hier kommt unser Wochenüberblick mit den aktuellen Publikationen, Veranstaltungen und Jobs. Russlands Krieg bedroht auch die Klimaforschung in der Arktis von Kai Kornhuber, Senior Research Fellow im Zentrum für Klima und Außenpolitik der DGAP WORUM ES GEHT: Gleich mehrere globale Krisen betreffen die Arktis auf besondere Weise: der Klimawandel, der Großmächtekampf um Ressourcen, neue Handelsrouten und geostrategische Macht – und Russlands Krieg gegen die Ukraine. Während die ersten beiden Aspekte bereits seit längerem Gegenstand außen- und umweltpolitischer Debatten sind, werden die fatalen Implikationen der neu hinzugekommenen Krise erst jetzt deutlich. Die institutionelle Forschungszusammenarbeit mit Russland als größtem Anrainerstaat der Arktis wurde eingefroren. Eine Unterbrechung, die die Beobachtung, das Verstehen und folglich die Bekämpfung der drastischen klimawandelbedingten Umweltveränderungen gefährdet. WAS AUF DEM SPIEL STEHT: Russlands Einmarsch in die Ukraine hat nicht nur die Sicherheits- und Friedensordnung in Europa zerstört, sondern bedroht auch die Arktis als Ort der friedlichen internationalen Forschungskooperation. Doch um die rapiden Klimaveränderungen und ihre Folgen in der Arktis und global zu verstehen und Lösungsstrategien zu ermitteln, bedarf es in der Region umfangreicher wissenschaftlicher Kooperation. Die Arktis ist besonders vom Klimawandel betroffen. Dort steigen die Temperaturen viermal schneller als im globalen Mittel – mit kritischen Folgen für die lokale Bevölkerung und Umwelt. Auch weltweit hat dies Konsequenzen. Immer häufigere Waldbrände und tauender Permafrost führen zu Treibhausgasemissionen, die den Klimawandel global anheizen, während schmelzendes Grönlandeis den Meeresspiegel ansteigen lässt. WAS ZU TUN IST: Angesichts der aktuellen Entwicklungen müssen Forschung und Umweltschutzinitiativen mittelfristig außerhalb von Russlands Einflusssphäre intensiviert werden. Zusätzlich kann das vermehrte Einbinden der arktischen indigenen Bevölkerung bei der Ko-Produktion von Wissen über Ökosysteme und Umwelt helfen. Zudem muss im Sinne des Pariser Klimaabkommens sichergestellt werden, dass fossile Ressourcen, die durch zurückweichendes Meereis verfügbar werden, im Boden bleiben. Russlands Angriffskrieg wird die geopolitische Landschaft der Arktis auch langfristig verändern: Mit der angestrebten NATO-Mitgliedschaft von Schweden und Finnland würden alle Anrainerstaaten der Arktis – darunter die USA, Kanada, Norwegen (Grönland), Dänemark, Island – außer Russland dem Bündnis angehören. Um handlungsfähig zu bleiben, bedarf es ihrer engen Zusammenarbeit. Nicht zuletzt, weil im Schatten des Ukraine-Krieges auch die Militarisierung der Arktis im Gange ist und zeigt, wie gefährlich eng Klimaschutz und geopolitische Konflikte miteinander verwoben sind. Ankündigung: Nächste Woche erscheint der Policy Brief "The Disruption of Arctic Exceptionalism" von Kai Kornhuber und fünf weiteren Autoren. |