Lieber Herr Do,
alle reden über das Wasser, bei diesen olympischen Spielen. So kübelte es bereits bei der Eröffnungsfeier am vergangenen Freitag wie aus Eimern. Olympia-Athleten wie US-Basketballlegende LeBron James oder Jahrhundertturnerin Simone Biles, die deutschen Fahnenträger Anna-Maria Wagner und Dennis Schröder, aber auch Popgrößen wie Snoop Dog oder Lady Gaga und hundertausende Zuschauer machten sich während des rund vierstündigen Spektakels allesamt ordentlich nass. Und doch war es nicht in erster Linie der Dauerregen, der tags darauf die Schlagzeilen beherrschte. Sondern ein singender, blaufarbener Mann mit leuchtend orangefarbenem Vollbart, allenfalls notdürftig bekleidet mit einer Blumengirlande, die geradeso den Unterleib des Darstellers bedeckte. Umgeben war dieser ulkige Dionysos von einer bunten Schar an Dragqueens und Tänzern, die sich an einem langen Tisch versammelten. Viele wollten in dem illustren Gelage sogleich eine Verhohnepiepelung Leonardo Da Vincis berühmten Abendmahl-Gemäldes erkannt haben und schalteten flugs in den Empörungsmodus. Während Live-Kommentator Boris Becker manche Momente der Eröffnungs-Show „persönlich etwas zu woke“ waren, er dies aber auf sein Alter schob, reagierten andere deutlich drastischer auf die wilde Inszenierung. So unterbrachen der US-amerikanische Fernsehsender NBC und der marokkanische Rundfunk SNRT just bei der vermeintlich skandalösen „Abendmahl-Szene“ ihre Olympia-Übertragung. 
Sorgte mit seinem Auftritt weltweit für Diskussionsstoff: der französische Künstler Philippe Katerine als blauhäutiger Weingott Bacchus mit Fruchtdekor 
Credit: Imago
Seitdem meldet sich „so ziemlich jeder Verteidiger des Abendlandes von Budapest bis Washington zu Wort“, wie es „Der Spiegel“ lustvoll formuliert. Ungarns Regierungschef Viktor Orbán sieht in der Eröffnungszeremonie ein Spiegelbild für den Verfall des Westens, der republikanische US-Politiker Mike Johnson beklagt einen angeblichen „Krieg gegen unseren Glauben“ und auch der Vatikan spart nicht mit Kritik. Hätte es bei der Eröffnungs-Show doch in erster Linie um die großen Themen Gleichheit, Brüderlichkeit und Respekt gehen sollen, sei „dieses hohe Ideal durch eine blasphemische Verhöhnung eines der heiligsten Momente des Christentums getrübt“, echauffiert sich Kurienerzbischof Vincenzo Paglia in einem Interview mit „Il Giornale“. Der Geistliche ist Präsident der „Päpstlichen Akademie für das Leben“, einer Einrichtung der katholischen Kirche, die sich  mit ethischen Fragen beschäftigt.

