| der Tag beginnt heute mit bedeutsamen Worten, die wie ein Bumerang wirken: „Wir kommen nicht umhin, unsere Zukunft selbst in die Hand zu nehmen“, schrieb CDU-Generalsekretärin Angela Merkel im Dezember 1999 in der „FAZ“, und (hier leicht gekürzt): „Vielleicht ist es nach einem so langen politischen Leben wirklich zu viel verlangt, von heute auf morgen alle politischen Ämter niederzulegen. Und deshalb liegt es an uns, wie wir die neue Zeit angehen.“ Der Text war Aufruf, Abschied, Angriff und Anfang zugleich: ein Aufruf an die Partei, Abschied von Helmut Kohl, Angriff auf den Parteivorsitzenden Wolfgang Schäuble (mit dem der Artikel nicht abgestimmt war und der auch bald darauf stürzte) – und der Anfang der Ära Merkel. Fast genau 19 Jahre später und nur drei Tage vor der Neuwahl der CDU-Spitze sagt, wieder in der „FAZ“, der heutige Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble: „Wie es auch schon bei Helmut Kohl war, so werden selbst erfolgreiche Kanzlerschaften nach langer Zeit irgendwann zäh“, und: „Es wäre das Beste für das Land, wenn Friedrich Merz eine Mehrheit auf dem Parteitag erhielte.“ Schäubles Botschaft: Isch over, Angela - wie schon bei Kohl, selbst aufgeben ist vielleicht wirklich zu viel verlangt, es liegt jetzt an uns, denn es ist das Beste für das Land. Aufruf, Abschied, Angriff, Anfang – „das Beste für das Land“ bedeutet für Schäuble: Merz soll Kanzler werden, und zwar schnell. Ein Szenario: Merkel tritt zurück (oder der Bundestag spricht ihr das Misstrauen aus), Schäuble wird zum Übergangskanzler gewählt, vorzeitige Auflösung des Bundestags, Neuwahlen parallel zur Europawahl, die Union wird stärkste Fraktion, Merz handelt eine neue Koalition aus. Schäuble ist übrigens erst 76 - Adenauer war nur drei Jahre jünger, als er Kanzler wurde (und regierte dann noch 14 Jahre). |
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