Schwarz-Rot: Diese Streitpunkte sind offen
● Schwarz-Rot (und Grün): Die nächsten Schritte |
● Post: Mehr Beschwerden denn je |
● Viren-Krimi: So entstehen Pandemien |
|
Liebe Leserin, Lieber Leser, die wohl schmerzhafteste Kritik für Friedrich Merz am zarten schwarz-roten Pflänzchen kam am Wochenende aus unverdächtiger Ecke: Horst Seehofer, CSU-Urgestein, holte zwar nicht die Kettensäge, aber die Heckenschere raus und stutzte die Wahl-Versprechen der Union auf ihren Ist-Zustand zurück. Politikwechsel? Schnipp. Wirtschaftswende? Schnapp. Die vorgestellten Multi-Milliarden-Pläne seien das „Gegenteil dessen, was wir vor der Wahl gesagt haben“, schimpfte Seehofer in „Bild am Sonntag“. Und legte noch einen drauf: „Offenbar mussten SPD und Grüne die Wahl verlieren, um am Ende das zu bekommen, was sie schon immer haben wollten.“ Sein Urteil zur (mittel-)großen Koalition? Er habe dreimal eine Regierung von Union und SPD miterlebt – „am Anfang war die Euphorie meist groß, und am Schluss waren alle froh, dass es zu Ende war.“ Aktuell ist allerdings nicht mal die Euphorie groß. Erst recht nicht bei der Wirtschaftsweisen Veronika Grimm. Mein FOCUS-Kollege Thomas Schmidtutz hat sie nach ihrer Meinung zum Sondierungserfolg gefragt. Sagen wir so: Wäre Seehofer eine Maßeinheit für Kritik, dann läge Grimm jenseits der Skala. |
|
| Vogelperspektive: So groß wie die künftigen Koalitionäre auf diesem Foto wirkt auch ihr Reformwille (© Kay Nietfeld/dpa) |
|
Der Spielraum der neuen Schulden, so kritisiert sie, gehe in großen Teilen nicht in „zukunftsorientierte Ausgaben“, sondern werde genutzt, um „Sozialausgaben und Vergünstigungen zu verankern“. Die überfällige Rentenreform? Fehlanzeige. Man schaffe so eine „immer ausweglosere Situation“ für zukünftige Regierungen und Generationen. Wirksame Reformen würden dadurch immer schwieriger und – jetzt kommt’s – „dürften auf demokratischem Wege irgendwann unmöglich werden.“ Dagegen wirkt es schon fast harmlos, dass die geplante deutsche Schulden-Bazooka den europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakt gefährdet. Denn, so die ordoliberale Wirtschaftswissenschaftlerin, das „weckt natürlich Begehrlichkeiten bei anderen europäischen Staaten, deren Schuldentragfähigkeit schon jetzt infrage steht.“ Ihr Fazit: „Die Frage ist eigentlich nur, wie lange es dauert, bis es irgendwo schief geht." Wir erinnern uns: Die Ampel hielt so lange, wie sie Probleme mit Geld zuschütten konnte. Nun will sich Schwarz-Rot mit noch mehr Geld ein „Weiter so“ fürs Auf-der-Stelle-Trampeln erkaufen (Ausnahme: Verteidigungspolitik). Zumutungen verschoben, Politikwechsel erstmal auch – und das dicke Ende kommt so sicher wie der nächste Wortbruch. Was meinen Sie: Werden Seehofer und Grimm recht behalten? Schreiben Sie an: [email protected] |
|
Der frühere Zentralbankchef Mark Carney, 59, soll Kanada als Nachfolger von Premierminister Justin Trudeau durch wirtschaftlich turbulente Zeiten führen. Der Ökonom setzte sich bei der Wahl zum Vorsitzenden der Liberalen Partei überraschend deutlich durch. US-Präsidentenberater Elon Musk hat klargestellt, dass die ukrainische Armee weiter Zugang zu seinem Satellitennetzwerk haben soll. „Egal, wie sehr ich mit der ukrainischen Politik nicht einverstanden bin, Starlink wird seine Terminals niemals abschalten“, schrieb er auf X. Seit Mitternacht laufen an 13 Flughäfen die 24-stündigen Verdi-Warnstreiks, konkret in: Hamburg, Bremen, Hannover, Berlin, Düsseldorf, Weeze Dortmund, Köln/Bonn, Leipzig/Halle, Frankfurt, Stuttgart, München und Karlsruhe/Baden-Baden. Mehr als 3.400 Flüge und rund 510.000 Passagiere sind betroffen. | |
