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5 nach 12 - Was ist heute wichtig? Das Mittags-Update von WELT-Chefredakteur Ulf Poschardt
Sehr geehrte Damen und Herren,
das Robert-Koch-Institut (RKI) beschreibt die aktuelle Corona-Lage in Deutschland mit einem schwammigen „Zwar, aber“: Zwar gebe es „noch keine eindeutigen Hinweise“ darauf, dass die Zahlen zurückgingen, sagte RKI-Präsident Lothar Wieler am heutigen Vormittag in Berlin. Aber: „Die getroffenen Maßnahmen wirken.“ So deuteten die Daten darauf hin, „dass die Fallzahlen schon über eine längere Zeit nicht mehr so ansteigen“. Das RKI meldete am Dienstag 125.098 Infektionen, 2082 mehr als am Vortag. Zwar hatte es in der vergangenen Woche an einem Tag teilweise mehr als 4000 neu gemeldete Fälle gegeben. Aber: Über Ostern wurden von einer erheblichen Zahl an Landkreisen keine neuen Zahlen übermittelt. „Wir können noch nicht abschließend beurteilen, ob die Fallzahlen tatsächlich sinken“, sagte Wieler.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron
In Österreich hat der heutige Dienstag mit Lockerungen der Corona-Maßnahmen begonnen, in Frankreich mit einem Weiterso der rigiden Verbote. Am Montagabend hatte sich Emmanuel Macron (siehe Foto) zum dritten Mal innerhalb eines Monats über das Fernsehen an die Bevölkerung gewandt, um die Franzosen auf noch weitere Opfer einzustimmen und an ihre Solidarität zu appellieren. Vor allem aber werden die Menschen Geduld haben müssen, denn der Präsident verlängerte die landesweite Ausgangssperre um weitere vier Wochen. Gelassenheit und Mut seien das Gebot der Stunde, so Macron. „Das klang ein wenig wie das britische ‚Keep cool and carry on‘“, analysiert unsere Korrespondentin Martina Meister.
 
In Deutschland wird mit Spannung erwartet, wie Bund und Länder mit den Handlungsempfehlungen der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina für eine Exit-Strategie umgehen werden. Die Leopoldina-Experten raten zu einer schrittweisen Normalisierung des öffentlichen Lebens: den Schulbetrieb in Etappen wiedereinzusetzen, Gastronomie und Geschäfte zu öffnen sowie den geschäftlichen und behördlichen Publikumsverkehr wieder aufzunehmen. Voraussetzung hierfür sind den Infektionsstatus der Bevölkerung durch mehr Tests genauer zu erfassen, eine Mundschutzpflicht sowie die Einführung einer Tracking-App.

Auch wenn die Beratungen von Angela Merkel und den Ministerpräsidenten darüber, was nach dem 19. April geschehen soll, erst am morgigen Tag stattfinden, so haben sich politisch Verantwortliche schon jetzt positioniert.  So wird in Schleswig-Holstein darüber debattiert, bei einer Lockerung der generellen Kontaktbeschränkungen und einer möglichen Lockerung gastronomischer und touristischer Einschränkungen nicht nur strenge Distanzvorschriften beizubehalten. Nachgedacht wird in Kiel auch über ein Ausschankverbot für alkoholischeGetränke. NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) wiederum hält es für ausgeschlossen, dass im bevölkerungsreichsten Bundesland schon unmittelbar nach den Osterferien "am kommenden Montag Schulen und Kitas wieder regulär öffnen". 
 
Was auch am Mittwoch beschlossen werden mag, die Entscheidungen müssen offen und transparent getroffen werden. „Angela Merkel ist eine krisenerprobte Politikmanagerin. Doch gebraucht wird mehr als nur eine erfahrene Kanzlerin. Nötig ist jetzt eine erklärende Kanzlerin“, schreibt meine Kollegin Dagmar Rosenfeld. Ein „Alternativlos“ wie in der Finanzkrise 2008 oder ein „Wir schaffen das“ wie in der Flüchtlingskrise 2015 seien schon damals zu wenig gewesen. „In der jetzigen Lage jedoch ist ein solcher Politikstil existenzgefährdend“, so Rosenfeld.

Bleiben Sie gesund,

Ihr



Ulf Poschardt


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