Sehr geehrte Damen und Herren An seiner Sitzung vom 6. November 2019 hat der Bundesrat die Revision der Stilllegungs- und Entsorgungsfondsverordnung (SEFV) verabschiedet und dabei entgegen zahlreichen Vernehmlassungsantworten an seinem ursprünglichen Vorschlag festgehalten. Der Branchenverband der Schweizer Kernkraftwerksbetreiber swissnuclear sieht darin schwerwiegende Nachteile für Wirtschaft und Gesellschaft und eine ungerechtfertigte Einschränkung der Eigentumsrechte. Die BKW hat eine Videobotschaft von CEO Suzanne Thoma veröffentlicht und prüft laut ihrer Medienmitteilung rechtliche Schritte gegen die Revision. Der Bundesrat entziehe ihr wertvolle Mittel für Investitionen in die Energiezukunft, schreibt die Axpo in ihrer Medienmitteilung. Die Alpiq moniert die weiteren Zusatzkosten in den Schweizer Kernkraftwerken. Ähnlich klingt es bei den Kernkraftwerken Leibstadt und Gösgen. Des Weiteren widmen wir uns heute der Entsorgungsthematik bei anderen Stromerzeugungstechnologien, der öffentlichen Wahrnehmung der Kernenergie in Deutschland und Argumenten für die Kernenergie sowie neuen Entwicklungen. Freundliche Grüsse, Nuklearforum Schweiz «Unerwartete» Probleme bei der Windkraft Da wir uns oben bereits mit der Entsorgung radioaktiver Abfälle befasst haben, widmen wir uns noch einmal der Entsorgung, diesmal von Windturbinen. «Das Problem mit den ausgedienten Windrädern» ist nämlich in deutschen Medien zum Thema geworden. Gar von «einem unerwarteten Problem» schreibt «Focus». Dabei gäbe es offenbar durchaus schon Lösungen. In Schottland lässt man sich von der Entsorgungsproblematik beim Ausbau der Windkraft nicht aufhalten. Der Ausbau der Erneuerbaren in Kalifornien erfährt derweil aus anderen Gründen massive Kritik. Das Portal «Grist» hat eigenen Angaben zufolge den Mann getroffen, der mit allen Mythen zum Klimawandel aufräumt. Neue Kohlekraftwerke aus Angst vor der Freimessung? «Mit dem Öko-Boom steigt die Gefahr der ‹Stromlücke›», entdeckt einmal mehr die «Welt». Nun, die deutsche Regierung scheint das auch gemerkt zu haben und lässt trotz Klimawandel und beschlossenem Kohleausstieg ein neues Kohlekraftwerk ans Netz gehen. Andererseits sei gemäss einem Kommentar bei «Telepolis» die «Nutzung der Kernenergie abzulehnen, selbst wenn es gelänge, Reaktoren herzustellen, die gegen eine Kernschmelze wirklich gesichert sind». Auch die Analyse der «Frankfurter Rundschau» prognostiziert das Aussterben der Atomkraft. Das Niveau der Diskussion nimmt bisweilen bizarre Formen an, wie das Argument der Ulmer Ärzteinitiative zeigt. Demnach werden angeblich «bereits seit Jahren radioaktiv belastete Reststoffe von Atomkraftwerken nur durch einen simplen Mess- und Verwaltung-Akt namens ‹Freimessung› aus der Obhut der staatlichen Atomaufsicht entlassen». Bis sich unsere Nackenhaare wieder legen, schwelgen wir noch etwas in Nostalgie. …oder doch lieber Katharsis durch Kernkraft? Es gibt in Deutschland zum Glück auch andere Stimmen, wie zum Beispiel die der «Achse des Guten». Der Standpunkt der Verfasserin dieses Beitrags dürfte unseren Lesern bekannt sein. Sie ist Vorstandsmitglied des Vereins Nuklearia, der einen Meinungsartikel des Präsidenten der Canadian Nuclear Association ins Deutsche übersetzt hat. Bemerkenswert daran ist, dass der Herr früher Vorstandsvorsitzender der Canadian Solar Industries Association war. An der gleichen Stelle haben einen Beitrag von Walter Rüegg entdeckt, der auch schon als Referent an einem unserer Forumstreffs war. Die «Deutsche Welle» hat derweil herausgefunden, dass junge Ingenieure an die Atomkraft glauben. Wissenschafter des Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit haben festgestellt, dass in Japan mehr Menschen an den Folgen des zeitweisen Atomausstiegs gestorben sind als aufgrund des Reaktorunfalls, wie «NucNet» berichtet. «Die Angst vor Uran aufgrund fehlender Informationen ist gefährlicher als Uran selbst», schreibt «The 4th Generation». Crowdfunding für neue Reaktoren Im Bereich der Entwicklung fortgeschrittener Reaktortechnologien können wir das erfreuliche Commitment des US-Energieministeriums für den Bau eines schnellen Versuchsreaktors vermelden. Das britische Startup Moltex Energy geht bei er Finanzierung seines Flüssigsalzreaktors moderne Wege und setzt auf Crowdfunding. Erfreulicherweise hat auch der «Deutschlandfunk diese Technologie entdeckt. Auch ein anderes junges Nuklearunternehmen könnte laut «Post Register» im Kampf gegen den Klimawandel helfen. «Forbes» stellt die Frage, ob Small Modular Reactors das Potenzial zum «Game-Changer» haben. Der Beitrag des «Nuclear Engineering Magazine» lässt vermuten, dass die britische Regierung dieses Potenzial als realistisch erachtet. Zum Schluss widmen wir uns noch einem Nachruf: Lewis G. Larsen hat die inzwischen verbreitete Hypothese der Existenz niederenergetischer Kernreaktionen (low-energy nuclear reactions, LENR), auch fälschlich bekannt als «kalte Fusion», mitgeprägt. |