollabierte. Softbank ist weiterhin der größte Anteilseigner und hat das Unternehmen finanziell neu aufgestellt. Ein neuer Börsengang wird angepeilt, aber die Bewertung ist inzwischen geerdet. Für Softbank bedeutete das im Jahr 2020 eine massive Abschreibung. Und es ist fraglich, ob sich das WeWork-Investment für Softbank jemals auszahlen wird. Bei der Greensill Bank hat Softbank sogar seinen kompletten Einsatz verloren, denn das Bankhaus musste Konkurs anmelden. Gewichtiger dürften aber die Erschütterungen sein, die momentan aus China um die Börsenwelt geschickt werden. Die USA und China befinden sich schon länger auf Konfrontationskurs. Das hat sich unter Donald Trump massiv verschärft und Joe Biden bleibt dieser Linie treu. Wenngleich Biden weniger poltert, aber in der Sache ist er ebenso hart. Die USA suchen mit den Europäern den Schulterschluss gegen China. Und China ruft die Weltgemeinschaft zu einer Allianz gegen die USA auf. In dieser Lage kommen Unternehmen schnell in die Schusslinie. Huawei geriet unter Donald Trump ins Fadenkreuz und hat sich bis heute nicht von den Spionage-Verdächtigungen und dem Bann aus westlichen Telekom-Netzen erholt. Und die TikTok-Mutter Bytedance sollte gezwungen werden, ihre amerikanischen Aktivitäten zu beenden oder aber zu verkaufen. Angeblich würde die Kommunistische Partei Chinas Zugriff auf die Nutzerdaten erhalten. Die Chinesen haben den Spieß nun umgedreht und das Thema Datenschutz für sich entdeckt. Sie drangsalieren damit ihre eigenen Technologie-Giganten wie Alibaba und Tencent, deren Aktienkurse darunter seit Monaten leiden. Nun haben die Chinesen eine neue Eskalationsstufe erreicht. Denn sie nehmen gezielt chinesische Unternehmen ins Visier, die an einer US-Börse gelistet sind, anstatt in China oder Hong Kong. Gerade erwischte es Didi Global, das „Uber Chinas“. Der Börsengang in den USA war sehr erfolgreich, doch nur wenige Tage später hat die Pekinger Cyberspace-Aufsichtsbehörde die Löschung der Didi-App aus chinesischen AppStores angeordnet. Bei einer Untersuchung seien "schwerwiegende Verstöße" bei der Erhebung und Verwendung personenbezogener Daten durch Didi festgestellt worden. Didi vermittelt in China rund 80% aller Ride-hailing-Fahrten und das App-Verbot stellt eine große Gefahr für das Unternehmen dar. Zwar dürfen aktuell noch die bereits installierten Apps weitergenutzt werden, aber die Gewinnung neuer Kunden liegt auf Eis. Dementsprechend stürzte der Didi-Aktienkurs massiv ab und unterschritt auch den Emissionspreis deutlich. Softbanks Vision Funds hält 21,5% der Anteile und leidet daher mit. Und hier zeichnet sich ein Muster ab, denn das chinesische Kabinett erklärte, China werde die Aufsicht über chinesische Firmen verstärken, die im Ausland börsennotiert sind. Im Rahmen der neuen Maßnahmen wird China die Regulierung des grenzüberschreitenden Datenverkehrs und der Sicherheit verbessern, gegen illegale Aktivitäten auf dem Wertpapier-Markt vorgehen und betrügerische Wertpapier-Emissionen, Marktmanipulation und Insiderhandel bestrafen. China werde auch die Finanzierungsquellen für Wertpapier-Investitionen überprüfen und die Verschuldungsquote kontrollieren. Die Botschaft an chinesische Unternehmen ist unmissverständlich: Leg Dich nicht mit der Kommunistischen Partei (KP) an! China ist keine Demokratie, sondern eine sozialistische Diktatur. Viele Jahre lang hat China Unternehmen vergleichsweise große Freiheiten geboten, damit sie zu global Playern heranwachsen können. Und nun hat man Angst vor dem Geist, den man aus der Flasche gelassen hat. Denn die Unternehmen sind Kapitalisten, sie haben ein eigenes Selbstbewusstsein entwickelt und stellen die KP infrage. Das wird für die KP und ihren ultimativen Führungsanspruch zur Gefahr. Und so stutzt sie den Aufsteigern die Flügel. Alibaba-Gründer Jack Ma erlebte das vor einem halben Jahr. Er hatte sich unmittelbar vor dem Börsengang von Alibabas Finanztochter ANT Group negativ über Chinas Führung und die angestaubte Bankwirtschaft geäußert und dann wurde die ANT Group über Nacht von den Regulierungsbehörden ins Kreuzfeuer genommen. Aus dem ehemaligen aufstrebenden Fintech wird nun zwangsweise eine klassische Bank – und Milliarden an Werten verpufften. Alibaba ging 2007 an die Börse. 