fühlen Sie sich eigentlich auch manchmal so orientierungslos? Das mag daran liegen, dass sich die Politik oft so schwer damit tut, die eigenen Ideen und Konzepte angemessen zu kommunizieren. Denken Sie nur einmal an Olaf Scholz. Der ist heute in den USA und unterhält sich in Washington mit US-Präsident Joe Biden über die Ukraine. Doch worum geht es genau? Was treibt den Kanzler an? Und wo will er hin? Was genau der Inhalt des Gesprächs ist, weiß niemand so recht. Das macht auch unseren Autor Thomas Jäger etwas ratlos. Beschäftigen wir uns also lieber mit den Dingen, die wir wissen, genauer gesagt: mit denen, die nur wir wissen. Dazu gehört etwa auch dieses: Außenministerin Annalena Baerbock will monatlich bis zu 1000 Afghanen und deren Angehörige nach Deutschland holen. Eigentlich sollte es um Menschen gehen, die von den Taliban verfolgt werden. Doch in der deutschen Botschaft vor Ort schlägt man Alarm: Auf den Aufnahmelisten finden sich zahlreiche Islamisten und Scharia-Gelehrte, wie Cicero in einer lesenswerten Recherche herausgefunden hat. Ein anderes Land, ähnliche Ungereimtheiten: Der versuchte Abriss eines vom Erdbeben nicht beschädigten Amtes für Bauaufsicht im türkischen Hatay wirft viele Fragen auf. Dem Einsatz der Anwältin Bedia Büyükgebiz ist es zu verdanken, dass die im Gebäude befindlichen Dokumente in Sicherheit gebracht werden konnten. Worum es genau geht, das hat Cicero-Autorin Ilgin Seren Evisen in einem Gespräch mit der Anwältin herausgefunden. Im Interview stellt diese unmissverständlich fest: „Wir haben das Vertrauen in den Rechtsstaat verloren“. Wem aber kann man dann noch vertrauen? Der Europäischen Union vielleicht? Denkste! Für unseren Autor Thomas Mayer scheint die auf dem Weg in den bürokratischen Sozialismus zu sein. Das ist natürlich etwas zugespitzt. Aber wenn man mit diesem Ausdruck Zentralplanung, Wirtschaftslenkung, Umverteilung und haushälterische Nachlässigkeit in einem von der Bürokratie beherrschten System assoziiert, dann kann man die EU durchaus auf dem Weg dorthin sehen. Während die einen also auf Ideen aus der Geschichte setzen, marschieren die anderen in die Zukunft. Das behaupten sie zumindest: Fridays for Future nämlich demonstrierten heute gemeinsam mit der Gewerkschaft Ver.di in Berlin für mehr Klimaschutz. Dieses Bündnis schadet den Gewerkschaften insgesamt, meint Cicero-Autor Hans Martin Esser. Denn in der IG Metall zum Beispiel dürfte man sich kaum für Deindustrialisierung in Namen des Klimas begeistern. Und wo bleibt das Positive? Beim Freitags-Podcast natürlich. Als Gast heute: der Soziologe Hartmut Rosa. Im Gespräch mit Ulrike Moser geht es um die Frage, ob Demokratie Religion braucht. Ja, sagt Rosa, der am 15. März mit dem Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft ausgezeichnet wird. Gerade in einer krisenhaften Gesellschaft, die auf ständiges Wachstum ausgelegt sei und darauf mit Aggression und Entfremdung reagiere. Religion eröffne ein anderes Weltverhältnis, die Erfahrung von „Resonanz“. Reinhören lohnt sich! Ihr Ralf Hanselle, stellvertretender Chefredakteur |