Interview Der Landesbischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Christian Stäblein, hat den Rücktritt der EKD-Ratsvorsitzenden Annette Kurschus als folgerichtig bewertet. Stäblein sagte am Dienstag im rbb24 Inforadio, Kurschus sei in eine Situation geraten, in der es keinen anderen Schritt mehr gegeben habe. „Das ist ein bitterer Moment für Frau Kurschus und für uns alle als Evangelische Kirche. Ich habe sie sehr geschätzt; als eine geradlinige, konsequente, aufrechte Frau. Und so geradlinig und konsequent ist sie jetzt auch von ihren Ämtern zurückgetreten, weil sie gesehen hat, sie ist momentan in einer Situation […], in der es keinen anderen Schritt mehr gab. Weil – und das hat sie ja auch gestern deutlich gesagt – es in erster Linie um die Betroffenen geht und nicht um andere Personen. Und dafür hat sie jetzt sozusagen gesorgt, dass es wieder um die Betroffenen geht“, sagte Stäblein. Es sei gut, dass der Fall von der Staatsanwaltschaft untersucht werde, so Stäblein. Aber auch die Kirche müsse die Fälle sexueller Gewalt gemeinsam mit den Betroffenen weiter aufarbeiten. Stäblein: „Wir tun als Kirchen, glaube ich, gut daran, dass wir diese Dinge an die Staatsanwaltschaft geben und darauf vertrauen und auch darauf setzen, dass es auch eine externe Aufarbeitung gibt, denn oft sind Organisationen – auch wir – nicht in der Lage, es von innen zu lösen.“ Jede Großorganisation und auch die Evangelische Kirche hat laut Stäblein ihre eigenen Bedingungen, mit Blick auf Mitarbeiterstrukturen und Abhängigkeiten – das müsse alles „genau und im Detail angeguckt werden... Stäblein: "Es geht am Ende um das Vertrauen. Und deswegen sind diese Missbrauchsfälle und die sexualisierte Gewalt, die wir jetzt aufarbeiten müssen in den Kirchen, so schlimm [...]." Kurschus hat gestern ihre Spitzenämter in der Evangelischen Kirche niedergelegt. Hintergrund ist der Vorwurf, sie habe schon vor Jahren von mutmaßlichen sexuellen Übergriffen durch einen Kirchenmitarbeiter gewusst, das aber nicht gemeldet. Kurschus bestreitet das.
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