30. Mai 2024 Pflege am Kippen? Schreckensmeldungen in den Medien über den Zustand in der Pflege waren für die Arbeitsgemeinschaft 60plus der SPD Feucht der Grund, sich mit dem Thema Pflege zu befassen. Ein Experte informiert Als Experte war dazu Diakon Werner Schmidt eingeladen. Seine erste Berührung mit dem Thema geht auf seine Zeit als Zivildienstleistender im Rummelsberger Krankenhaus zurück. Nach der Diakonenausbildung in Rummelsberg folgte eine langjährige Tätigkeit als Krankenpflegediakon, später als Heimleiter, fast 10 Jahre als Geschäftsführer des Diakonischen Werks Fürth und seit September 2014 die Aufgabe als Verbundleiter des Altenhilfeverbundes Rummelsberg. Bestandsaufnahme Am Beginn seiner Ausführungen stellte Werner Schmidt die Feststellung, dass derzeit fast 160.000 Fachkräfte in der Pflege fehlen und der Fehlbedarf bis 2035 auf 493.000 geschätzt wird bei einem Anstieg der Zahl der Pflegebedürftigen von 5,2 Millionen Ende 2023 auf 6,8 Mio bis 2055. Gepflegt werden die Betroffenen zu 80 % von den Angehörigen, häufig unterstützt von 24-Stunden-Kräften, die oft aus dem Ausland stammen, von ambulanten Pflegediensten, im Betreuten Wohnen, in ambulanten Wohngemeinschaften und in Intensiv-Pflege-Wohngemeinschaften. Eine teilstationäre Pflege wird in Einrichtungen der Tagespflege angeboten. Sie dient insbesondere der Entlastung der Angehörigen ist aber für den Betreiber mit dem Risiko einer schwankenden Auslastung und damit der Unwirtschaftlichkeit verbunden. Stationär wird die Pflege in Heimen und in Hospizeinrichtungen geleistet. Der Fachkräftemangel zeigt sich auch daran, dass sich das Personal in den Heimen aus 20 Nationen zusammensetzt. Was ist zu tun? Die Frage, was gegen den Fachkräftemangel getan werden kann, verlangt verschiedene Antworten. Die Bezahlung ist in den letzten Jahren deutlich angehoben worden. Verbessert werden müssen noch die Arbeitsbedingungen. Dazu gehören eine verlässliche Dienstplanung, verträgliche Arbeitszeiten und die Betreuung der Kinder der Beschäftigten. Wichtig ist eine qualitativ hochwertige Ausbildung und damit verbunden eine Ausweitung der Kompetenz des Pflegepersonals, begleitet von einer Verzahnung mit der Medizin sowie eine Verbesserung der Aufstiegschancen. Das würde auch zu einer Steigerung des Ansehens der Pflegeberufe führen. Wichtig ist auch den Einsatz der Fachkräfte auf die Pflege zu konzentrieren und sie durch Hauswirtschafts- und Verwaltungskräfte zu entlasten. Wünschenswert sind die Abschaffung der starren Fachkraftquote und ein Mix aus Therapeuten, Sozialarbeitern und-arbeiterinnen, Betreuungspersonal, Hauswirtschaft und Ehrenamt. Zur Entspannung der Situation in der Pflege würden auch präventive Maßnahmen beitragen, mit denen die Pflegebedürftigkeit vermieden und hinausgezögert werden könnten. Dazu gehören eine gesündere Lebensführung, eine altersgerechte Wohnraumgestaltung, Barrierefreiheit, das offene Gespräch und der Austausch über Hilfsbedürftigkeit, Quartierskonzepte sowie die Vernetzung verschiedener Hilfsangebote. Werner Schmidt begrüßt ausdrücklich die bestehende Nachbarschaftshilfe und Angebote, die über den Fahrdienst hinausgehen. Er sieht schließlich auch die Kommunen in der Pflicht der Daseinsfürsorge gegenüber der älteren Generation. Fazit Die zahlreichen Besucher und Besucherinnen der Veranstaltung folgten den Ausführungen des Experten mit gespannter Aufmerksamkeit und brachten ihre Eindrücke und Erfahrungen ein. Klar wurde, dass der demografische Wandel unsere Gesellschaft vor eine große Aufgabe stellt. von links: Monika Brandmann (Behindertenbeauftragte in Schwarzenbruck), Diakon Werner Schmidt, Thomas Bildt (Seniorenbeauftragter in Feucht), Inge Jabs |