Liebe Frau Do, Emmanuel Macron hat noch nicht aufgegeben. Der französische Präsident will den deutschen CSU-Europapolitiker Manfred Weber unbedingt als neuen Chef der EU-Kommission verhindern, das Spitzenkandidaten-Modell aus dem Europawahlkampf findet er, der machtbewusste Präsident aus Paris, ohnehin unsinnig. Lieber sähe Macron die sozialliberale, dänische Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager an der Spitze der EU-Regierung und seinen Notenbank-Chef François Villeroy de Galhau auf dem Chefsessel der EZB. Doch was bekäme dann Weber? Bundeskanzlerin Angela Merkel und die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer halten bislang an Weber als Kandidaten für die Spitze der Kommission fest, der niederländische Regierungschef Mark Rutte ist Merkels Wunschkandidat für den Ratspräsidenten, auch die litauische Präsidentin Dalia Grybauskaitė wird immer wieder genannt als Vertreterin der kleineren, osteuropäischen Staaten. Der Postenpoker in Brüssel geht in die Endrunde. Kristina Dunz bringt sie auf den neuesten Stand. Unsere neue Kollegin Alev Dogan, 29 Jahre alt, geboren am schönen Rhein in Bad Honnef, familiäre Wurzeln in Ostanatolien, hat die vergangene Woche in Istanbul verbracht. Wer Alev Dogan nach ihrer Identität fragt, bekommt die Antwort, dass zwei Herzen in ihrer Brust schlagen. Die Deutschtürkin sieht mit großer Sorge, wie der türkische Präsident Erdogan seit dem Putsch-Versuch 2016 das Land zu einem autoritären Zwangsregime umbaut. In Istanbul hat Alev Dogan nun persönlich erlebt, wie der Erdogan-kritische Bürgermeisterkandidat Ekrem Imamoglu als Hoffnungsträger der Opposition zum Star emporsteigt und zugleich der Widerstand gegen ihn gewachsen ist. Die mediale und politische Kampagne der AKP und des türkischen Präsidenten gegen Imamoglu ist intensiv. Wenn er es an diesem Sonntag trotzdem schafft, so schreibt es Dogan in ihrer lesenswerten Reportage, wäre es der Anfang vom Ende der Ära Erdogan. Nun ist Gewissheit, was in den Gesichtern vieler Politiker weltweit für Grimmen sorgt. Donald Trump will es erneut wissen und hat seine Kandidatur für eine zweite Amtszeit angekündigt. Neulich liebäugelte er sogar mit einer dritten Amtszeit und will dafür notfalls die Verfassung ändern lassen. Das Land brauche ihn, nie ging es den USA so gut wie unter dem Präsidenten Donald Trump. So sieht es Donald Trump. Dass der Graben im Land tief ist, die Kommunikation zwischen den Demokraten und Republikanern nahezu vergiftet und viele Minderheiten wie Latinos und Afroamerikaner sich Sorgen machen, blendet Trump aus. In einer jüngsten Umfrage der Zeitung USA Today wünschen sich die Wähler nichts sehnlicher als mehr Miteinander in der Politik. Trotzdem hat Trump gute Chancen auf eine Wiederwahl. RP Online hat die Details. Einen gesegneten Fronleichnam wünscht Michael Bröcker Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |