PLATIN - ist der wendepunkt bald erreicht? |
Wieder verstärkt aufkeimende Konjunktursorgen ließen den Preis von Platin in den vergangenen Wochen kräftig fallen. Aber auch die Versorgungsrisiken schwinden und somit ein wichtiger preisunterstützender Faktor. Während die Aktienmärkte seit Jahresbeginn unverändert deutlich im Plus notieren und die Rezessionssignale des Anleihemarktes ignorieren, sieht die Lage bei zahlreichen Industrierohstoffenanders aus. Gleiches gilt für die Edelmetalle, die wie Platin eng mit dem Wirtschaftskreislauf verflochten sind. Aktuell gibt es die Feinunze rund 15 Prozent günstiger als zu Jahresbeginn. Ende Juni bezahlten Anleger für Platin nur noch 900 Dollar, tiefer gab es den Rohstoff zuletzt im Oktober 2022. Positiv aus technischer Sicht kann nur angeführt werden, dass die runde Schwelle bereits mehrfach Ausgangspunkt von längeren Erholungsphasen war. Auch der Preisabschlag von rund acht Prozent auf den Durchschnittskurs der vergangenen 200 Handelstage fällt recht groß aus, eine Erholung in Richtung 1000 Dollar ist daher möglich. Doch die Risiken bleiben hoch. Technisch ist unterhalb von 900 Dollar erst wieder um 850 USD mit erhöhter Kaufbereitschaft zu rechnen. Steigt das Platinangebot bald?
Mehrere Faktoren haben den jüngsten Kursrutsch ausgelöst. So verbesserte sich zuletzt die bisher schwierige Stromversorgung in den südafrikanischen Minen. Mit den nachlassenden Risiken auf der Produktionsseite verliert ein zentraler preisunterstützender Faktor an Bedeutung. Sollte die Lage bis zum Frühjahr in Südafrika weiter robust bleiben, könnte die Minenauslastung wieder steigen und auch bisher unverarbeitete Vorräte auf den Markt kommen. Abnehmende Versorgungsrisiken treffen zugleich auf Sorgen, dass der Bedarf an Platin aus der Industrie geringer ausfallen könnte als bisher erwartet. Zwar übertraf Chinas Wirtschaftswachstum im ersten Quartal mit 4,5 Prozent die Erwartungen. Allerdings war dies zum Großteil durch die Aufhebung der strengen Corona-Beschränkungen zurückzuführen. Hingegen zeigen die Einkaufsmanagerindizes für den Industrie-Sektor seit Monaten abwärts, ähnlich sieht die Lage in zahlreichen anderen Industrieländern aus. Prognosen von Heraeus zufolge dürfte das Wachstum der industriellen Platinnachfrage in China dieses Jahr nur bei rund 3,5 Prozent liegen und somit deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 14 Prozent. Preisdifferenz zu Palladium kräftig geschrumpft
Verdichten sich die Hinweise auf eine konjunkturelle Abkühlung in den kommenden Monaten oder 2024, dürfte auch die Konsumbereitschaft nachlassen und damit zu sinkenden PKW-Verkäufen führen. Platin wird wie Palladium vor allem in Katalysatoren verwendet. Negativ wirkt sich inzwischen auch der noch kräftigere Preisverfall von Palladium aus. Im Oktober 2022 kostete Palladium rund 1400 Dollar mehr als Platin, inzwischen ist die Preisdifferenz auf rund 300 Dollar gesunken. In der Industrie dürfte daher auch die Bereitschaft, Palladium durch Platin zu ersetzen, langsam nachlassen, was ebenfalls die Kursfantasie dämpft. Langfristig dürfte Platin aber Stärke gegenüber Palladium zeigen, da es auch in Elektrofahrzeugen mit Brennstoffzelle eingebaut wird. Zudem spielt es im Zusammenhang mit grünem Wasserstoff eine wichtige Rolle. Oft unterschätzt aber ebenfalls viel Wachstumsfantasie bietet der Einsatz von Platin in Maschinenkomponenten zur Herstellung von Glasfasern, die bei der Windenergieerzeugung wichtig sind. Somit bleibt Platin im Vergleich zu Palladium grundsätzlich fundamental besser unterstützt, unabhängig von konjunkturellen Schwankungen. |
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