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EVANGELISCHE KIRCHE IM RHEINLAND
PRESSEMITTEILUNG Nr. 30/2019
20. Februar 2019
Bischof Overbeck ruft rheinische Kirche
zu neuen Formen von Kirche auf
Essener Bischof war Gast der rheinischen Superintendentenkonferenz
Wuppertal. Der Bischof des Ruhrbistums Essen, Dr. Franz-Josef Overbeck, hat die evangelische Kirche zu einem verstärkten ökumenischen Engagement vor Ort ermutigt. „Gemeinsam stehen wir vor der Herausforderung, in einer sich wandelnden Welt die kirchliche Arbeit neu so auszurichten, dass Menschen darin für sich Angebote gelingenden Lebens entdecken können“, sagte er vor der Konferenz der Superintendentinnen und Superintendenten der Evangelischen Kirche im Rheinland in Wuppertal. Präses Manfred Rekowski hatte den Essener Bischof eingeladen, vor den Leitenden Geistlichen der rheinischen Kirchenkreise zu den gemeinsamen Herausforderungen und zur ökumenischen Lage zu sprechen.
Angesichts sinkender Mitgliedszahlen und einer zunehmenden kirchlichen Entfremdung der Menschen in einer säkularen Welt rief Overbeck die rheinische Kirche zu einem gemeinsamen Aufbruch hin zu neuen Formen von Kirche auf. „Wir dürfen unsere Kräfte nicht darin investieren, eine bestimmte, uns vertraute Kirche um jeden Preis zu retten“, sagte Overbeck den evangelischen Partnern. Beide Kirchen stehen nach Overbeck vor großen Umbrüchen und schwierigen Veränderungsprozessen. „Die durch Kirchengemeinden territorial gegliederte flächendeckende pastorale Vollversorgung mit einer kompletten konfessionellen Doppelstruktur überfordert unsere Ressourcen und – noch entscheidender: Sie entspricht nicht mehr der Lebenswelt der Menschen und den berechtigten Erwartungen an eine zeitgemäße Form der Verkündigung.“
Eine Kirche, die weiterhin nah bei den Menschen sein will, müsse vielmehr die Sozialräume wahrnehmen und die pastoralen und gemeindlichen Angebote in Kooperation miteinander und mit anderen konzipieren. „Wenn in vielen Stadtteilen im Ruhrgebiet nicht mehr die gutsituierte bürgerliche Mitte präsent ist, sollte sich die Kirchengemeinde für ein sozialpastorales Zentrum engagieren, anstatt den traditionellen kirchlichen Gruppen und Vereinen hinterher zu laufen und zu trauern“, sagte Overbeck.
Die Evangelische Kirche im Rheinland und das Ruhrbistum Essen hatten gemeinsam mit der Evangelischen Kirche von Westfalen im Reformationsjahr 2017 einen gemeinsamen Aufruf „Ökumenisch Kirche sein“ unterzeichnet und darin einen Perspektivwechsel in der Pastoralplanung und der Gemeindekonzeption vereinbart. Dazu gehört etwa die gemeinsame Nutzung von Kirchen und Gemeindehäusern. So feiert die katholische Gemeinde in Essen-Vogelheim seit September 2018 Messe im evangelischen Markushaus. Weitere Beispiele für gemeinsam genutzte Gebäude sind der geplante Neubau eines ökumenischen Gemeindezentrums in Essen-Dellwig und im Erzbistum Köln das ökumenische Zentrum Heilige Familie in Mettmanner Stadtteil Metzkausen.
Präses Manfred Rekowski würdigt die Vorschläge Overbecks für eine Ökumene vor Ort als sachgerechten Weg, das Evangelium unter veränderten gesellschaftlichen Bedingungen zu den Menschen zu bringen. Dabei sei die viel diskutierte Abendmahlsgemeinschaft weder Hindernis noch Voraussetzung für ein gemeinsames Handeln von Kirchen- und Pfarrgemeinden. „Die ökumenisch genutzten Gemeindezentren in Essen und Mettmann zeigen, dass Gemeinden beider Konfessionen nachbarschaftlich gut zusammenarbeiten und eine ökumenisch geprägte Glaubenspraxis unter einem Dach leben können, auch wenn zentrale theologische Fragen zwischen evangelischer und katholischer Kirche noch nicht geklärt sind.“
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