Alles, was heute wichtig ist

Diess-Rauswurf bei VW, Blume übernimmt

Autor Gerd Stegmaier

Von Gerd Stegmaier
Redaktioneller Gesamtleiter Digital für den Geschäftsbereich Mobilität
23.07.2022

"Herbert Diess hat sowohl in seiner Zeit als Vorstandsvorsitzender der Marke Volkswagen als auch des Konzerns die Transformation des Unternehmens maßgeblich vorangetrieben. Der Konzern und seine Marken sind zukunftsfähig aufgestellt, die Innovations- und Ertragskraft gestärkt. Herr Diess hat eindrucksvoll bewiesen, mit welchem Tempo und mit welcher Konsequenz er tiefgreifende Transformationsprozesse umsetzen kann. Dabei hat er das Unternehmen nicht nur durch extrem schwieriges Fahrwasser gesteuert, sondern auch strategisch grundlegend neu ausgerichtet." Würde man das in einem Arbeitszeugnis lesen, würde man einen solchen Mitarbeiter sofort einstellen wollen. Tatsächlich aber sind das die Abschiedsworte des Aufsichtsratsvorsitzenden Hans Dieter Pötsch an Herbert Diess. Die Kluft zwischen Wort und Tat passt zu Herbert Diess, der seine Verdienste mit gezielten Provokationen immer wieder selbst infrage stellte. Wenn er beispielsweise einen Stellenabbau von 30.000 Mitarbeitern durchrechnen ließ und sich nicht drum bemühte, das vor dem Betriebsrat geheim zu halten. Entsprechend frostiger fallen die Abschiedsworte von dieser Seite aus. "Wir müssen nicht nur unsere Produkte und Geschäftsmodelle transformieren, sondern ganz maßgeblich auch unsere Belegschaft. Unser Fokus als Arbeitnehmerseite ist dabei klar: Alle Kolleginnen und Kollegen müssen mitgenommen werden. Die heutigen Entscheidungen zahlen darauf ein", sagte die Betriebsratsvorsitzende Daniela Cavallo.

Die heutige Entscheidung ist die Berufung von Porsche-Chef Oliver Blume zum CEO des Konzerns. Blume gilt mit den Erfolgen von Porsche im Gepäck als nicht minder erfolgreich, im Gegensatz zu seinem Vorgänger jedoch auch als Teamplayer. Aber man glaube mal nicht, dass Diess seine konfliktfreudige Einstellung den Job gekostet hat. Vielmehr lässt sich der Hauptgrund wie so oft aus dem herauslesen, was auch der Aufsichtsrat nicht gesagt hat: Die Software-Entwicklung, aktuell entscheidendes Zukunftsfeld bei der Automobilentwicklung, kam unter Diess trotz jährlicher Investitionen von 2,5 Milliarden Euro in die eigens gegründete Tochtergesellschaft Cariad nicht in Gang. Außer Softwarefehlern selbst beim Golf und mehrerer Updates (natürlich nicht Over the Air) kam dabei nicht heraus. Tausende neu eingestellte Softwerker konnten daran nichts ändern. Weil, wie Experten meinen, bei der Software-Entwicklung nicht wie bei der von Hardware viel Personal viel hilft. Ergebnis: Zahlreiche Entwickler verlassen Cariad frustriert schon wieder und das Betriebssystem kommt und kommt nicht in Gang. Denn Cariad ist so wenig ein Softwareunternehmen wie VW. Ein strukturelles Problem, das auch Oliver Blume zu spüren bekam: Den Startzeitpunkt des Macan E musste Porsche verschieben. Diess' Problem muss Blume nun lösen. Eine Mammutaufgabe, die dadurch nicht einfacher wird, dass Blume weiterhin auch Chef in Zuffenhausen bleiben soll – der Konzern will den Sportwagenbauer separat an die Börse bringenund da sollte der CEO an Bord bleiben. Der Aktienverkauf soll dem Konzern Geld für Entwicklungen in die Kasse spülen – Software-Entwicklung beispielsweise.

 

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