Liebe Frau Do, zunehmend füllen sich die Büros, Homeoffice und Kurzarbeit gehen zurück. Das heißt auch, dass viele Arbeitnehmer wieder lange Strecken zu überwinden haben. Pendeln kann krank machen, warnt die AOK. In den Kreisen rund um die Großstädte Düsseldorf und Köln legt zum Teil mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer morgens und abends lange Wege zurück. Unsere stellvertretende Chefredakteurin Eva Quadbeck, die in Berlin auch die Gesundheitspolitik betreut, hat die Erkenntnisse zusammengetragen. Erkrankungen – nämlich Corona-Infektionen – stehen auch im Zentrum des Falls Tönnies, durch den die schlechten Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie zum Thema wurden. Dass eine Tönnies-Mitarbeiterin ein Video von den Zuständen verbreitet hat, trug ihr die Kündigung ein. Überraschender ist, dass Sigmar Gabriel, der die Branche kritisiert hatte, bis Ende Mai als Berater für Tönnies gearbeitet hat. Ein Geschmäckle: Ausgerechnet ein früherer Bundesaußenminister wurde wegen drohender Exportprobleme tätig. Das durfte er, aber lieben muss man ihn dafür nicht. Unsere Berliner Korrespondentin Birgit Marschall sieht Sigmar Gabriel auf den Spuren eines anderen niedersächsischen Sozialdemokraten: Gerhard Schröder. Vom deutschen Altkanzler mit Russland-Verbindung zum russischen Dauerpräsidenten, der Deutsch spricht: Wladimir Putin hat bei der Abstimmung über Verfassungsänderungen sein Wunschergebnis eingefahren und könnte nun lebenslang regieren, ohne zwischendurch pro forma auf das Amt des Ministerpräsidenten zu wechseln. Dagegen wäre das „Durchregieren“, das sich Angela Merkel einst vergeblich erträumte, harmlos gewesen. Klaus-Helge Donath, unser Korrespondent in Moskau, beschreibt die Lage in Russland, das von Putin trotz allem nicht Abschied nehmen will. Aber wir nehmen heute Abschied von einer Institution. Die allerletzte Kolumne „Mit Verlaub“ unseres Autors Reinhold Michels finden Sie hier. Reibung erzeugt Wärme – das ist ein physikalischer Grundsatz, der auch in Medien einen Platz hat. Reinhold Michels hat gerne für Reibung gesorgt, seine streitbaren Kolumnen hatten viele Fans, aber auch manchen erbitterten Gegner. In diesem Jahr ist er 70 geworden. „Et muss auch mal juud sein“, hat er uns jetzt geschrieben. Et war prima, antworten wir rheinisch knapp und danken ihm von ganzem Herzen. Über Jahrzehnte hatte er als leitender Redakteur die politische Berichterstattung der Rheinischen Post mitgeprägt. Übrigens erschien sein allererster Artikel bei uns, gezeichnet mit Mc., am Sonntag vor 52 Jahren in der Viersener Lokalausgabe. Er war damals 18 und noch Schüler. Heute sind Journalistinnen und Journalisten häufig etwas älter, wenn sie bei uns starten – aber spannende Sachen machen sie auch. Das neueste Projekt haben sich Maren Könemann und Marie Ludwig ausgedacht. Mit einem elektrisch betriebenen Oldtimer-Bully sind die beiden im Rheinland unterwegs und tragen viele schöne #RheinStories zusammen. Das ist Lokaljournalismus, aber ganz anders als damals bei Mc. in Viersen. Sie sehen es schon am Hashtag: Es geht nicht nur um Texte, sondern auch um Videos, Instagram-Stories und Podcasts. Und so endet die „Stimme des Westens“ heute mit Abschied und Aufbruch als dem Zwillingspaar, das so oft unser Leben bestimmt. Der Abschied von der Arbeitswoche und der Aufbruch ins Wochenende sind heute Morgen in Sicht. Viel Spaß dabei! Herzlich Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |