Dobrindts Wahl-Plan – Maffays Festtag
● Atomausstieg: Kanzler geladen |
● Siemens: Gewinne und Jobabbau |
● Leoniden: Glanz am Nachthimmel |
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Liebe Leserin, Lieber Leser,
man vergisst so schnell, oder? Je rasanter die Zeiten, umso eher verdrängen wir Flops und Ärgernisse von gestern, womit ich bei unserem heutigen Star bin: Robert Habeck, Vize-Kanzler, Wirtschafts- und Klimaschutzminister, Mensch gewordener Küstennebel. Denn man durchschaut ihn nicht so richtig.
Am Wochenende wird er sich auf dem Grünen-Parteitag krönen lassen. Erst mal nur zum Kanzlerkandidaten. Und auch wenn ich es für ausgeschlossen halte, dass er es bis an die Spitze der nächsten Regierung schafft – er will offenbar kämpfen. Deshalb möchte ich Ihnen die fünf großen Habeck-Tricks erklären. Nur sollten wir vorher doch noch einen Absatz über seine verkorkste Ampel-Zeit verlieren. Von Wirtschaft hat er wirklich gar keine Ahnung. Obendrein vertraute er auch den falschen Freunden. So hätte der Wärmepumpen-Fetisch seines Staatssekretärs Patrick Graichen die Republik fast in einen Aufstand getrieben. Nur gut, dass Habeck den Mann wegen Korruptionsverdacht eh entlassen musste. Und sonst so? Ohne Not die letzten Atomkraftwerke abgeschaltet. Über Nacht die Elektroauto-Prämien gestoppt. Die Investitionen im Land sinken, die Schulden steigen. Im Oktober mussten fast 30 Prozent des deutschen Stroms mit Kohle produziert werden. Glückwunsch, Herr Habeck! Fürs Klima waren Sie kein Glücksfall, mit der Wirtschaft hatten Sie Pech. Und die mit Ihnen auch. |
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| Robert Habeck in dem Video, das seine Kanzlerkandidatur ankündigt (© x.com/roberthabeck) |
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Sein erster Trick war dann, dass er sich für all das auch mal entschuldigen konnte. Wer will noch böse sein, wenn Einsicht und Reue vorhanden sind? Trick 2 der Habeck’schen Selbstreanimation: Lässiges Schwamm-drüber. Neuanfang. Vergessen. Im September sagte er ohne zu lachen, er habe so viel angestoßen „wie kein anderer Wirtschaftsminister zuvor“. Trick 3: Team ist wichtig. Habeck liebt Handball, der ihn früh „reingesaugt“ habe „in seine schnelle, harte, torreiche Welt“. Dazu gehört zugleich Trick 4: nicht jedem Ball hinterherrennen. Sich auch mal raushalten. Aus dem eskalierenden Streit zwischen Olaf Scholz und Christian Lindner. Aus dieser komischen Wirtschaft. Aus allem. Und stattdessen jenen fünften Trick perfektionieren, den meine FOCUS-Kollegin Anja Maier an Habeck besonders wichtig findet: „Sein Zwinkern.“ Als Grünen-Expertin hält sie Habecks So-leicht-von-unten-rauf-Gezwinker überhaupt für seine größte Stärke. Zumindest bei Frauen, die das alles so süß finden: die Kinderbücher früher, das Graumelierte, das Softe, sein Ich-will-Kanzler-werden-Video neulich am Küchentisch bei Freunden … Das muss man ja erst mal schaffen: Die Republik an den Rand des Nervenzusammenbruchs regieren, und dann ein Buch schreiben, das im Januar erscheint mit dem Titel: „Den Bach rauf. Eine Kursbestimmung“. Habeck wusste das schon als Handballer: „Wenn du keine Angst hast zu verlieren, gewinnst du am Ende alles.“ Für diesen Mann ist das Spiel erst zu Ende, wenn es zu Ende ist. [email protected] |
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| CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt (© Doro Zinn für FOCUS-Magazin) |
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CSU: Dobrindts Plan für den Wahlkampf |
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Volle Konzentration auf Wirtschaft, Migration – und keine Leihstimmen an die FDP: Diese Marschroute gibt Alexander Dobrindt für den Wahlkampf aus. „Die Menschen in Deutschland wollen einen Politikwechsel. Wir werden im Wahlkampf deswegen sagen, welche Fehlentscheidungen der Ampel wir rückabwickeln“, sagte der CSU-Landesgruppenchef und designierte Spitzenkandidat dem FOCUS. Hinzu komme eine „eigene Zukunftsagenda“, mit der die CSU „für Wohlstand, Wachstum und Sicherheit” sorgen will.