|
| Glückliche Grüne sehen anders aus: Die Co-Parteichefs Franziska Brantner und Felix Banaszak (© Hannes P. Albert/dpa) |
|
Schwarz-Rot (und Grün): So geht's jetzt weiter |
|
In zentralen Streitthemen wie Finanzen und Migration haben sich CDU/CSU und SPD verständigt. Doch zur Finanzierung werden die Grünen gebraucht – nur mit ihnen hätte Schwarz-Rot im alten Bundestag noch die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit. Was ist der nächste Schritt? Der CSU-Vorstand und die SPD-Spitze haben Koalitionsverhandlungen bereits zugestimmt. Die CDU-Führung will heute entscheiden. Arbeitsgruppen entwickeln dann den Koalitionsvertrag. Er regelt auch den Zuschnitt und die Vergabe der Ministerien. Wie lange wird verhandelt? 2021 vergingen fast eineinhalb Monate. CDU-Chef Merz hat Ostern als Zielmarke genannt. Zum Schluss stimmt die CDU bei einem kleinen Parteitag ab, bei der CSU reicht ein Vorstandsbeschluss. Die SPD plant einen Mitgliederentscheid. Und die Grünen? Dort überwiegt Skepsis – und Ärger darüber, dass Schwarz-Rot nun mit den Milliarden-Summen hantiert, die Robert Habeck im Wahlkampf veranschlagt hatte. Merz will mit der grünen Fraktions- und Parteispitze diese Woche „umfassend“ sprechen. Im Deutschlandfunk kündigte er an, aus dem Sondervermögen für Infrastruktur auch Klimaschutz-Projekte zu finanzieren. Reicht das? Nein. Auch die Länder-Grünen wollen mitreden. Mona Neubaur (Wirtschaftsministerin in Düsseldorf), Danyal Bayaz (Finanzminister in Stuttgart) und Björn Fecker (Finanzsenator in Bremen) nannten das Finanzpaket so „nicht zustimmungsfähig“. Sie fordern unter anderem, dass Länder und Kommunen mindestens 200 Milliarden Euro daraus erhalten. Wie ist der Zeitplan? Die Grundgesetzänderungen sollen am Donnerstag in den Bundestag eingebracht und am 18. März beschlossen werden. Falls das geschieht, muss noch der Bundesrat am 21. März zustimmen. Auch dort braucht es eine Zweidrittelmehrheit. Und dann? Tritt am 25. März der neue Bundestag zusammen, eröffnet vom dienstältesten Abgeordneten: Gregor Gysi (Die Linke). Auf der Tagesordnung steht die Wahl des Bundestagspräsidiums. |
|
| Vertrauensbildend: CDU-Chef Friedrich Merz und SPD-Co-Chefin Saskia Esken verabschieden sich nach dem Ende der Sondierungen (© Hannes P. Albert/dpa) |
|
Nach der Sondierung: Diese Punkte sind unklar |
|
Noch in dieser Woche werden Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD erwartet. Im Sondierungspapier gibt es für diese Streitpunkte noch keine Antworten: Wehrdienst: Es ist unklar, wie viel Zwang zum Militärdienst es geben soll und ob eine Dienstpflicht für Männer und auch Frauen kommt. Ukraine: Werden kurzfristig Waffenlieferungen für drei Milliarden Euro genehmigt? Bleibt es beim Nein zu den Taurus-Marschflugkörpern? Wird Deutschland Teil einer europäischen Friedenstruppe? Einsparungen: Offen ist, welche Bereiche neben dem Bürgergeld betroffen sind. Steuern: Gibt es nach dem riesigen Schuldenpaket nun Erhöhungen? Heizungsgesetz: Die CDU hatte versprochen, es rückgängig zu machen. Daran hängt auch die Förderung für den Einbau von Wärmepumpen. Rente: Vereinbart ist die Sicherung des Niveaus, aber nicht, auf welcher Höhe. Atomkraft: Wird ein Weiterbetrieb der stillgelegten AKW geprüft? Die CDU hatte das im Wahlprogramm versprochen Deutschlandticket: Der „Fortbestand“ über 2025 hinaus soll beraten werden. Die Finanzierung? Unklar. Zurückweisungen: Soll an Landgrenzen auch bei Menschen möglich sein, die ein Asylgesuch stellen – in Abstimmung mit den Nachbarstaaten. Nicht sicher ist, ob „Abstimmung“ für die SPD auch Zustimmung bedeutet. Österreich signalisiert bereits Ablehnung |
