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Stefan Gilsbach
Lokalredakteur Radevormwald
10. Februar 2024
Liebe Leserin, lieber Leser,
Hückeswagen, Radevormwald und Wermelskirchen aus einer Hand – das erwartet Sie in diesem Newsletter. Und das sind unsere Themen:
Das jecke Feiern dürfte zumindest den Eltern von 15 Schülern vergrätzt worden sein, die von der Gesamtschule eine Absage bekommen haben. Das muss den 15 betroffenen Familien wie ein Tiefschlag vorkommen. Kein Wunder: In aller Ohren klingen noch die deutlichen Ansagen nach.
Zum einen hatte der kommissarische Gesamtschulleiter Torsten vom Stein seit dem politischen Beschluss zur Gründung einer Gesamtschule in Wermelskirchen stets betont, dass es das Ziel der neuen Schulform sein müsse, jedem Wermelskirchener Kind in Wermelskirchen einen Schulplatz anbieten zu können. Zum anderen hatte sich der Stadtrat, allen voran die mitgliederstärkste Fraktion der CDU, diesem Ansinnen angeschlossen. Jedes Wermelskirchener Kind soll nach der Grundschulzeit einen Platz an einer weiterführenden Schule in Wermelskirchen bekommen, lautete der Tenor unter dem Eindruck, dass sich vor der Gesamtschul-Gründung viele Eltern zugunsten einer Schule in einer der Nachbarstädte von Wermelskirchen entschlossen hatten.
Von diesen Ansagen, Beteuerungen und Zielsetzungen scheint nicht viel geblieben zu sein. Alles nur Schall und Rauch?
Aber: Spätestens der Zuspruch bei den Anmeldezahlen an der Gesamtschule für das erste Schuljahr ihres Bestehens hatte im vergangenen Jahr gezeigt, dass die neue weiterführende Schulform auf den einst gewünschten Zuspruch stößt – da zeigte sich, dass die Prognosen des Schulentwicklungsplans nicht nur bloße Kaffeesatz-Leserei sind.
Für die Grünen und die FDP, die im Schulterschluss nach wie vor eine sechszügige statt einer fünfzügigen Gesamtschule fordern, ist die das Platzangebot übersteigende Anmeldezahl Wasser auf die Mühlen. Für die Umsetzung einer Sechszügigkeit haben die Liberalen mit den Grünen die Prüfung einer Zwei-Standort-Lösung für die Gesamtschule in die Diskussion gebracht. Eine solche Lösung gilt als nicht sonderlich beliebt – Beispiele aus anderen Kommunen zeigen aber, dass eine Gesamtschule mit zwei Standorten reibungslos funktionieren kann.
Das Thema Gesamtschule hat nach wie vor genug Sprengstoff für eine hitzige Zeit für die Wermelskirchener Kommunalpolitik. Die hat sich dies selbst eingebrockt und wird sich in der nächsten Sitzung des Schulausschusses am Donnerstag, 15. Februar, im öffentlichen Teil mit dem Thema der Anmeldezahlen an der Gesamtschule befassen. Wir dürfen gespannt sein, wie die Politik das entschärfen will und welche Signale sie den Eltern der 15 Schüler ohne Gesamtschulplatz sendet.
Dass das Hückeswagener Schloss nach der umfangreichen Sanierung in großen Teilen völlig anders genutzt wird, als es bislang der Fall ist, das haben die Politiker in Hückeswagen längst entschieden. Für CDU und FaB geht es jetzt schon darum, wer sich künftig um die Verwaltung des Gebäudes kümmert . Denn die Stadtverwaltung wird es wohl personell kaum stemmen können, sich um die kontinuierliche Vermietung, um die Gastronomie und die Veranstaltungsräume zu kümmern. Dass die Bürger in irgendeiner Form an der künftigen Verwaltung des Hauses beteiligt werden sollen, ist genau der richtige Weg. Denn auch wenn das Schloss einer völlig neuen Nutzung zugeführt wird, sollte es doch das Schloss aller Hückeswagener bleiben. Mit diesem Gebäude identifizieren sich viele, viele Auswärtige verbinden mit Hückeswagen halt die Schloss-Stadt. Das Schloss als imposanter Mittelpunkt einer schmucken und pittoresken Altstadt. Ob ein Schlossbauverein oder eine gGmbH – egal, welche Rechtsform oder Konstruktion es am Ende wird: Die Hückeswagener müssen auf dem Weg hin zu ihrem „neuen Schloss“ mitgenommen werden. Die Verwaltung und Organisation obliegt dann schlussendlich anderen, was aber ebenfalls von Vorteil sein kann. Die Ideen von CDU und FaB bergen viele Chancen.
