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Liebe Leserinnen & Leser,
ich hoffe, Sie hatten erholsame Ostertage! Nach den Feiertagen erwarten uns erneut ungewisse Tage: Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet fordert einen neuen bundesweiten Lockdown, während das Saarland ab heute die angekündigten Lockerungen für Menschen mit aktuellen, negativen Corona-Testergebnissen durchzieht. Auch bei mir hier in Leipzig bestünde nach einer zweitägigen "Osterruhe durch die Hintertür" am Gründonnerstag und Karsamstag ab heute die Möglichkeit, mit einem negativen Corona-Test shoppen zu gehen. Ein Modell mit Zukunft? Schreiben Sie mir gern Ihre Gedanken an [email protected].
Herzliche Grüße, Ihr Florian Treiß
Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof (VGH) hat geurteilt, dass Schuhgeschäfte zu den für die tägliche Versorgung unverzichtbaren Ladengeschäften gehören und daher wie z.B. Lebensmittelläden auch bei hoher Corona-Inzidenz öffnen dürfen. "Tägliche Versorgung" bedeutet laut Gericht, dass auch Schuhläden einen individuellen Bedarf abdecken würden, der jederzeit und damit "täglich" eintreten könne. Da die Entscheidung am 1. April bekannt wurde, hielten einige Händler das Urteil zunächst für einen Aprilscherz, doch der Entschluss war ernst gemeint. Der Gerichtsbeschluss gilt nur für Bayern. Spannend wird nun, ob auch Gerichte aus anderen Bundesländern so urteilen oder ob die Verordnungen bundesweit entsprechend angepasst werden.
Offenbar haben sich die Textildiscounter Kik und Takko nach dem VGH-Entscheid kurzerhand selbst als "tägliche Versorger" eingestuft und einige Filialen geöffnet, um die Grenzen des Urteils auszuloten. Von Kik heißt es, Grundlage für die Entscheidung zur Öffnung der Läden sei "nicht das Thema Schuhe und auch keine Protestaktion, sondern dass unsere Filialen zu den Ladengeschäften gehören, die für die tägliche Versorgung unverzichtbar sind. Und hier sehen wir uns im Rahmen der derzeit gültigen rechtlichen und gerichtlichen Vorgaben wie sie zuletzt auch vom Bayerischen Verwaltungsgerichtshof festgelegt wurden." Doch der Vorstoß kam nicht überall gut an und führte zu mehreren Polizeieinsätzen, bei denen Filialen u.a. in Fürth und Kronach wieder geschlossen.
"Wenn Cafés und andere Geschäfte geschlossen haben, wird bei uns mehr eingekauft. Es gibt da interessante Tendenzen. Der Kunde kommt weniger häufig zu uns, kauft aber mehr ein. Vor der Pandemie hatten wir den umgekehrten Trend."
Das sagt Dirk Thärichen, Chef von Konsum Leipzig. Die genossenschaftliche Supermarktkette konnte ihren Umsatz im vergangenen Jahr um 20 Millionen auf 158 Millionen Euro steigern. Ungefähr die Hälfte dieser Umsatzsteigerung sei Corona-bedingt, schätzt Thärichen, was am Beispiel seines Unternehmens ganz gut den Boom im Lebensmitteleinzelhandel erklärt.
Das auf Rasierer und Pflegeprodukte spezialisierte Startup Harry's aus New York bekommt von Investoren 155 Millionen Dollar und wird dabei mit insgesamt 1,7 Milliarden Dollar bewertet. Die Kapitalspritze will das Unternehmen nutzen, einerseits andere Marken zu kaufen, die ebenfalls auf das Vertriebsmodell Direct to Consumer setzen. Andererseits soll das Geld in die internationale Expansion fließen: So sind die Produkte von Harry's seit einem Monat auch in Deutschland erhältlich. Ironie der Geschichte: Harry's lässt seine Rasierklingen bereits seit seiner Gründung in einer Traditionsfabrik in Thüringen herstellen, in der heute 600 Menschen arbeiten und in die Harry's rund 250 Millionen Euro investiert hat.