|
| Hat der DHL Bote wirklich geklingelt oder es nur behauptet? Die Beschwerden jedenfalls häufen sich seit drei Jahren massiv (© Jan Woitas/dpa-Zentralbild) |
|
Beschwerden gegen Post erreichen Höchststand |
|
Erst vergangene Woche kündigte die Post an, bis zum Jahresende 8.000 Stellen abzubauen. Das sind etwas mehr als vier Prozent der gut 187.000 Stellen im deutschen Brief- und Paketgeschäft. Nun meldet die dpa: Bei der Bundesnetzagentur sind noch nie so viele Post-Beschwerden eingegangen wie 2024. Wie die Bonner Behörde mitteilte, erreichten sie den Höchststand von 44.406 Eingaben und damit 2817 mehr als 2023, ein Plus von fast sieben Prozent. Die Möglichkeit zur Kritik über Mängel bei der Zustellung oder seltener geleerte Briefkästen umfasst die gesamte Postbranche. Allerdings richteten sich im vergangenen Jahr 89 Prozent der Beschwerden gegen DHL und die Briefsparte Deutsche Post. Im Vergleich zu 2021 hat sich die Zahl fast verdreifacht (15.118). Damals machten Personalprobleme der Post zu schaffen. Der Post-Konzern DHL teilt mit, dass die Kritik im Verhältnis zu den 12,2 Milliarden Briefen und 1,8 Milliarden Paketen, die 2024 ausgeliefert wurden, gering sei. Dennoch sei jede Beschwerde eine zu viel und man arbeite „täglich daran, unsere Qualität zu verbessern.“ |
|
| Weißes Gold: Nicht nur Grönland und die Ukraine besitzen den kritischen Rohstoff Lithium (hier in Form von Lithiumchlorid) – auch Deutschland (© Uwe Anspach / dpa) |
|
Lithium-Vorkommen in Deutschland übertreffen Bedarf |
|
Lange verliehen vor allem Rohstoffe wie Kupfer oder Eisen den Völkern Macht und Einfluss. Später befeuerten Kohle und Öl den Reichtum der Nationen. Nun entscheidet darüber auch der Zugriff auf ein rasch oxidierendes Leichtmetall – das Lithium. Das „weiße Gold“ ist elementarer Bestandteil von Akkus, etwa in E-Autos oder Smartphones. Deutschland ist bislang auf Importe angewiesen, aus Chile, Bolivien und Australien zum Beispiel, wo Lithium in Minen gefördert wird. Einer Drittel aller Vorräte im Bergbau haben sich mittlerweile chinesische Unternehmen gesichert. Doch Deutschland besäße selbst genügend Reserven. Fraunhofer-Forscher haben jetzt Tiefenwasser im Norddeutschen Becken und Thüringer Becken auf ihr Potential untersucht. Ergebnis: Dort könnten „hydrothermale Fluide“ bis zu 26,5 Millionen Tonnen gelöstes Lithium enthalten. Die Deutsche Rohstoffagentur schätzt unseren Jahresbedarf an dem Rohstoff bis 2030 lediglich auf 0,17 Millionen Tonnen. Nicht alle Vorräte sind gut erreichbar. Doch zumindest teilweise, so die Wissenschaftler, ließen sie sich in Kombination mit Geothermie-Anlagen erschließen, die heißes Wasser aus dem Untergrund zum Heizen oder Stromgewinnung nutzen. Wie mühsam das allerdings in der Praxis sein kann, zeigen Projekte im Oberrheingraben. Auch dort steckt im Thermalwasser Lithium. Aus Angst vor Erdbeben wehren Anwohner sich aber gegen neue Geothermie-Anlagen. |
|
Gewinnerin: Für diese Überraschung erhielt Sport1-Moderatorin Ruth Hofmann, 38, bei „Doppelpass“ besonders viel Applaus. „Ich habe noch jemanden mitgebracht, einen ganz speziellen Gast, wenn man so will,“ sagte sie bei dem Fußball-Talk. „Der braucht keinen Extraplatz in der Runde. Der ist bei mir hier ganz gut aufgehoben. Ich bin schwanger und bekomme Verstärkung.“ Bis zum Ende der Saison werde sie ganz normal weiterarbeiten. „Und die Sommerpause ist für mich dann schön verplant.“ Alles Gute! | |
