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Nuclear News Monitor

Nuklearforum Schweiz Newsletter
25. Mai 2018      
 

Sehr geehrte Damen und Herren
 
Für unser Update zur Nuklearindustrie der USA gehen wir zurück bis Ende des letzten Jahres. Damals hat nämlich die Georgia Public Service Commission der Fertigstellung der KKW Vogtle-3 und -4 zugestimmt. Das entsprechende Gremium des Staates Kalifornien hat ein paar Wochen danach die Abschaltung von Diablo-Canyon gebilligt. Ende Februar erklärte sich die Betreiberfirma Pacific Gas & Electric ihrerseits einverstanden mit dem Beschluss der Kommission. Auch Oyster Creek im Bundesstaat New Jersey wird stillgelegt, und zwar rund ein Jahr früher als ursprünglich geplant.
 
Bei Vogtle-3 dagegen wurde Anfang Februar der Druckhalter eingesetzt und bei Vogtle-4 rund zwei Monate darauf der Reaktordruckbehälter. Für Good News sorgte auch die US-Aufsichtsbehörde Nuclear Regulatory Commission (NRC): mit ihrer Zustimmung zu einer Leistungserhöhung für Hope Creek und noch mehr mit der Bau- und Betriebsbewilligung für Turkey-Point-6 und -7. Derzeit prüft die NRC zudem das erste Gesuch für eine Betriebsverlängerung auf 80 Jahre.
 
Da wir vom Nuklearforum den Betrieb nicht von Behörden genehmigen lassen müssen, rechnen auch wir uns Chancen auf 80 Jahre aus. 60 haben wir immerhin schon geschafft und das an der Jahresversammlung im Landesmuseum in Zürich gefeiert. Weniger feierlich geht es weiter unten – Sie ahnen es – um die Energiewende in Deutschland und um die Ansätze anderer Länder, um verschiedenen Sichtweisen auf die Kernenergie sowie um Glas.
 
Freundliche Grüsse,
Nuklearforum Schweiz
 
Ein immer teurerer Fehler?
Das private Europäische Institut für Klima und Energie erinnert Jürgen Trittin angesichts der weiter steigenden Kosten an seine Aussage mit der Kugel Eis, die jeder für die Energiewende bezahlen müsse. Nicht nur bei den Kosten, sondern auch bei den Auswirkungen auf die Umwelt sehen sich die Energiewender zunehmend mit unliebsamen Realitäten konfrontiert. Und angesichts der sinkenden Versorgungssicherheit richtet sich auch der Zivil- und Katastrophenschutz neu aus. Mahnende Stimmen gäbe es zur Genüge, die eines Dresdner Physik-Professors ist nur eine davon. Immerhin kommt bei zahlreichen Branchen- und Verbandsvertreter «energiepolitischer Realismus» auf, wie der Deutsche Arbeitgeberverband positiv überrascht feststellt. Dieser Realismus ist ansatzweise auch in der Bundesregierung spürbar. Das Wirtschaftsministerium prüft gemäss «Spiegel» mögliche Einschränkungen des Einspeisevorrangs für Erneuerbare – obwohl nach Ansicht der Zeitschrift diese «uneingeschränkte Vorfahrt in den Netzen» ein Erfolgsfaktor der Energiewende ist. Als Randnotiz hat die Bundenetzagentur festgehalten, dass die Hälfte der deutschen Kohlekraftwerke in den kommenden Jahren stillgelegt werden kann, wenn der Zubau von Gaskraftwerken schnell genug vorangeht.
 
«Wenn etwas extrem billig ist, hat man bald zu viel davon»
Die frei übersetzte Aussage in der Überschrift stammt von einem Kolumnisten bei «Bloomberg», der uns das Dilemma der immer billigeren Erneuerbaren und der fehlenden Speichermöglichkeiten erklärt. «Wenn Sonne- und Windstrom so billig sind, wieso machen sie dann den Strom so teuer?», fragt Michael Shellenberger in seinem Gastbeitrag bei «Watts Up With That?». Den von ihm wie auch vom Nuklearforum stets propagierten Sowohl-als-auch-Ansatz sehen wir derweil im Kleinen bei der Spende einer Betreiberfirma von sechs Reaktoren und zahlreichen fossil befeuerten Kraftwerken, oder im Grösseren bei der Sichtweise des Energieministers eines nuklearen Neueinsteigers sowie wenn zwei Länder mit vielen Atomkraftwerken auch bei den Erneuerbaren zusammenarbeiten.
 
Jeder Fünfte für ein schmutziges Revival
Er denke, «dass der Einsatz von Kernenergie nicht nur ethisch zulässig ist, sondern um des Klima- und Umweltschutzes willen sogar geboten». Diese Aussage stammt von einem Physiker und Philosoph aus einem links-grünen Pfarrhaus, Vegetarier und Mitglied der SPD. Und für günstigeren Strom befürwortet laut der «Welt» jeder fünfte Deutsche Bürger die «Rückkehr schmutziger Energie», genauer «ein Revival der Atomkraft». Der stellvertretende Energieminister der USA findet dagegen, es sei Zeit, «dass die Welt die Kernenergie als saubere Energie anerkennt». Das sieht auch der Gouverneur von New Jersey so, trotz der Opposition von «Umweltschützern». Lob erhält er dafür vom Nuclear Energy Institute. Dass die Kernenergie nicht nur sauber, sondern auch die sicherste Energieform ist, zeigt «Value Walk» anhand einer bitteren Statistik auf.
 
Böses Glas und gutes Glas
Gemäss einer neuen Studie sind beim Reaktorunfall in Fukushima nicht wie bisher vermute vor allem flüchtige, gasförmige radioaktive Substanzen ausgetreten, sondern auch cäsiumreiche Mikropartikel, überwiegend in der Form von Glas. Wissenschafter des Pacific Northwest National Laboratory ist es derweil gelungen, schwach radioaktive Abfälle in Glas einzuschliessen. Während diese Abfälle bei «Live Science» noch als «gefährlich» bezeichnet werden, sind sie beim britischen «Express» schon «tödlich». Ein ähnliches Verfahren nutzt übrigens das Zwilag schon länger– ohne Gefahr für die Umgebung. In La Hague und in Sellafield werden zudem auch hoch radioaktive Abfälle verglast.