seit mehr als zehn Jahren ist der 29. Juni im Kalender der kuriosen Feiertage aus aller Welt gelistet. Denn der 29. Juni ist der International Mud Day, der Internationale Matschtag. In Schweden scheint man es mit diesem noch relativ jungen Gedenktag bereits sehr ernst zu nehmen; ernster zumindest als hierzulande. Schwedens Übergangsregierungschef Stefan Löfven nämlich hat die Gunst der Stunde gleich einmal genutzt, um reichlich Matsch gegen die schwedische Linke zu schleudern. Die, so der gestern zurückgetretene Regierungschef, sei schuld am Aus seiner rot-grünen Koalition. Die Linke habe sich mit den rechten Schwedendemokraten verbündet und ihm seine Arbeit unmöglich gemacht. Patsch! Da lag der Ball erst einmal wieder im matschigen Feld des Gegners. Ob sich aus der aktuellen politischen Krise in Schweden noch eine handfeste Schlammschlacht entwickelt, weiß Cicero-Redakteurin Uta Weisse. In ihrem Text „Höchste Zeit, dass die Sozialdemokraten erwachen“ beschreibt sie das schmerzliche Ende des sozialdemokratischen Wegs im Land der Elche und der Billy-Regale. Mit reichlich Matsch wirft in gewisser Weise auch der Konstanzer Neuropsychologe und Traumaforscher Thomas Elbert. Im Interview mit Cicero spricht der Leopoldina-Wissenschaftler offen über die Ursprünge der Aggression bei Amokläufern, Islamisten sowie rechtsextremen Gewalttätern und geht bei allem Verständnis für die oft traumatischen Ursprünge der Gewalt auch hart mit der Flüchtlingspolitik der Bundesregierung ins Gericht: „Natürlich muss man Menschen Asyl bieten, die in ihrem Heimatland verfolgt und gefoltert werden“, sagt Elbert. „Momentan aber ist dem Missbrauch des Asylrechts Tür und Tor geöffnet. Während die Bedürftigen oft außen vor bleiben, werden die aufnehmenden Gesellschaften überfordert […]. Hier müsste von Grund auf neu gedacht werden. Aber daran traut sich niemand!“ Stattdessen wird einfach nur zugeschaut. Und damit wären wir schon beim nächsten Interview: Das hat Alissa Kim Neu mit dem Terrorismus-Experten Dirk Laabs geführt. Es geht um die Frage, wie rechtsextremistische Vorfälle in Polizei und Bundeswehr einzuschätzen sind und wie das Gewaltpotenzial bei der Truppe eingedämmt werden kann. Nach Laabs, Autor des Buches „Staatsfeinde in Uniform“, ist es an der Zeit, das Leugnen und Wegschauen zu beenden: „Solche Relativierungen wirken wie ein Passierschein, der irgendwann den Eindruck erweckt, dass Polizei und Bundeswehr über dem Gesetz stehen.“ Doch statt zu handeln, sei der Militärische Abschirmdienst dysfunktional gewesen und Politiker wie Olaf Scholz oder Horst Seehofer hätten relativiert. Patsch! Da ist der Matsch wieder da. So ein International Mud Day ist eben wirklich eine feine, wenn auch dreckige Sache. Ihr Ralf Hanselle, stellvertretender Chefredakteur |