Den Liberalen will Dobrindt im Wahlkampf nichts schenken: „Die FDP wird es aus eigener Kraft schaffen müssen, wieder in den Bundestag einzuziehen.“ Es gebe „keine Leihstimmen, egal an welche Partei.“ Und auch Christian Lindner müsse sich auf eine harte bayerische Gangart einstellen. Der Ankündigung des FDP-Chefs, er wolle nach der Wahl wieder Bundesfinanzminister werden, erteilt Dobrindt eine Absage. „In der Politik gibt es keine Jobgarantien.“
Welche konkreten Lösungsvorschläge die CSU und Dobrindt haben, lesen Sie hier: |
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| Kernkraftwerk Isar II bei Landshut (© imago-images) |
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AKW-Ausstieg: Untersuchungsausschuss lädt Kanzler vor |
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Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) könnten noch im Januar im Untersuchungsausschuss des Bundestags zum Atomausstieg befragt werden. Nach FOCUS-Informationen sollen sich die Obleute des Ausschusses auf einen Zeitplan geeinigt haben, wonach Scholz und Habeck am 16. Januar befragt werden, einen Tag nach Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) und Kanzleramtsminister Wolfgang Schmidt (SPD). Habecks Ex-Staatssekretär Patrick Graichen soll bereits im Dezember aussagen.
Damit forciert vor allem die Union im Bundestag das Tempo bei der Klärung der Frage, auf welcher Entscheidungsgrundlage mitten in der Energiekrise die letzten deutschen Atomkraftwerke abgeschaltet wurden. Der umstrittene Atomausstieg könnte so noch zum Wahlkampf-Thema werden und die grün geführten Ministerien belasten. „Wir haben im Ausschuss nach wie vor ein Aufklärungsinteresse. Mittlerweile ist klar, dass Vermerke der Fachebene von der Führungsebene der Häuser abgeändert wurden“, sagt der CSU-Bundestagsabgeordnete Andreas Lenz. Im April 2023 waren die letzten drei verbliebenen deutschen AKWs Emsland, Isar 2 und Neckarwestheim 2 vom Netz gegangen. |
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Neues Alzheimer-Mittel in EU kurz vor Zulassung |
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Die europäische Arzneimittelbehörde EMA hat gestern Abend die Zulassung von Lecanemab empfohlen, einem Antikörper zur Behandlung von Alzheimer. Die zuständige EU-Kommission folgt gewöhnlich dem Votum der Behörde. Durch das Medikament gewinnen Betroffene mindestens ein halbes Jahr – am Anfang der Erkrankung, also zu einem Zeitpunkt, an dem die Symptomlast noch gering ist. Bisherige Therapien behandeln nur Symptome der Krankheit, nicht die ursächlichen Prozesse im Gehirn. Mit Lecanemab steht demnächst auch in Europa ein Antikörper zur Verfügung, der Alzheimer zwar nicht heilen oder zum Stillstand bringen kann, aber die Krankheit um rund 30 Prozent verlangsamt. In Deutschland sind etwa eine Million Menschen betroffen. |
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| Siemens-Chef Roland Busch (© dpa) |
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Siemens: Rekordgewinne und zugleich Stellenabbau |
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Der Münchner Dax-Konzern Siemens hat einen Rekordgewinn eingefahren. Im abgelaufenen Geschäftsjahr (30. September) verdienten die Münchner neun (Vorjahr: 8,5) Milliarden Euro, teilte das Unternehmen gestern mit. Beim Umsatz gab’s nur ein Mini-Plus von einem Prozent auf 75,9 Milliarden Euro. Der Konzern kämpft weiter mit der flauen Nachfrage in seiner Kernsparte Digital Industries (DI) um Industrie-Automatisierung und Software. Dort hatte sich das Ergebnis zuletzt auf 741 Millionen Euro nahezu halbiert. Angesichts der DI-Entwicklung zieht Konzernchef Roland Busch jetzt Konsequenzen. Man werde beim DI-Personal „Anpassungen machen müssen – weltweit“. Nach aktuellem Stand gehe es um eine niedrige bis mittlere vierstellige Zahl von Arbeitsplätzen. Umgekehrt gebe es aber konzernweit 8000 offene Stellen. Wie viele Jobs daher am Ende tatsächlich gestrichen werden, blieb zunächst offen. Fürs neue Geschäftsjahr gab sich der Konzern vorsichtig. Der Umsatz solle um drei bis sieben Prozent zulegen, den Gewinn sieht das Unternehmen auf dem Niveau des Vorjahres. |