Aber ist die Kritik überhaupt gerechtfertigt? Oder sind all diejenigen, die sich hier vermeintlich gegen den Untergang des Abendlandes stemmen, schlicht einem Irrtum aufgesessen? Ging es bei der Eröffungs-Szenerie gar nicht um eine provokante Adapation des berühmten Abendmahls? So sagt Thomas Jolly, immerhin Regisseur der Eröffnungszeremonie, dass er sich nicht von christlicher Symbolik habe inspirieren lassen, sondern von den Festen der griechischen Mythologie. So habe er sich in seiner Inszenierung auf das Gemälde „Das Festmahl der Götter“ bezogen, das der niederländischen Künstlers Jan van Bijlert zwischen 1635 und 1640 anfertigte und das heute im Musée Magnin in Dijon zu besichtigen ist.
„Das Festmahl der Götter“: Das bei der Eröffnung der Olympischen Spiele 2024 referenzierte Bild von Jan van Bijlert ist in Dijon, Frankreich zu bestaunen
Um’s Wasser geht es aber dennoch weiter bei Olympia. So ist bekannt, dass die Veranstalter im Vorfeld der Spiele rund 1,4 Milliarden (!) Euro in ein neues Abwassersystem investiert hatten, damit aus der traditionell schmutzigen Seine eine olympische Sportstätte werden kann. Zwar schwammen schon im Jahr 1900 Athleten in der Seine – bei den ersten Olympischen Spielen in Paris –, aber seit 1923 ist das Schwimmen in dem Fluß verboten. Jetzt, gut 100 Jahre später, tauchen erstmals wieder Sportler in die Seine ein, um darin nach olympischem Edelmetall zu kämpfen. Aber trotz all der abenteuerlichen und horrend teuren Reinigungsmaßnahmen, hing die Austragung der Triathlon-Schwimmwettbewerbe in der Seine bis zuletzt am seidenen Faden. Der Stark-Regen der letzten Tage hatte den Wasserspiegel wieder steigen lassen, stadtweit Kloaken zum Überlaufen gebracht und Unmengen an stinkendem und mit Keimen belastetem Abwasser in den Fluss gespült. Noch gestern drohte das Aus für die olympischen Triathleten, die am heutigen Mittwochvormittag ihre Wettbewerbe mit einem 1,5-Kilometer langen Badeausflug in der bakteriell verseuchten Seine begonnen hatten. Das Risiko für die Gesundheit der Athleten ist tatsächlich nicht zu unterschätzen. Der deutsche Triathlon-Held Jan Frodeno, dreimaliger Ironman-Hawaii-Gewinner und Olympiasieger von 2008, hatte schon vor den Spielen eindringlich vor den gesundheitlichen Gefahren gewarnt. So erinnerte er daran, dass sein Frau Emma, ebenfalls als Weltklasseathletin mit Olympia-Gold bedacht, ihre Karriere aufgrund eines Triathlon-Schwimmens in verschmutzem Wasser beenden musste –„und das wünscht man keinem“. Nach einem Weltcup in Seoul hatte sie wegen des verschmutzen Wassers immer wieder mit Magenproblemen zu kämpfen. Danach erreichte sie nie wieder ihr ursprüngliches Leistungsvermögen und beendete mit 33 ihre Sportlerkarriere.
Sprung ins dreckige, äh, kalte Wasser: Nach langem Hin und Her konnten die Triathleten der Olympischen Spiele das Schwimmen nun doch in der Seine absolvieren 
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Wie schön Wasser andererseits sein kann, zeigen ausgerechnet olympische Momente, die rund 15.000 Kilometer entfernt von Paris entstanden sind. Um die olympischen Surf-Wettbewerbe live vor Ort verfolgen zu können, musste man sich allerdings auf den langen Weg Richtung Pazifischer Ozean machen, nach Tahiti. Am berühmten Surfspot Tehaupo'o gilt es für die Welt-Elite die perfekte Welle zu erwischen. Geschafft hat das der brasilianische Surfer Gabriel Medina, dem beim olympischen Wettkampf ein ikonischer Wellenritt gelang – samt eines bereits jetzt legendären Absprungs. Medina, der seit Jahren zu den besten Surfern der Welt gehört, erhielt für seine Darbietung 9,90 Punkte - die höchste Wertung, die es im Surfen bei Olympia je gab. Maximal können 10,0 Punkte erreicht werden. Der Moment, als er sein Brett verlässt und für einen Moment in der Luft zu stehen scheint (verewigt vom AFP-Fotografen Jérôme Brouillet), dürfte DAS Bild der Olympischen Spiele 2024 sein. Ironischerweise fern ab von der Olympiastadt Paris.
Ikonischer Wellenritt, legendärer Abgang: Das Bild des brasilianischen Surfers Gabriel Medina geht um die Welt
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Aber auch in Paris brachte das nasse Element dem einen oder anderen Glück. So wie etwa dem deutschen Schwimmer Lukas Märtens. Der 22-jährige Magdeburger holte am Wochenende über die 400 Meter Freistil die erste Goldmedaille für das deutsche Team. Allerdings im keimfreien und glasklaren Becken der La Defense Arena in Paris.

Noch bis zum 11. August kämpfen die Athleten und Athletinnen aus aller Welt um olympisches Edelmetall. Und das Thema Wasser wird bis dahin sicherlich noch eine bedeutende Rolle spielen – sei es auch nur in Form von Freudentränen oder Tränen der Trauer. Ich werde die Sportler dabei als begeisterter Zuschauer begleiten. Sie auch?

Herzlichst,

Ihr
Florian Boitin, Chefredakteur
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