S&P 500 nähert sich lediglich wieder dem Gewinntrend an
S&P 500 nähert sich lediglich wieder dem Gewinntrend an von Sven WeisenhausAuf der Suche nach Gründen für die aktuellen Kursbewegungen/Kursverluste schaue ich mir natürlich auch Berichte anderer Medien an. Denn eventuell erhalte ich dort Informationen, die mir bislang noch nicht vorliegen. Doch bei der aktuellen Recherche komme ich mehr und mehr zu der Erkenntnis, dass die Themen, die derzeit als Gründe für die Kursverluste genannt werden, längst bekannt und oft sogar schon ein alter Hut sind. Und an den Börsen ist nichts älter als die Nachricht von gestern. Der Handelsstreit, der italienische Staatshaushalt, der nahende Brexit, die Probleme einiger Schwellenländer(währungen), die weltweite Verschuldung, die Warnungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) vor möglichen Problemherden… - alles schon hundertmal gehört und gelesen. Das kann aus meiner Sicht nicht mehr dafür herhalten, dass die Aktienkurse nun auch in den USA jüngst mal wieder stärker gefallen sind. Dennoch lese ich genau diese Begründungen derzeit in den Medien jeden Tag wieder aufs Neue. (Den Hauptgrund, der aus meiner Sicht für die jüngsten Kursverluste an den Aktienmärkten verantwortlich ist, hatte ich Ihnen am vergangenen Donnerstag genannt.) Aktienkurse folgen der Gewinnentwicklung Daher möchte ich Sie heute an eine von Nachrichten völlig unabhängige Sichtweise erinnern. Denn kaum zu leugnen ist, dass sich die Aktienkurse langfristig (und auch mittelfristig) an der Gewinnentwicklung der Unternehmen orientieren. Nur kurzfristig kann es durch Verwerfungen zu Abweichungen kommen. Und diese Verwerfungen werden meist durch die berühmte Sau verursacht, die durchs Dorf gejagt wird und damit eine bestimmte Stimmung unter den Anlegern hervorruft - sowohl in positiver (zu stark steigende Kurse) als auch in negativer (zu stark fallende Kurse) Hinsicht. Blendet man aber die Berichterstattung der Medien einfach einmal aus und besinnt sich zurück auf den Zusammenhang von Kurs- und Gewinnentwicklung, dann erkennt man einen weiteren und sehr simplen Grund für die aktuellen Kursverluste: die Kurse waren stärker gestiegen als die Gewinne. Und mit den aktuellen Kursverlusten hat sich die Schere, die sich zuvor schon sehr weit geöffnet hatte, wieder etwas geschlossen. Dies zeigt auch der folgende Chart von FactSet. Hier ist der Kursverlauf des S&P 500 (hell) den Gewinnen je Aktie (dunkel) gegenübergestellt. Diesen Chart kennen Sie vielleicht auch schon aus vorangegangenen Analysen. Zuletzt war er in der Börse-Intern vom 8. August zu sehen. Damals konnte man dazu folgendes lesen: „Würde der S&P 500 quasi von heute auf morgen um 12,7 % korrigieren, hätte sein 12-Monats-KGV den 10-Jahres-Durchschnitt erreicht. Und der S&P 500 (helle Linie im [..] Chart) würde mit einem Punktestand von rund 2.500 Zählern ziemlich genau auf den Wachstumstrend der Gewinne je Aktie (dunkle Linie) zurückfallen.“ Die Schere hat sich etwas geschlossen Inzwischen ist der S&P 500 bis auf im Tief auf rund 2.700 Punkte zurückgekommen. Die Schere hat sich also schon etwas geschlossen. Und wenn Sie mich nun fragen, wie weit der S&P 500 noch fallen wird, dann kann ich Ihnen diese Frage natürlich nicht exakt beantworten. Aber ein Punktestand von 2.500 Zählern würde den S&P 500 auch heute noch auf den Trend der Gewinne je Aktie zurückführen. Denn an den Gewinnerwartungen bzw. der Gewinnentwicklung hat sich trotz der ganzen oben genannten Probleme und Ereignissen nicht viel geändert. Fast unveränderte Gewinnerwartungen Erst vorige Woche hatte ich geschrieben, dass die Erwartungen an das Umsatz- und Gewinnwachstum im 3. Quartal 2018 zwar gegenüber den Werten von Mai und August leicht zurückgenommen wurden (siehe folgende Grafik), dieses Analystenverhalten aber typisch sei und die reduzierten Erwartungen meist übertroffen würden (in den vergangenen fünf Jahren um durchschnittlich 4,6 %). Und für das Jahr 2019 werden die Analysten kontinuierlich optimistischer: Das kann damit zusammenhängen, dass das kommende Jahr inzwischen immer näher rückt und sich die wirtschaftliche Entwicklung in diesem Zeitraum besser prognostizieren lässt. Zudem zeichnet sich immer stärker ab, dass sich die viel diskutierten Problemherde wohl nicht so negativ auf die Umsätze und Gewinne der Unternehmen auswirken werden, wie bislang befürchtet. Natürlich kann sich dies noch ändern - auch und insbesondere, wenn die inzwischen angelaufene Berichtssaison zum 3. Quartal 2018 stärker von den aktuellen Erwartungen abweicht. Doch angesichts der Tatsache, dass sich mit dem größeren Minus-Tag im S&P 500 vom 10. Oktober bis heute an der fundamentalen Lage noch nichts geändert hat, sehe ich in den aktuellen Kursverlusten lediglich die längst erwartete Annährung der Indexkurve in Richtung der Gewinnkurve (Grafik oben). Und diese Annährung kann sich noch fortsetzen, ohne dass dabei die Welt unter- bzw. der wirtschaftliche Aufschwung und der positive Gewinntrend zu Ende geht. Auch deshalb habe ich weiterhin die Hoffnung, dass wir an den Aktienmärkten keine großen Topformationen und damit nachhaltige Trendwenden sehen. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage Ihr Sven Weisenhaus www.stockstreet.de
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