Auch das Berliner Startup Charles freut sich über eine Kapitalspritze: Das einst als erster WhatsApp-Shop in Europa gelaunchte Unternehmen bietet heute Conversational Commerce, also den Kauf per Messenger, als Software as a Service für Händler an. An diese Idee glauben die renommierten Wagniskapitalgeber Accel und HV Capital und stecken zusammen 6,4 Millionen Euro in Charles. Andreas Tussing, Mitgründer bei Charles, sagt: "Mit der Finanzierung wollen wir unsere Lösung um weitere Funktionalitäten vor und nach dem Kaufabschluss ergänzen. Mehrere unserer Kunden machen bereits mehr als 25% ihres Umsatzes über WhatsApp, da die In-Chat-Conversion-Raten 10mal höher sind als im traditionellen E-Commerce. Unser Ziel ist es, unseren Erfolg auf diverse Kategorien auszuweiten und den Kundenservice unserer Händler in echte Vertriebskanäle zu wandeln."
Dass man bei Tchibo mehr als Kaffee kaufen kann, ist hinlänglich bekannt. Doch ein beliebtes Elektroauto über Tchibo zu abonnieren? Darauf muss man erstmal kommen. In Kooperation mit dem Unternehmen like2drive bietet Tchibo nun zwei Modelle mit "Rundum-Sorglos-Paket" an: Den Tesla Model 3 für 777 Euro im Monat oder den Fiat 500e Icon für 289 Euro im Monat. Im Preis inklusive sind u.a. Vollkasko-Versicherung, jahreszeitengerechte Bereifung, Wartung, Neuwagengarantie, Überführungskosten und auf Wunsch ein kostenloser Fahrzeugcheck vor der Übergabe. Eine Anzahlung, Startgebühr oder Schlussrate entfällt.
Hervorgegangen aus dem Innovationshub von REWE digital, hat sich die OC fulfillment GmbH zum Ziel gesetzt, mit ihrer modularen Plattform fulfillmenttools Händler beim Aufbau einer Omnichannel-Erlebniswelt mit Ship-from-Store, Click & Collect uvm. zu unterstützen. Um die Pläne voranzutreiben, erweitert das vergangenenes Jahr gegründete Unternehmen sein Management: Dr. Jürgen Brock vom globalen Technologiekonzern Fujitsu wechselt zur OC fulfillment GmbH und wird deren CEO. Er verstärkt damit die Geschäftsführung um Linda Kuhr (Marketing, Sales & Finance) und Björn Dröschel (Produkt & Technologie) und soll zusätzliche Expertise sowie internationales Know-how einbringen.
Aldis US-Ableger Trader Joe's ist der erste größere Händler, der mit der App MagnusCards kooperiert. Die App richtet sich an Autisten. Mithilfe digitalisierter "Kartendecks" führt die MagnusCards-App Benutzer durch Aufgaben und Aktivitäten, die sich für Autisten ansonsten herausfordernd oder überwältigend anfühlen könnten. Mit visuellen Hinweisen und schrittweisen Anweisungen (mit optionaler Audioverbesserung) konzentriert sich jedes Deck auf einen anderen Aspekt des Einkaufserlebnisses von Trader Joe's. Beispiele hierfür sind "Auschecken Ihrer Artikel" und "Sensorische Erlebnisse im Geschäft".
Das Buzzword Direct to Consumer (DTC), siehe auch unsere Meldung zu Harry's weiter oben, macht die Runde. DTC könnte dabei zu einem neuen Schreckgespenst für unabhängige Händler werden, nachdem der DTC-Markt nicht mehr nur von Startups geprägt wird, sondern auch große Marken wie Adidas oder Nike ihren DTC-Eigenvertrieb stärken und Fremdvertrieb schwächen. Doch warum sind Käufe direkt beim Hersteller für Verbraucher attraktiv? Rund die Hälfte der Befragten eines neuen Reports von IFH Köln und KPMG, die bereits einmal direkt beim Hersteller gekauft haben, tat dies, weil das gewünschte Produkt nur dort verfügbar war. Auch die Gewissheit, keine Produktfälschung zu erhalten, spielt eine große Rolle bei der Entscheidung für den Herstellerkauf. Gründe der Bequemlichkeit, wie die Nähe zu täglichen Wegen oder One-Stop-Shopping-Aspekte, sprechen dagegen für einen Kauf beim Händler.
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