2014 gab man sein Listing in Hongkong wieder auf und wechselte komplett an die New York Stock Exchange. Erst 2019 im Zuge des USA-China-Handelskriegs erfolgte ein neuerliches Listing auch in Hongkong. Und es trifft weitere Unternehmen, die kürzlich den Weg an eine US-Börse gegangen waren. So sind auch Full Truck Alliance und Kanzhun betroffen. An der Full Truck Alliance hält der Vision Fund 20% der Anteile. Und im Mai berichtete Reuters, dass Peking die Audio-plattform Ximalaya bedrängen würde, ihre Pläne für eine Börsennotierung in den USA fallen zu lassen. Stattdessen solle man sich für Hongkong entscheiden. Wenn man diese Vorgänge zusammen mit den Kartellverfahren in den USA und Europa gegen führende Technologie-Firmen bringt, bei denen es um das Sammeln und Auswerten von Kundendaten geht, kann man schon fast von einem aufziehenden Daten-Weltkrieg sprechen. Die Staaten erkennen die große Bedeutung der Daten und wollen diese nicht mehr einfach nur privaten Unternehmen zur Profit-Maximierung überlassen. Sie haben ihr eigenes strategisches Interesse an den Daten ihrer Bürger entdeckt. Noch wichtiger als selbst Zugriff auf diese Daten zu erhalten, ist ihnen, dass anderen Staaten dieser Zugriff verwehrt wird. Das bedroht die Geschäftsmodelle vieler Firmen, die bisher weitgehend ohne Rücksicht und ohne Skrupel die Nutzerdaten erheben und ausbeuten konnten. China legt seinen Unternehmen die Daumenschrauben an, damit sie von einem Listing an einer US-Börse Abstand nehmen. Das liegt auch an deren neuen Richtlinien, die vorschreiben, dass ausländische Firmen von US-Börsen verbannt werden, wenn sie drei Jahre infolge die dort geltenden Bilanzierungs- und Offenlegungspflichten nicht eingehalten haben. Für die Unternehmen ergibt sich hieraus eine schwierige Lage. Chinesische Gesetze verbieten ihnen, bestimmte Daten an ausländische Behörden oder Unternehmen herauszugeben. Ohne diese Herausgabe könnten sie aber von den US-Börsen ausgeschlossen werden. Dabei sind die US-Börsen seit langem die beliebteste Anlaufstelle für Wachstumsfirmen. Wegen des Prestiges eines US-Listings, aber vor allem wegen der hohen Liquidität und der höheren Bewertung die Technologie-Firmen aus den Emerging Markets an den US-Börsen zugebilligt werden. Alleine im 1. Halbjahr 2021 gab es bisher 34 Listings chinesischer Firmen an US-Börsen und die spielten die Rekordsumme von 12,5 Milliarden US-Dollar ein. Und damit wird es auch wieder für Softbank konkret. Nicht nur, dass einige wertvolle Beteiligungen ins Fadenkreuz der chinesischen Behörden geraten sind und ihr Geschäftsmodell bedroht ist, sondern die weitere Eskalation in diesem „Krieg der Daten“ verschließt chinesischen Unternehmen den lukrativen Exit durch einen US-Börsengang. Und das reduziert natürlich auch die Aussichten für die vielen Start-ups im Portfolio der beiden Vision Funds. Sekt oder Selters? Bleibt am Ende die Frage, ob sich die Softbank-Aktie für Anleger lohnt. Es gibt gute Gründe, weshalb der Kurs vom Hoch deutlich gefallen ist. Und auch nach 30% Kursverlust gibt es keine Garantie, dass der Kurs nicht noch weiter fallen kann. Spöttisch könnte man es so formulieren: „Was ist eine Aktie, die um 95% gefallen ist? Eine Aktie, die sich nach 90% Kursverlust halbiert hat“. Der negative Einfluss der verstärkten Regulierung auf die Technologie-Firmen ist nicht von der Hand zu weisen. Und wenn sich der Kurs von Softbank-Beteiligungen reduziert, fällt auch der Nettoinventarwert der Softbank-Aktie. Auf der anderen Seite beträgt der Abschlag 50%. Das ist eine sehr hohe Sicherheitsmarge. Und Softbank investiert viel Geld in viele neue Start-ups, hier reifen die neuen Einhörner heran. Masayoshi Son prägt gerne das Bild von Softbank als der Gans, die goldene Eier legt. Das hat sie getan in den letzten Jahren. Auf der Hauptversammlung vor einigen Wochen sagte Son, Softbank sei heute weniger ein Venture Capitalist als ein Vision Capitalist. Softbank investiert in Visionen und in Visionäre. Im Jahr 2020 steckte Son ein Fünftel seines Kapitals in einen jungen Mann, der eine Vision hatte. Und dieser Jack Ma hat seine Vision Alibaba Wirklichkeit werden lassen. Softbank investiert seit Jahren in viele neue Jack Mas. Von denen werden viele scheitern. Aber einige werden sich durchsetzen, allen Widrigkeiten zum Trotz. Damit Anleger mit der Softbank-Aktie außergewöhnliche Kursgewinne einfahren können, müsste nur ein einziges dieser vielen potenziellen goldenen Eier in den nächsten 20 Jahren eine ähnliche Rendite erzielt wie Sons Alibaba-Investment. Softbank K.K. (ISIN: JP3436100006) | | WKN / Kürzel | Börsenwert | KGV 21e/22e/23e | Kurs | 891624 / SFT | 100 Mrd. EUR | 4 / 12 / 13 | 58,40 EUR | Mein Fazit Mein Fazit ist daher eindeutig: Für Anleger mit einem mittel- bis langfristigen Anlagehorizont bietet die Softbank-Aktie ein ausgezeichnetes Chance-Risiko-Verhältnis. Und man bekommt sie auch noch zum halben Preis.
Die heutige Ausgabe entstand wieder in Zusammenarbeit mit Michael C. Kissig, Value Investor und Betreiber des Blogs „iNTELLiGENT iNVESTiEREN“. | | Hinweispflicht nach §34b WpHG: Der/die Verfasser ist/sind in ein oder mehreren der oben genannten Wertpapieren/Basiswerten zum Zeitpunkt des Publikmachens des Artikels investiert: Softbank Group. Es können daher Interessenskonflikte vorliegen. Die in diesem Artikel enthaltenen Angaben stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Meine neuesten Videos
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