die Wahlniederlage in Brandenburg war nun eine zu viel für die Führung der Grünen. Die beiden Bundesvorsitzenden Omid Nouripour und Ricarda Lang geben ihre Ämter auf. Nachfolger könnte ein Duo aus Franziska Brantner und Felix Banaszak werden. Doch eigentlich sind es Robert Habeck und Annalena Baerbock, die gescheitert sind, schreibt mein Kollege Volker Resing. Und er ist mit dieser Einschätzung nicht alleine. Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder hat bekanntlich einen feinen Riecher für aktuelle politische Wendungen. Er sieht, wie er Journalisten in Berlin (darunter Cicero-Chefedakteur Alexander Marguier) heute sagte, im Rücktritt der beiden Grünen-Vorsitzenden einen weiteren Schritt in Richtung Ampel-Ende und forderte Wirtschaftsminister Habeck dazu auf, es Ricarda Lang und Omid Nouripour gleichzutun. Die wichtigste Botschaft Söders richtet sich an die eigene und die Schwesterpartei CDU: Beide könnten nur bei einer klaren Absage an die Grünen ein Wahlergebnis von um die 35 Prozent bei der nächsten Bundestagswahl erzielen. Schon vor dieser heutigen Nachricht schrieb der Politologe Wolfgang Merkel für Cicero über die Gründe für den Absturz der Grünen in der Wählergunst, nachdem sie sich bereits als neue Volkspartei inklusive Kanzlerkandidatur empfanden. Mit einem Politikstil der Besserwisserei haben sie in der Breite der Bevölkerung jeden Kredit verspielt. Nicht weniger desolat als die der Grünen ist die Lage ihres Ampel-Partners FDP. Im Dezember 2023 stimmte eine knappe Mehrheit der FDP-Mitglieder für einen Verbleib in der Ampel. Im Interview spricht der FDP-Politiker und Initiator der Abstimmung, Matthias Nölke, über Mutlosigkeit in der Parteiführung und Frust an der Basis. Gewählt wird schon am kommenden Wochenende wieder, nämlich in Österreich. Die rechtspopulistische FPÖ dort unter Führung von Herbert Kickl könnte im Nationalrat danach stärkste Partei werden. Vergleiche zwischen der FPÖ und der AfD drängen sich auf. Was verbindet diese Parteien? Einiges, sagt unser Gast-Autor Sebastian Enskat, aber vieles unterscheidet sie eben auch. Und deswegen ist es durchaus nicht völlig ausgeschlossen, dass die Freiheitlichen in Wien auch wieder in Regierungsverantwortung kommen. Die politische Wirklichkeit im Ampel-Zeitalter kann schon manchmal erschreckend an das komische Theater erinnern. Mich jedenfalls brachte es dazu eine alte Schul-Lektüre zu erneuern: Friedrich Dürrenmatts „Romulus der Große“ ist im woken Westen relevanter als zur Entstehungszeit vor sieben Jahrzehnten. Ihr Ferdinand Knauß, Redakteur |