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146 Milliarden Euro teuer ist die ausufernde deutsche Bürokratie pro Jahr, hat das Münchner ifo Institut für Wirtschaftsforschung berechnet. Einer der Hauptgründe: Die mangelnde Digitalisierung der Verwaltung, sagt ifo-Experte Oliver Falck. Wäre Deutschland online ähnlich gut aufgestellt wie Dänemark, läge „die Wirtschaftsleistung um 96 Milliarden Euro pro Jahr höher“, so Falck. |
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| Sternschnuppe über dem Walchensee in Oberbayern (© dpa) |
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Am Wochenende funkeln die Leoniden |
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In den beiden Nächten zwischen Samstag und Montag wird der Sternschnuppenschauer der Leoniden am intensivsten. Die Meteoroiden sind quasi der Restmüll des Kometen 55B/Tempel-Tuttle. Fliegt die Erde durch dessen Spur von Staubkörnern, verglühen die Teilchen. Das beschert uns manchmal ein himmlisches Spektakel. Die Chancen auf Sichtbarkeit stehen diesmal leider nicht gut. Erstens herrscht nahezu Vollmond. Zweitens bleibt der Himmel eher bewölkt. Apps, die ihre Nutzer durch astronomische Phänomene führen, sind unter anderem Star Walk 2 und Sky Tonight. Die nächsten Schauer versprechen die Geminiden um den 14. Dezember, die Quadrantiden um den 4. Januar und vor allem die Perseiden um den 12. August. |
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Gewinner: Heute Abend tritt Peter Maffay, 75, in der Leipziger Messe auf, allerdings nicht nur, um Musik zu machen. Der Sänger wird mit der „Goldenen Henne” ausgezeichnet für sein Lebenswerk: 21-Nummer-Eins-Alben und 55 Millionen verkaufte Tonträger. Die Jury begründet die Würdigung auch mit dem sozialen Engagement des Sängers. Der MDR überträgt ab 20.15 Uhr live. Nicht vergessen, Peter: „Über sieben Brücken musst du gehen!“ | |
Verlierer: 10 000 Euro ärmer, 25 Kilo leichter – der Popsänger Gil Ofarim, 42, ist zurück. In einem Entschuldigungs-Video meldet er sich erstmals nach seiner Verurteilung wegen Verleumdung. Vor drei Jahren hatte er einem Leipziger Hotelangestellten Antisemitismus vorgeworfen – grundlos, wie sich im Zuge eines spektakulären Prozesses herausstellte. Mit betretenem Gesicht bittet er nun via Instagram um eine zweite Chance. Prognose: das wird dauern. Ofarim hat zu viel kaputtgemacht. | |
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… der Hinweis, dass gestern in der Münchner St. Markus Kirche eine besondere Institution ihren 70. Geburtstag feierte: das „Wort zum Sonntag“. Das Format ist nicht totzukriegen, dämmert aber auch quotentechnisch dahin: Der evangelische Pfarrer Jörg Zink erklärte schon 1971: „Sendungen wie das ‚Wort zum Sonntag‘ werden von vielen nicht gesucht, sondern ertragen.“ Insofern passt das Format gut zur ARD, oder? | | „Wort zum Sonntag“-Novizin Magdalena Kiess (© ARD/RBB/Oliver Ziebe) | Aber im Ernst: Am morgigen Samstagabend um 23.35 Uhr ist die katholische Pastoralreferentin Magdalena Kiess (Foto) dran, zum ersten Mal. Geben wir ihr eine Chance? Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Wochenende! Am Montag begrüßt Sie hier wieder meine Kollegin Tanit Koch. Herzliche Grüße | | Thomas Tuma |
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