Sehr geehrte Damen und Herren Eine Arbeitsgruppe junger Mitglieder des Nuklearforums Schweiz und der Schweizerischen Gesellschaft der Kernfachleute (SGK) hat ein White Paper zur schweizerischen Energiepolitik aus nuklearer Sicht verfasst. Sie kamen zum Schluss, dass es sehr schwierig wird, Klimaschutz und eine sichere Stromversorgung ohne Kernenergie zu realisieren. Sie finden das White Paper auf unserer Website. Für die vierte Folge unseres Podcasts haben wir uns mit einem der Autoren darüber unterhalten, der zudem der Gewerbezeitung ein Interview gegeben hat. Neben kleinen und grossen Reaktoren befassen wir uns weiter unten mit dem Klimawandel und Deutschland. Freundliche Grüsse, Nuklearforum Schweiz Probleme bei der Energieversorgung Herausforderungen beim Klimawandel und der Energieversorgung gibt es in allen Regionen der Welt. In Pakistan zum Beispiel schreibt die grösste Zeitung des Landes von einer Gas-Krise. Die Bewohnerinnen und Bewohner des US-Bundesstaates Kalifornien sind wegen einer Hitzewelle aufgefordert worden, ihre Elektroautos ausserhalb der Spitzenzeiten zu laden. Auch New York hat mit grosser Hitze zu kämpfen. Dort ist es bereits zu Stromausfällen gekommen und auch dort wurde die Bevölkerung zum Stromsparen angehalten – scheinbar mit ersten Erfolgen, wie die «New York Times» berichtet. Sowohl in Kalifornien wie auch im Bundesstaat New York sind übrigens in jüngerer Vergangenheit Kernkraftwerke frühzeitig stillgelegt worden. Anders in Bangladesch, wo das erste KKW im Bau steht. Unter diesen Voraussetzungen kann das Land Kohlekraftwerke stilllegen. Als Lösung der Energieprobleme neue fossile Kraftwerke zu bauen, mache keinen Sinn, findet denn auch ein belgischer Philosoph. Mögliche Lösungen I Hingegen macht es angesichts ambitionierter Klimaziele und Stromknappheit sehr wohl Sinn, ein 44-jähriges Kernkraftwerk nach umfassender Überprüfung wieder hochzufahren. Das finden mit uns auch die japanische Regierung sowie der Direktor der Internationalen Energieagentur. Auch fast ein Drittel der schwedischen Bevölkerung will die bestehenden Kernkraftwerke des Landes weiterhin in Betrieb sehen. Ganze 46% sprechen sich gemäss der Umfrage neben den bestehenden auch für den Bau von neuen KKW aus. Im «Guardian» plädiert der Autor des Socialist Manifesto für den Einsatz der Kernenergie gegen den Klimawandel und verweist auf die wachsende Unterstützung dieser Idee bei der politischen Linken. Zum Hören gibt es die Sicht des IAEO-Direktors auf dieses Thema, sowie die Pläne seiner Organisation für die nächste Klimakonferenz. Auch der wohl bekannteste Atom-Aktivist Australiens hat seine Meinung in einem Podcast dargelegt. Mögliche Lösungen II Einer der Lösungsvorschläge für das Klima-Versorgungssicherheit-Dilemma im oben erwähnten White Paper sind Small Modular Reactors. Dass der nukleare Nachwuchs der Schweiz mit dieser Sichtweise bei Weitem nicht allein ist, zeigt zum Beispiel eine Machbarkeitsstudie aus Kanada. Die Autorin und die Autoren dieses Beitrags glauben, dass SMRs die Zukunft der Kernenergiedebatte prägen können. Neben verschiedenen Meinungsäusserungen sprechen auch die Entwicklungen in diesem Bereich für das Potential der Mini- und Mikroreaktoren. Die Firma NuScale beispielsweise, deren SMR in den USA bereits zugelassen ist, hat weitere Investoren für die Kommerzialisierung gefunden. Die China National Nuclear Power hat von den Behörden grünes Licht für die Entwicklung eines Prototyps des ACP100, auch bekannt als Linglong One, erhalten. Im niederländischen Petten beginnen bald Versuche mit Brennstoff für einen modularen Mikro-Reaktor, der nach Kanada seit kurzem auch in den USA im Zulassungsverfahren steckt. Ein Beispiel aus Südkorea zeigt indes, dass auch SMRs nicht von der Kritik der «Umweltaktivisten» verschont bleiben. Und was macht Deutschland? In unserem nördlichen Nachbarland enttäuscht derweil nicht nur die Fussball-Nationalmannschaft. Auch die Ökostrom-Versorgung bleibt laut der «Welt» hinter den Erwartungen zurück. Der Volkswagen-Konzern will in Europa bis 2035 und bis spätestens 2050 weltweit die Produktion von Verbrennungsmotoren aufgeben. Der frühere VW-Verwaltungsratspräsident Carl Hahn stimmt dieser Strategie zu, findet es jedoch «politisch feige», auf die Kernenergie zu verzichten. Dieses Zitat stammt aus einem kostenpflichtigen Interview mit der «Welt». Ausserhalb der Paywall zu lesen ist die Kritik am Bundesverfassungsgericht für das Übersehen der «Freiheitsressource» Kernenergie. Und während Nuklearia, Mothers for Nuclear und andere gegen die Abschaltung der verbleibenden deutschen KKW demonstrieren, marschieren die «Antis» dafür – und gleichzeitig für den Kohlausstieg. Da verwundert es überhaupt nicht, dass ein deutsches Bundesamt für sein Notfallkochbuch einen Rezeptwettbewerb zum «Kochen ohne Strom» ausschreibt. |