vor genau 85 Jahren brannten organisierte Schlägertrupps jüdische Geschäfte, Synagogen und andere Einrichtungen nieder. Tausende Juden wurden misshandelt, verhaftet oder getötet. Die „Reichspogromnacht“ bildete damit den Startschuss für den größten staatlich orchestrierten Völkermord der Geschichte. Und weil dem so ist, fanden deutschlandweit heute zahlreiche Gedenkveranstaltungen statt. Doch wieviel ist sie wirklich wert, die „deutsche Staatsräson“? Und wie kann es sein, dass im Land der Täter Juden bis heute nicht sicher sind? Wie kann es sein, dass antisemitische Mobs selbstbewusst durch die Straßen ziehen und dabei die Auslöschung Israelis fordern? Wenn Politiker heute in ihren Gedenkreden nicht auch sagen, was sie konkret gegen die neue Welle des Antisemitismus unternehmen wollen, bleibt „Nie wieder“ eine hohle Phrase, sagt der Schriftsteller Rafael Seligmann im Cicero-Interview mit meinem Kollegen Ingo Way. Nicht nur Deutschland, auch Frankreich ist seit dem barbarischen Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober Schauplatz antisemitischer Machtdemonstrationen und Übergriffe. 486 Festnahmen habe es bei 1040 gemeldeten antisemitischen Vorfällen seitdem gegeben, heißt es von offizieller Seite. Auch vor diesem Hintergrund muss Emmanuel Macrons Gaza-Konferenz betrachtet werden, schreibt Kay Walter. Auf dieser sollen „konkrete Antworten“ auf die Eskalation in Nahost geliefert sowie Hilfe für Menschen im Gazastreifen koordiniert werden. Doch der Handlungskorridor ist sehr eng. Themawechsel: Auf seiner heutigen Auslandsreise nach Kasachstan versucht Putin, sein bröckelndes Imperium wieder in den Griff zu bekommen. Dem zentralasiatischen Land kommt dabei eine entscheidende Bedeutung zu. Allerdings spielen auch andere Großmächte mit. Shantanu Patni mit den Hintergründen. Staatspräsident Andrzej Duda hat derweil den bisherigen Ministerpräsidenten Mateusz Morawiecki (PiS) mit der Regierungsbildung in Polen beauftragt, obwohl der so gut wie keine Chance hat, eine Mehrheit im Parlament zusammenzubekommen. Diese Verzögerungstaktik hat auch mit internen Machtkämpfen in der PiS-Partei zu tun. Thomas Urban berichtet. Stichwort Innenpolitik: Die SPD und Sahra Wagenknecht sind sich einig: Die „Reichen“ sollen stärker besteuert werden, unter anderem durch höhere Erbschaftssteuern. Doch die träfen vor allem die Mitte der Gesellschaft und damit auch Familienunternehmen. Warum das so ist, erklärt Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen und Politik, in seinem Gastbeitrag. Die Ampelregierung hat derweil ihren monatelangen Streit um Hilfen für die energieintensive Industrie beigelegt. Statt direkter Subventionen sollen Steuersenkungen kommen, von denen auch kleinere Betriebe profitieren. Das ist ein guter erster Schritt. Nur bleibt das eigentliche Problem ungelöst, schreibt mein Kollege Daniel Gräber. Ich wünsche Ihnen eine gute Lektüre. Bleiben Sie optimistisch. Ihr Ben Krischke, Leitung Cicero Digital |