| Liebe Leserinnen und Leser, übermorgen jährt sich zum 100. Mal die Oktoberrevolution. Anlässlich dessen sind zahlreiche Bücher erschienen, auch Spektrum befasst sich damit. Manchem dürfte es gleichwohl schwerfallen, die Tragweite des Themas zu erfassen, zumal heute ständig von irgendwelchen "Revolutionen" die Rede ist (im Design eines Autos, in der Ausstattung eines Smartphones und dergleichen). Die russische Revolution kostete etwa 10 Millionen Menschen das Leben, berücksichtigt man die Opfer von Bürgerkrieg, Terror, Hunger und Seuchen. Sie pulverisierte ein Weltreich, das ein Sechstel der globalen Landfläche bedeckte, strahlte auf den halben Erdball aus und setzte "ein riesiges Experiment in angewandter Soziologie in Gang – vielleicht das größte in der Geschichte der Menschheit", wie Historiker Orlando Figes schrieb. Das Experiment, so Figes, misslang auf entsetzliche Weise, denn der "Staat, wie groß er auch sein mag, kann die Menschen nicht zu gleichen oder besseren Wesen machen. Er kann nur seine Bürger gleich behandeln und sich bemühen, sicherzustellen, dass ihr freies Handeln sich auf das Allgemeinwohl richtet." Herzlich Ihr Frank Schubert [email protected] |