Meckern und motzen über die Jugend von heute, die ja ach so schlecht ist – das kann jeder. Und früher war ja sowieso alles besser. Auch so ein beliebter Ausspruch, den man kaum noch hören mag. Wir leben im Hier und Jetzt, und ja, da gibt es junge Menschen, die bedingt durch Flucht und Vertreibung ihren Weg ins Leben, in den Beruf, in eine Familie oder Partnerschaft vielleicht noch nicht gefunden haben. Die stringente Anleitung brauchen, einen geregelten Tagesablauf, Struktur im Alltag. Seit gut fünf Monaten kümmert sich das Jugend- und Sozialwerk Gotteshütte in der neuen Jugendwohngruppe „Wave“ um eben solche Menschen auf ihrem Weg zum Erwachsensein, zur Selbstständigkeit. Eine immens wichtige Aufgabe. Gerade für junge Männer ab 16 aus völlig anderen Kulturkreisen, die vor Gewalt und Krieg in ihrer Heimat geflohen sind. Die unbegleiteten Flüchtlinge wollen sich integrieren, wollen Teil der hiesigen Kultur werden. Da ist die Verantwortung, die die Gotteshütte übernimmt, riesengroß. Aber das Jugend- und Sozialwerk stellt sich dieser Aufgabe, damit diese jungen Menschen nicht verloren gehen und eine Chance für ein selbstbestimmtes Leben bekommen. Diese Chance haben sie verdient.
Im vergangenen Jahr hat sich der neue Jugendbeirat in Radevormwald konstituiert. So mancher Erwachsene mag gedacht haben, dass das neue Gremium eher symbolische Bedeutung haben wird. Falsch gedacht: Die jungen Leute beschränken sich keinesfalls darauf, einfach nur in den Sitzungen anwesend zu sein. So hat der Jugendbeirat jüngst einen Antrag formuliert, der im Bauausschuss auf positive Resonanz stieß – auch bei Vertretern des Seniorenbeirates. Es geht um die Wegebeleuchtung der Bahntrasse in Bergerhof, die bei Dunkelheit nicht nur auf Jugendliche unsicher wirkt. Eine gute Idee, die Verwaltung will nun die mögliche Umsetzung prüfen. Der Jugendbeirat hatte auch beim vergangenen Weltkindertag eine Stadt-Rallye organisiert, und das Vorstandsmitglied Anastasia Dinh schaltete sich jüngst in die Debatte über eine mögliche Diskriminierung von Muslimen am Theodor-Heuss-Gymnasium ein. Der Jugendbeirat erweist sich als Bereicherung in der örtlichen Politik.
Wer durchs Bergische wandert, sieht an vielen Stellen kahle Höhen, wo einst gesunde Wälder standen. Auch in Radevormwald, etwa im Uelfetal, sind große Flächen kahl geschlagen worden, weil die Bäume durch Trockenheit und Schädlingsbefall krank geworden waren. Die Schäden bieten aber auch die Chance, einen neuen Wald zu pflanzen, der weniger von Fichten-Monokulturen geprägt ist. Die reformierte Gemeinde, einer der größten Waldbesitzer in Radevormwald, geht mit gutem Beispiel voran und sorgt auf ihren Flächen für eine Wiederbewaldung. Dafür basteln Gemeindemitglieder eigens Hüllen zum Schutz vor Wildverbiss. Wenn dieses Engagement Schule macht, muss uns um die bergischen Wälder nicht bange sein.
Ein schönes Wochenende wünscht Ihnen
Ihr
Stefan Gilsbach
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