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Nuclear News Monitor

Nuklearforum Schweiz Newsletter
29. Januar 2021      
 

Sehr geehrte Damen und Herren
 
Der Bundesrat hat am 28. Januar 2021 die langfristige Klimastrategie der Schweiz veröffentlicht. In der Medienmitteilung dazu steht unter anderem folgender Satz: «Die Schweiz ist als innovations- und finanzstarkes Land mit fast CO2-freier inländischer Stromproduktion in einer guten Ausgangslage, um das Netto-Null Ziel bis 2050 zu erreichen». Der Haken daran ist, dass noch vor 2050 rund ein Drittel dieser fast CO2-freien inländischen Stromproduktion wegfallen soll – bis jetzt ohne gesicherten sauberen Ersatz.
 
Weiter stört uns an der Strategie, dass im Bereich Energie der Bogen zur Versorgungssicherheit nicht geschlagen wird. Das haben wir unsererseits in einer Medienmitteilung kundgetan.
 
Darüber hinaus befassen wir uns in dieser Ausgabe mit Grossbritannien, Polen und Deutschland sowie noch einmal mit Urangeschirr.
 
Freundliche Grüsse,
Nuklearforum Schweiz
 
Noch mehr KKW in Grossbritannien?
Das Bauprojekt Hinkley Point C soll einer Mitteilung der Bauherrin EDF zufolge ab Juni 2026 und nicht wie zuletzt geplant Ende 2025 Strom liefern. «Engineerring News-Record» zitiert dazu eine Videobotschaft des Managing Directors, wonach der Grund für die Verzögerungen sowie gestiegene Kosten in der Corona-Pandemie liegt. «Wales Online» verweist darüber hinaus auf das Ziel der Firma, 1,5 Milliarden Pfund in die regionale Wirtschaft zu stecken, dass fünf Jahre vor Frist erreicht wurde. Weitere Hintergründe liefert «World Nuclear News». Wie im letzten Newsletter angekündigt, hat die Horizon Nuclear Power ihr Gesuch für den Bau eines KKW im walisischen Wylfa nun endgültig zurückgezogen. Beim «Belfast Telegraph» haben wir gelesen, dass deswegen eine der grössten britischen Gewerkschaften das Nichtstun der Regierung kritisiert. Vom «New Civil Engineering» haben wir erfahren, dass ein Konsortium aus den USA nach wie vor in Gesprächen mit der Regierung über eine KKW in Wylfa ist. Die Weiterführung des Projekts wäre sicher auch im Sinn des Think Tanks, der gemäss «Nuclear Engineering» in einem Bericht den Bau von noch mehr KKW im Königreich fordert.  Andere Experten verlangen nach einem neuen Finanzierungsmodell für KKW-Neubauten.
 
Deutschland will beim polnischen Atomeinstieg mitreden
Nachdem vor rund einem Jahr – wir haben darüber berichtet – polnische Klimaaktivisten für den Weiterbetrieb der deutschen KKW demonstriert haben, beschweren sich nun laut dem «Redaktionsnetzwerk Deutschland» (RND) unter anderem die deutschen Grünen über Polens Pläne für den Atomeinstieg. Die «Zeit» beruft sich in ihrer Berichterstattung auf ebendiesen RND-Beitrag, der seinerseits ein Gutachten mit Schweizer Beteiligung – und scheinbar den schlimmstmöglichen Szenarien – zitiert. Schon am Tag darauf folgte die Meldung, das Umweltministerium habe offiziell Mitsprache beantragt. Ein Vertreter des nationalen polnischen Nuklearforschungszentrums hat unterdessen das Gutachten gemäss Google-Übersetzung als «äusserst unzuverlässig» zurückgewiesen. Während auch «Euractiv» die Kritik aus Deutschland und Österreich aufgreift, hat sich der «Rundfunk Berlin-Brandenburg» die Mühe gemacht, in Polen sowohl Gegner als auch Befürworter des geplanten KKW zu befragen.
 
Ökostrom aus 99% Erdgas
Im September 2020 hat das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft im Auftrag von Greenpeace Energy die Studie «Gesellschaftliche Kosten der Atomenergie in Deutschland» verfasst. Damit ist eigentlich bereits alles gesagt, was es zu den darin vorgetragenen Kosten von einer Billion Euro zu sagen gibt. Dennoch verweisen wir an dieser Stelle auf die Peer Review der Studie im Magazin atw. Darauf basierend bezeichnet die Nuklearia die FÖS-Studie als «Junk Science». Greenpeace Energy ist derweil selber zum Ziel von Kritik geworden. In den sozialen Medien, vornehmlich auf Twitter, wiesen Vertreter der europäischen Kernenergie-Community darauf hin, dass der Ökostromanbieter ein Produkt namens «Windgas» verkauft, das 2020 noch zu über 99% aus Erdgas bestand. Seit Anfang 2021 wird immerhin ein Anteil von 10% Biogas ausgewiesen. Der Stein des Anstosses findet sich unter «Gasbarometer» etwa in der Mitte dieser Seite. Greenpeace Energy sah sich gar genötigt, offiziell auf die «gezielt verbreiteten Social-Media-Postings aus der Pro-Atom-Lobby und ihrem Umfeld» zu reagieren.
 
Handgemachtes Uranglas aus Japan
Die im letzten Newsletter behandelte Geschichte der evakuierten Schule in den USA hat uns zu einer kleinen Recherche zum Thema Urangeschirr inspiriert. Dabei sind wir in Deutschland und in der Schweiz auf eine relativ überschaubare «Szene» von Enthusiasten und Sammlern gestossen. Auf der Schweizer Website sind wir unter anderem auf ein Museum in Japan aufmerksam geworden, wo auch Uranglas hergestellt wird. Letzteres sowie mit Uranoxid glasierte Töpfer- und Keramik-Ware scheint auf Plattformen wie Etsy ziemlich rege gehandelt zu werden. Dann gibt es offenbar auch mindestens eine Künstlerin, die aus Uranglas Schmuck herstellt, und natürlich zahlreiche dank Tritium leuchtende Gadgets und Gimmicks.