Verlierer: Das Skisprung-Team Norwegens wirft einen üblen Schatten auf die heimische Ski-WM. Marius Lindvik (26, 2.v.l.), der Silber im Einzel gewonnen hätte, Johann André Forfang (29, l.) und Kristoffer Eriksen Sundal (24, r.) wurden disqualifiziert. Grund: Nicht regelkonforme Anzüge, mit Spannungsbändern für mehr Stabilität. Norwegen gab in zwei Fällen die Manipulation zu. Österreich, Slowenien und Polen verlangen nun, alle WM-Ergebnisse der norwegischen Skispringer zu annulieren. Der Weltverband Fis ermittelt. | |
|
Bischofskonferenz, RBB-Sitzung und Robotik Montag Bischofskonferenz: Die Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischöfe findet im Kloster Steinfeld bei Aachen stattDienstagGrönland: Parlamentswahl auf der zum Königreich Dänemark gehörenden größten Insel der Erde, die seit kurzem im Fokus der Weltöffentlichkeit stehtMittwochÖRR: Bei der Rundfunkrat-Sitzung des RBB werden Neuigkeiten rund um die fehlerhafte Berichterstattung zum Fall Gelbhaar erwartetKarlsruhe: Der Zoo stellt sein Eisbär-Jungtier der Öffentlichkeit vorBerlin: Bundespräsident Steinmeier besucht die Wilmersdorfer Moschee zu ihrem 100-jährigen Bestehen und nimmt am Fastenbrechen zum Ramadan teilDonnerstag Technik: In Nürnberg finde die 1. Deutsche Robotik Konferenz statt. Träger sind das Robotics Institute Germany, die TU München, das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und die TU NürnbergLektüre: Der ehemalige Außenminister Joschka Fischer stellt sein neues Buch „Die Kriege der Gegenwart und der Beginn einer neuen Weltordnung“ vorFreitag Landwirtschaft: Beim 15. Berliner Milchforum diskutieren Wirtschaft, Politik, Landwirtschaft und Handel über Herausforderungen der Milchwirtschaft, Klimatransformation, Tierwohl und Agrarpolitik | |
|
… muss man weder Greta-Fan noch Habeck-Groupie sein, um den Klimawandel ernst zu nehmen. Einen weiteren Grund liefert die Doku „Spillover – Planet der Viren“, die heute um 20.15 Uhr in der ARD zu sehen ist (die Langfassung gibt’s bereits in der Mediathek). | | Die amerikanische Hirschmaus: niedlich – und eine Virenschleuder (© BROADVIEW pictures) | Wie in einem Wissenschafts-Krimi nimmt der Film die Ermittlungen auf und sucht nach den Ursachen für Pandemien: Ob Ebola, Marburg, Hanta, Covid-19 oder Vogelgrippe – stets sprangen tödliche Viren vom Tier auf den Menschen über. Denn die symptomfreie Koexistenz zwischen uns und den unauffällig in ihren Wirtstieren hausenden Viren ist zunehmend gestört. Und die Indizienkette deutet auch auf menschliches Handeln. Neugierig geworden? Ich habe jedenfalls viel gelernt. Und wünsche Ihnen einen hoffentlich virenfreien Start in die neue Woche! Herzlich | | Tanit Koch |
|
Kontakt Wir freuen uns über Ihr Feedback an: [email protected] Abbestellung Sie möchten diesen Newsletter abbestellen? Klicken Sie bitte hier. Datenschutz Informationen zur Verarbeitung Ihrer personenbezogenen Daten finden Sie hier. |
Verantwortlich für den Inhalt dieses Newsletters ist die BurdaVerlag Publishing GmbH. Impressum BurdaForward GmbH | St.-Martin-Straße 66 | 81541 München Tel.: +49 89 9250 4500 Geschäftsführung: Dr. Lydia Rullkötter, Daniel Steil, Thomas Koelzer Amtsgericht München, HRB 213375 Ust.-ID-Nr.: DE296466883 |
|
|
| © 2024 FOCUS Magazin Verlag |
[/composing]
https://7f04.elaine-asp.de/go/wz66ezvv5ohqirkkejho5ql2po9ldgro01msg8csk3te/1001326 [/part]