nach dem Silvesterchaos in Berlin und anderswo werden die Rufe nach einem bundesdeutschen Böllerverbot lauter. Das ist aus zwei Gründen bemerkenswert: Erstens sind wirklich gefährliche Knaller wie die berüchtigten „Polen-Böller“ bei uns längst verboten, kamen bei den teils bürgerkriegsähnlichen Zuständen in der Neujahrsnacht aber dennoch zum Einsatz. Ein Verbot allein scheint also nicht zu reichen. Und zweitens ist diese Debatte ein populistisches Ablenkungsmanöver, mit dem Politik und Sicherheitsbehörden aus meiner Sicht versuchen, die viel wichtigere Debatte zu umgehen: Wie ist es eigentlich noch um ihre Fähigkeit bestellt, die öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten? Ich bin gegen ein Böllerverbot. Warum, das lesen Sie hier. Das Thema wird auch innerhalb der Cicero-Redaktion heiß diskutiert. Und ich räume gerne ein: Ja, es gibt durchaus Argumente, die für ein bundesdeutsches Böllerverbot sprechen. Also haben wir uns für ein bewährtes Format entschieden, um der Debatte in der nötigen Breite Rechnung zu tragen: für einen Artikel pro und einen contra Böllerverbot. Lena Middendorf studierte Politik- und Kommunikationswissenschaften an der Uni Greifswald und ist derzeit Hospitantin bei Cicero. Sie ist pro Böllerverbot und findet: Rücksichtnahme ist nicht gleich Freiheitsverlust. Apropos Freiheitsverlust: Wie sehen eigentlich die rechtlichen Konsequenzen aus, wenn in Berlin und anderswo Einsatzkräfte und Passanten angegriffen werden? Reicht eine Geld- oder Bewährungsstrafe? Oder gilt es gar, ein Exempel zu statuieren, und die größten Chaoten hinter Gitter zu bringen? Der Strafrechtler Holm Putzke gibt in einem Gastbeitrag für Cicero Antworten – und sagt, warum man die Probleme jetzt nicht bei den Richtern und den Staatsanwälten abladen sollte. Versagt habe nämlich die Politik.. Auch das Thema Gendern erhitzt bekanntlich die Gemüter, der Satz „Transfrauen sind Frauen“ ebenso. Aber auch über die Rolle der Medien in der Corona-Pandemie und die Frage, ob sich zu viele Redaktionen haben degradieren lassen zu verlängerten Pressestellen der politisch Verantwortlichen, lässt sich trefflich streiten. Kontrovers, aber heiter geht das mit Friederike Sittler. Sie ist Abteilungsleiterin bei Deutschlandfunk Kultur und Vorsitzende des Journalistinnenbundes. Unser ausführliches Gespräch lesen Sie hier. Was wiederum die Diskussion über den verstorbenen Papst Benedikt XVI. und darüber betrifft, was von ihm bleibt, zeigt sich der Theologe Manfred Lütz im Interview mit meinem Kollegen Volker Resing unzufrieden. In Deutschland werde ein zu negatives Bild des verstorbenen Benedikt XVI. gezeichnet, beklagt Lütz. Denn sogar längst widerlegte Falschbehauptungen zu Ratzingers Lebenswerk würden kolportiert. Und überhaupt: Vor allem in der Missbrauchskrise habe Papst Benedikt mehr gegen den Missbrauch unternommen als jeder andere Katholik. Ich wünsche Ihnen eine gute Lektüre. Bleiben Sie optimistisch. Ihr Ben Krischke, Leiter Debatte |