Nuclear News Monitor 13: Energieverbrauch und Beitrag der Kernenergie Sehr geehrte Damen und Herren Im Jahr vor der Abstimmung über das erste Massnahmenpaket der Energiestrategie 2050, die den Energiebedarf in der Schweiz senken soll, hat die Schweizer Bevölkerung knapp 2% mehr Energie verbraucht als im Jahr davor. Dies ist laut BFE vor allem auf die kühle Witterung zurückzuführen. Entsprechend ist vor allem der Verbrauch von Energieträgern zum Heizen gestiegen. Der Stromverbrauch blieb auf Vorjahresniveau. In der Schweiz wie auch weltweit haben etliche Kernkraftwerke ihren Beitrag zur Deckung dieses Strombedarfs geleistet. Ende 2016 waren insgesamt 449 Reaktoren am Netz oder, wie beispielsweise in Japan, in einem längeren Betriebsstillstand zwecks Überprüfung und Nachrüstung. Die Netzsynchronisation von zehn neuen Anlagen stellt den grössten jährlichen Leistungszubau seit 25 Jahren dar, wie aus dem «World Nuclear Performance Report 2017» der World Nuclear Association (WNA) hervorgeht. Wir haben dazu heute eine Medienmitteilung verschickt. Der darin zitierte US-Energieminister kommt übrigens weiter unten nochmals zu Wort. Der WNA-Bericht hält weiter fest, dass die Zuverlässigkeit eines Kernkraftwerks nicht von seinem Alter abhängt. Dem Altern von Nuklearanlagen, genauer dem Zukunftsmanagement, ist auch unser Vertiefungskurs Ende November gewidmet. Neben der Energiepolitik der USA haben wir für diese Ausgabe Online-Meldungen zum Status der Kernenergie und der Erneuerbaren weltweit sowie über einen Castor-Transport in Deutschland zusammengetragen. Freundliche Grüsse, Nuklearforum Schweiz «Kein sauberer Energiemix ist wirklich vollständig ohne Kernenergie» Das Neuste zuerst: Die Aussage in der Überschrift stammt aus Rick Perrys «Press Briefing» vom Dienstag, in dem der Energieminister der USA unter anderem ankündigte, statt immer nur über saubere Energie zu «predigen», nun auch Taten folgen zu lassen. Das darf wohl auch als Seitenhieb an die Adresse seines Vorgängers betrachtet werden, der sich weiterhin mit Energieforschung beschäftigt. Die Internationale Energieagentur bestätigt Perrys Sicht auf die Kernenergie als dringend benötigten sauberen Energieträger. Ted Nordhaus vom Breakthrough Institute nimmt die «Energy Week» zum Anlass für Kritik an der Energie- und Klimapolitik unter Trump. Rund eine Woche vor seinem Mediengespräch hat Rick Perry mit Aussagen vor einem Senatskomitee für Gesprächsstoff gesorgt. Insbesondere seine Meinung zum sogenannten «Yucca Mountain Project» führte zu lebhaften Diskussionen mit mehreren Senatoren und Senatorinnen. Bad News from Korea, Good News from India Für unsere Momentaufnahme der globalen Nuklearindustrie bleiben wir noch kurz in den USA, wo laut «Nuclear Street» die meisten KKW rote Zahlen schreiben. Die Kosten sind auch bei Grossbritanniens Neubauprojekt in Hinkley Point ein grosses Thema. Die Firma NuGen, Bauherring des nächsten geplanten britischen Neubaus, führt gemäss der «New York Times» mit der südkoreanischen Kepco Gespräche über eine Beteiligung. Aus Korea selbst vernehmen wir derweil die ersten Warnungen zu den Strompreisen angesichts der neuen Energiepolitik. Der KKW-Zulieferer Doosan Heavy Industries & Construction bekommt die Folgen des Entscheids offenbar bereits zu spüren. Das Editorial der grössten koreanischen Tageszeitung «Chosun Ilbo» beruft sich bei der Kritik an der Kehrtwende unter anderem auf Deutschland und die Schweiz. Zum Glück gibt es auch noch «Good News» aus der nuklearen Welt, diese Woche aus Indien. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt… …aber nach diesen weniger erfreulichen Meldungen zur Kernenergie widmen wir uns nun kritischen Äusserungen zur Photovoltaik, zum Beispiel auf dem Gelände eines stillgelegten KKW, und anderen Erneuerbaren. Der US-Bundestaat Kalifornien gibt in diesem Zusammenhang nicht zum ersten Mal zu reden. Dessen «Präsident» diskutiert mit seinesgleichen über Klimapolitik. «Sind die Grünen wirklich die Klima-Radikalen, die wir brauchen?», fragt «The Conversation» und «Greentech Media» liefert harte Fakten zum Versagen gewisser Städte bei sauberen Energien. Einem Faktencheck wurde auch die Arbeit des prominenten Wissenschafters Mark Z. Jacobson unterzogen. Sein Papier über eine komplett erneuerbare Energieversorgung der USA wurde laut der «New York Times» von 21 Kollegen aus unterschiedlichen Disziplinen «Stück für Stück auseinandergenommen». Auch «Talk Nuclear» übt Kritik daran. US-amerikanische Wind- und Solarlobbyisten fürchten sich derweil laut «The Hill» zu Recht vor einer Netzstudie des Department of Energy. Euphorischer klingt es dagegen bei «Umwelttechnik Schweiz» bezüglich der Lebensdauer und Wirtschaftlichkeit von Photovoltaikanlagen. Dass die dabei erwähnten Unterhaltskosten von 2-4 Rappen pro Kilowattstunde alleine schon ziemlich nahe am Börsenpreis für Strom liegen, fällt nur dem kritischen Leser auf. Aus Japan erreichte uns noch die Warnung vor einer «solaren Abfallkrise». Wer übrigens eine Photovoltaikanlage anschaffen möchte, kann sich bei Helion-Solar mithilfe von Google Maps eine Offerte berechnen lassen. Mehr Angst vor Radioaktivität als vor Blackouts Wir verlegen den Schauplatz nach Deutschland, wo laut «Spiegel» ohne Langzeitspeicher die Stromlücke droht. Wo und wie diese zumindest kurzfristig verhindert wird, berichtet die «Süddeutsche». Mehr Angst als vor der Stromknappheit hat man in Deutschland bekanntlich vor Radioaktivität, respektive davor, «dass im Ernstfall eine nukleare Wolke über den Wohnort zieht». Wir danken an dieser Stelle der «Nuklearia» für die Relativierung der «Wolke von Tihange». Neben «maroden AKW hinter der deutschen Grenze» sind die sogenannten Castor-Transporte ein weiterer Grund für deutsche Atomängste. Beim jüngsten solchen Unterfangen blieben die allzu bekannten Bilder von an Gleise geketteten Aktivisten aus, da der Transport auf dem Wasserweg stattfand. Dennoch gelang es einigen heldenmütigen Kletterern laut «Neues Deutschland», die Fahrt vorübergehend zu unterbrechen. Wen es interessiert, kann auf der Website von «Neckar Castorfrei» deren Argumente und auf ihrem Twitter-Account den Ablauf der Proteste nachlesen. Ein Bild der Aktion ziert die Kritik des «Guardian» an Greenpeace et al, mit der wir uns bis zur nächsten Ausgabe verabschieden – allerdings nicht ohne weitere Argumente für einen gelasseneren Umgang mit Radioaktivität. |