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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Montag, 26.10.2020 | Schauer und Wolken bei frischen 15°C. | ||
+ Warum die Polizei von der „Querdenker“-Demo überrannt wurde + Tankstellenverband droht Senat mit Klage gegen die Sperrstunde + Wahlchaos bei der CDU Charlottenburg-Wilmersdorf + |
von Lorenz Maroldt |
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Guten Morgen, der BER ist jetzt für ein paar Tage der erste uneröffnete Flughafen der Welt mit einem Top-Bahnanschluss (abgesehen von der 20-Minuten-Stadtverbindung: die Fertigstellung verzögert sich auf 2025) – der unterirdische Bahnhof, durch den seit einer Dekade zur Belüftung Geisterzüge rollten, wurde gestern offiziell in Betrieb genommen. Dazu die Frage für Berlinkenner: Wie viele der jeweils drei Rolltreppen zwischen Bahnhof und Terminal (pro Bahnsteig) führen die ankommenden Fluggäste zu den Gleisen? a) eine b) zwei c) Willkommen in Berlin („Jeda Jang macht schlank“) Die Flughafengesellschaft weist korrekter Weise darauf hin, dass die Pläne abwärtsführende Rolltreppen vor 15 Jahren (!) nicht vorgesehen haben (Q: „Morgenpost“, „B.Z.“). Dem Checkpoint sagte FBB-Sprecher Hannes Hönemann gestern: 1. können Rolltreppen natürlich grundsätzlich in beide Richtungen fahren, 2. gibt es an jedem Bahnsteig Aufzüge, und 3. wird sich zeigen, ob das zu einem Problem wird – „und dann würden wir das Problem lösen.“ Tja, wer es schafft, den BER in Betrieb zu nehmen, dem ist alles zuzutrauen. Übrigens: Seit gestern heißt SXF jetzt BER (steht auch auf den S-Bahnen) und wird als Terminal 5 geführt – nicht, dass Sie sich auf die letzten Tage noch verfliegen. Und damit ist der BER ja eigentlich auch schon eröffnet. Ach, und falls Sie auf der Fahrt dorthin eine halbe Stunde Zeit haben: Carsten Behrendt und Sherin Al-Khannak haben für das ZDF einen sehenswerten Film über unseren Lieblingsflughafen gedreht (hier in der Mediathek). | |||||
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Die New York Times schreibt über den BER mit Blick auf die angejahrte Walnussverkleidung der Check-in-Schalter und die Schoko-farbigen Wildledersitze an den Gates: „If it looks vintage – it’s because it is vintage.“ Echt alt eben – Retro ist sowieso nur was für Hipster. Vintage ist auch, was Ex-Botschafter John Kornblum in der NYT über unser schönes Städtchen sagt – nämlich, dass der BER eine Allegorie auf Berlin ist: „charmant, respektlos, exzentrisch – und völlig dysfuktional.“ Tja, in einer Woche muss Kornblum wohl eine andere Platte auflegen – der Checkpoint empfiehlt Louis Armstrong: „Nobody Knows the Trouble I've Seen.“ | |||||
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Viviane von Aretin, Geschäftsführerin des Tankstellenverbands, droht Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci per Mail (liegt dem Checkpoint vor) mit Klagen gegen die Auslegung der Sperrstunde: Dass nach 23 Uhr kein „Reisebedarf“ mehr an den Zapfsäulen verkauft werden darf, sei möglicherweise ein „handwerkliches Missgeschick“ – aber wenn die Verordnung nicht nachgebessert wird, „müssten wir unseren Mitgliedern empfehlen, gegen diese vorzugehen“. | |||||
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Auch andere Punkte der Verordnung wirken verwirrend – so zog die Polizei auf der Bergmannstraße plötzlich Radfahrer ohne Maske aus dem Verkehr (zu sehen hier und hier). Hm, gilt die Tragepflicht da auch? „Eigentlich nicht!“, twitterte Bürgermeisterin Monika Herrmann und bezog sich dabei auf eine Aussage von Wirtschaftssenatorin Ramona Pop im Rat der Bürgermeister. Tatsächlich aber lautet die richtige Antwort: Eigentlich doch – in der Verordnung selbst wird jedenfalls nicht zwischen Gehweg und Straße unterschieden. | |||||
