Platin läuft derzeit den anderen Edelmetallen den Rang ab... Liebe Leserin, lieber Leser, der Platin-Preis ist auf den höchsten Stand seit 2014 gestiegen und stellt damit derzeit die anderen Edelmetalle deutlich in den Schatten: Seit Jahresbeginn legte Platin um 22% zu, während Silber nur ein Plus von 5% verzeichnete und die Preise von Gold sowie Palladium sogar um 4% bzw. 3% nachgaben. Der folgende Chart zeigt deutlich die Outperformance von Platin in den letzten Wochen. Seit Anfang 2019 gerechnet, hinkt Platin aber trotzdem immer noch Silber und Palladium hinterher, nur Gold war schwächer: Etwas vereinfacht ausgedrückt, dürfte die Outperformance von Silber, Platin und Palladium gegenüber Gold damit zusammenhängen, dass alle drei Edelmetalle in großem Umfang in der Industrie Anwendung finden. Angesichts der Erholung der Weltkonjunktur wird daher mit einer steigenden Nachfrage nach Platin & Co. gerechnet. Gold kann davon weniger profitieren. Bei Platin wurden 2019 – vor Corona – 42% der Gesamtnachfrage von der Auto-Industrie (Katalysatoren) absorbiert, weitere 27% in anderen Sektoren. Bei Palladium gehen sogar 82% in die Auto-Industrie und 16% in andere Branchen. Finanz-Investoren interessieren sich für Platin Hauptgrund für den jüngsten Anstieg des Platin-Preises ist aber das gewachsene Anleger-Interesse an dem Edelmetall. Die Zuflüsse in Platin-ETCs (Exchange Traded Commodities) summierten sich seit Jahresbeginn auf 83.000 Unzen. Das ist durchaus erheblich, im gesamten Jahr 2020 beliefen sich die Zuflüsse in ETCs auf 530.000 Unzen. Gold dagegen verzeichnete in den letzten Wochen Abflüsse bei den ETCs – das spiegelt die unterschiedliche Performance wider. Obwohl die Investment-Nachfrage (ETCs + Barren & Münzen) bei Platin mit 20% nur einen relativ geringen Anteil an der Gesamt-Nachfrage ausmacht, ist sie doch für die kurz- und mittelfristige Preisentwicklung entscheidend. Das beweist einmal mehr die Rallye der letzten Tage. Platin ist derzeit vor allem deshalb spannend, weil es für Brennstoffzellen benötigt wird und sozusagen als Gewinner der Verkehrswende gilt. Das lockt offenbar mehr und mehr Finanz-Investoren an. Auch am Futures-Markt haben die Netto-Long-Positionen den CFTC-Daten zufolge zuletzt deutlich zugenommen. Platin wird für Brennstoffzellen und Hybrid-Fahrzeuge benötigt Viele Länder wollen im Zuge der massiven staatlichen Investitionen zur Bekämpfung der Corona-Krise den Umbau der Wirtschaft in Richtung Erneuerbarer Energien fördern. Platin würde davon profitieren, denn es findet auch in Brennstoffzellen Anwendung sowie in den Diesel-Motoren von Hybrid-Fahrzeugen. Der Prognose des Beratungs-Unternehmens SFA Oxford zufolge, wird der Platin-Bedarf für Brennstoffzellen wegen der Verbreitung dieser Technologie in den nächsten 10 Jahren von 60.000 auf 500.000 Unzen steigen. Wegen des hohen Preises von Palladium und Rhodium sind zudem immer mehr Hersteller dabei, die beiden Metalle durch Platin zu ersetzen. Kurzfristig könnte auch eine Rolle spielen, dass manche Markt-Akteure auf eine Erholung des Auto-Absatzes in Europa spekulieren – der Anteil der Diesel-Fahrzeuge (mit Platin-Katalysatoren) ist hier relativ hoch. Charttechnisch ist Platin nach oben ausgebrochen, stößt aber bei 1.300/1.400 US-Dollar an eine starke Widerstandszone. Dieser Bereich diente von 2011 bis 2014 als Unterstützung. Mein Fazit Wie ich bereits in der Ausgabe vom 2. Dezember 2020 geschrieben habe, kann ein Anstieg der Investment-Nachfrage wegen der Enge des Marktes schnell zu einer Rallye führen. Das ist passiert. Manche Markt-Experten sprechen inzwischen bereits davon, dass der Markt überhitzt sein könnte. Platin könnte sich schwer damit tun, die genannte Widerstandszone bei 1.300/1.400 US-Dollar zu überwinden. Langfristig bleibt Platin aber interessant, es wird voraussichtlich in den nächsten Jahren Palladium outperformen. Aber die Investment-Nachfrage ist kaum berechenbar. Ein Rückzug kurzfristig orientierter Anleger kann angesichts der Enge des Marktes auch schnell zu einem deutlichen Preis-Rücksetzer führen. Ich bleibe daher dabei: Platin ist als Beimischung in einem breiteren Edelmetall-Depot interessant, wegen der starken Preisschwankungen, sowie wegen der großen Bedeutung der Nachfrage aus der Industrie sind aber weder Platin noch Palladium aus meiner Sicht ein adäquater Ersatz für Gold oder Silber.
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