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Sehr geehrte Damen und Herren, | die wichtigste Recherche ist oft die schwerste. Diese Woche ist mein Kollege Pavel Lokshin im Ressort „Außenpolitik“ damit befasst, mit seinem Team herauszufinden, was in Belarus (früher: Weißrussland) los ist. So viel ist sicher: - Ganz offensichtlich hat der angebliche Sieger der Wahl, Alexander Lukaschenko, betrogen
- Das offizielle Ergebnis zeigt seinen Sieg mit circa 80 Prozent der Stimmen
- Seine Gegnerin Swetlana Tichanowskaja habe nur sieben Prozent der Stimmen bekommen
- Unabhängige Umfragen zeigen: Die Werte liegen wohl genau andersrum
- Die eigentliche Siegerin ist nach Litauen emigriert, sie fürchtet wohl um ihr Leben
Und: In den sozialen Medien finden wir viele Videos und Bilder von Demonstranten, die brutal von der Staatsgewalt verhaftet und gefoltert worden sein sollen. |
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Oppositionelle, die bei Protesten verhaftet wurden und am Morgen des 14. August aus einem Minsker Gefängnis entlassen worden sind, zeigen ihre Spuren der Misshandlung
Je schlimmer die Situation, umso unklarer die Lage. Pavel Lokshin schreibt mir: „Das Außenministerium in Minsk verschleppte offenbar ganz bewusst die Bearbeitung der meisten Akkreditierungsgesuche. Auch meinen. Und so informiere ich mich seit einer Woche über die wenigen unabhängigen Medien, Twitter und vor allem Telegramkanäle wie Nexta über das Geschehen in Belarus.“ Telegram ist eine App, die ähnlich wie WhatsApp funktioniert. Was er dort erfährt, spiegelt Lokshin mit Kontakten vor Ort, die er vorsichtig kontaktiert: „Gelegentlich erkundige ich mich über die Lage bei meinen Kontakten in Minsk, aber die Internetsperren sind noch nicht vorbei, manchmal sind die Leute schwer zu erreichen. Es ist im Moment schwierig, Informationen zu verifizieren.“ Vor Ort hat WELT AM SONNTAG einen Fixer. Das ist eine Person, die dafür bezahlt wird, Journalisten zuzuarbeiten. Ein Fixer muss geführt werden. Und auch dessen Infos müssen kritisch bewertet werden. Lokshin sagt: „Die Zusammenarbeit mit meinem Fixer Yan Avseyushkin ist gut, wobei die Situation für mich, auf fremde Augen und Ohren angewiesen zu sein, natürlich sehr seltsam ist.“ Avseyushkin, sagt mir Lokshin, sei kein Anfänger, er habe im Donbass gearbeitet und viel menschliches Leid gesehen. Über die Lage in Belarus hat ihm der Fixer geschrieben: „Ich habe nichts Schrecklicheres gesehen als die Schlange der Familienangehörigen vor der U-Haft-Anstalt“. Hunderte Menschen suchen noch immer nach ihren Ehemännern, Söhnen und Töchtern, die in den letzten Tagen festgenommen wurden … wer rauskommt, scheint oft fürs Leben gezeichnet zu sein. Für uns Journalisten heißt es – wie immer –, sich nicht mit der Sache gemeinzumachen. Auch wenn es gegen einen Diktator geht. „Alle Telegramkanäle werden von Aktivisten betrieben, sie neigen zur Übertreibung (das Regime fällt, immer mehr Polizisten solidarisieren sich mit uns etc.) und checken ihre eigenen Informationen nicht zuverlässig. Selbst viele Lukaschenko-kritische belarussische Experten, also die jüngere Generation, die von Warschau bis London lehrt und forscht, können keinen kühlen Kopf bewahren, das nervt mich persönlich sehr.“ Wir berichten diese Woche auf Seite 7 über Belarus. Ich wünsche Ihnen aufschlussreiche Lektüre!
Gruß aus Berlin!
 Johannes Boie Chefredakteur WELT AM SONNTAG
PS: Falls Sie Twitter haben, folgen Sie WELT AM SONNTAG unter @weltamsonntag. Wir freuen uns auf Sie! |
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Kontaktieren Sie mich gern auch über meine Social Media Kanäle. |
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