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Die Polizisten, die in der Bergmannstraße Radfahrer kontrollierten, fehlten dann gestern bei der wilden „Querdenker“-Demo – sie wurden schlicht überrannt. Trotz massenhafter Verstöße gegen die Infektionsschutz-Auflagen führte die Route unangemeldet über die Karl-Marx-Allee. Der „Spiegel“ zitiert den Einsatzleiter so: „Natürlich hätten wir sie aufhalten können. Aber wir wollen diese Bilder nicht.“ Tja, dafür bekam er andere Bilder, die auch in den eigenen Reihen demoralisierend wirkten: „Das hat doch alles keinen Sinn hier“, hörte unser Kollege Julius Geiler einen Beamten zu seiner Kollegin sagen (seine Videos der Demo finden Sie hier). Hier drei Beispiele, warum entschlossene Einsätze gegen die immer radikaler werdende Szene „Sinn machen“ machen würden: 1) Ein Verschwörungsschwurbler (hier auf dem Bild mit Bill-Gates-Plakat) teilte unserem Reporter mit, dass er „nach dem Umsturz wie alle anderen Systemjournalisten an einem Baum hängen“ werde. 2) Die Abgeordnete Anne Helm (Linke) wurden in einem Bus von einer Maskenverweigerin angespuckt. 3) Bei Flashmobs in S-Bahnen und Einkaufszentren wurden Maskenträger drangsaliert und attackiert. Wer den Brandanschlag aufs RKI verübt hat, ist noch unklar (aber eine Ermittlungshypothese dürfte nicht so schwer zu erstellen sein). | |||||
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Am Abend vor dem Schulbeginn (Ende der Herbstferien) kündigte Michael Müller bei „Anne Will“ an: „Ich glaube, wir dürfen in den Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen und bei Kitas und Schulen nicht so vorgehen wie im März oder April, wo wir von einem Tag auf den anderen alles zugemacht haben.“ Berlins Bildungssenatorin will jedenfalls mit Regelunterricht starten. Ob das gutgeht? | |||||
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Wie sehr Rede und Handeln in der Pandemie manchmal auseinanderfällt, zeigte sich am Ende von „Anne Will“, als die Diskutanten aufstanden und (fast) alle ganz nah zusammenkamen – ohne Mund-Nase-Schutz natürlich (hier zu sehen). Der treffendste Kommentar zu den Corona-Widersprüchen unserer Zeit kam gestern übrigens von Micky Beisenherz: „2020 ist, wenn sich auf einer Fetischparty alle weigern, eine Maske zu tragen.“ Die Polizei hatte so ein Event an der „Alten Münze“ aufgelöst und anschließend nüchtern festgestellt: „Für ca. 600 Gäste einer Fetisch-Party in Mitte endete diese vermutlich unbefriedigend.“ Und Naomi Fearn hat sich die Sache für die „Berliner Schnuppen“ natürlich auch noch mal angesehen (in der Abo-Fassung gleich vor dem Telegramm). | |||||
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Eine große Show mit Überraschungsgast bot am Sonntagabend die CDU in Charlottenburg-Wilmersdorf – leider ohne Publikum. Michael Müller und Sawsan Chebli, die beide hier für die SPD direkt in den Bundestag wollen (die Entscheidung der Mitglieder wird diese Woche bekannt gegeben), hätten jedenfalls ihren Spaß gehabt. Denn bisher galt der CDU-Abgeordnete Klaus-Dieter Gröhler als Favorit, zweimal konnte er den Wahlkreis bereits gewinnen. Und im vergangenen Jahr verdrängte er Generalsekretär Stevan Evers vom CDU-Kreisvorsitz, seine Nominierung als Direktkandidat galt damit als sicher. Doch gestern blamierte ihn seine eigene Partei – und versaute Gröhler so den Wahlkampf, noch bevor er überhaupt begonnen hat. Auf den Plakaten wird kein starker Kandidat zu sehen sein, sondern ein politisch Versehrter – und das kam so: Im ersten Wahlgang versagten die Delegierten Gröhler mit 31 zu 36 Stimmen die erforderliche Mehrheit – ohne Gegenkandidaten. Ein Misstrauensvotum, ein Makel, ein Affront. Und plötzlich zog die Vize-Kreisvorsitzende Stefanie Bung einen schrillen Joker: Sie präsentierte den früheren FDP-Landesvorsitzenden und Ex-MdB Martin Lindner als Gegenkandidaten für den zweiten Wahlgang – der Jurist war erst vor wenigen Tagen in die CDU eingetreten. Ein echter Popcorn-Moment. Aber auch eine Umdrehung zu viel: Gröhler schleppte sich mit zerrissenem Anzug und einer Stimme Vorsprung ins Ziel (34 zu 27 bei sechs Enthaltungen und einem Nein-Votum) – aber wenn er sich umdreht, sieht er rauchende Trümmer. Bereits am Vortag war es bei den Nominierungen für die Bezirks- und Abgeordnetenhauswahlen so wild zugegangen wie einst bei der Alternativen Liste. So scheiterte JU-Vize Philipp Dillmann, im vergangenen Jahr am Sturz von Evers beteiligt, mit dem Versuch, fürs Agh aufgestellt zu werden. Und auch für den stellvertretenden Bezirksbürgermeister Arne Herz ist kein Platz mehr. Die Chancen der SPD, den Bundestagswahlkreis Cha-Wi direkt zu gewinnen, sind angesichts des Zustands der Konkurrenz jedenfalls schlagartig gestiegen. | |||||
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