Sehr geehrte Damen und Herren
Am 8. Juni 2021 findet unser nächster Forums-Treff statt. Nach dem Inputreferat «Förderung von Frauen in Naturwissenschaft und Technik» von Jacqueline Javor Qvortrup, Präsidentin der Schweizerischen Vereinigung der Ingenieurinnen (SVIN), diskutieren auf dem Podium Expertinnen verschiedener Generationen aus der Energiebranche über ihre Erfahrungen und die Herausforderungen als Frau in diesem technischen Umfeld.
Alle weiteren Infos und den Link für die Anmeldung finden Sie auf unserer Website.
Zudem befassen wir uns heute mit der Kernenergie im Kampf gegen den Klimawandel, in den USA, in Grossbritannien und in Europa.
Freundliche Grüsse,
Nuklearforum Schweiz
Einmal mehr Netto-Null bis 2050
Die Frage, ob es für eine «grünere» Welt Kernenergie braucht, wurde schon vielfach gestellt und aus verschiedenen Blickwinkeln beantwortet. Bei «Generation Atomic» haben wir einen etwas ungewöhnlicheren Ansatz entdeckt. Ted Nordhaus gehört zu denen, die diese Frage mit Ja beantworten, wie er auch im Interview mit «Works in Progress» über Ökomodernismus bestätigt. Die Internationale Energieagentur IEA hat unlängst ihren Plan für «Netto-Null bis 2050» veröffentlicht und bezeichnet darin die Kernenergie unter anderem als «wesentliche Grundlage» für die Energiewende. Der «Guardian» erachtet das IEA-Papier als Aufforderung an Regierungen, ihren Worten Taten folgen zu lassen. Die World Nuclear Association bemängelt, dass das Szenario zu stark auf «unsichere, unerprobte und unzuverlässige» Technologien abstützt, und den möglichen Beitrag der Kernenergie unterschätzt. Die Union of Concerned Scientists ruft derweil dazu auf, bei der Wende zur sauberen Energie die Angestellten der Kohleindustrie nicht zu vergessen.
Die USA machen es vor
Die besorgten Wissenschafter beziehen ihren Aufruf nicht auf die Pläne der IEA, sondern auf diejenigen von US-Präsident Joe Biden. Dessen Absicht, bestehende Kernkraftwerke finanziell zu unterstützen, haben unterdessen sowohl seine Energieministerin wie auch die Klimabeauftragte des Weissen Hauses öffentlich bekräftigt. Es gibt auch Energieversorger in den USA, die lieber auf Kernenergie als auf Erneuerbare setzen, so zum Beispiel die Public Service Enterprise Group oder Exelon. Die Nuclear Innovation Alliance dagegen kritisiert, dass die Gebühren der Nuclear Regulatory Commission im Lizenzierungsprozess Innovationen bremsen würden. In der Praxis gibt es dennoch Fortschritte bei innovativen Reaktorkonzepten, wie etwa bei NuScale und Moltex. Auch aus Kanada gibt es Meilensteine bei der Lizenzierung neuer Reaktortypen zu vermelden.
Miteinander statt gegeneinander in Grossbritannien
In Grossbritannien ist etwas geschehen, das sich die Schweizer Erneuerbaren-Lobby wohl kaum vorstellen kann: Die Branchenverbände Renewable UK und Solar Energy UK haben sich mit der Nuclear Industry Association zusammengeschlossen und gemeinsam einen dringenden Aufruf zum Ausbau der Wind-, Solar- und Kernenergie für CO2-freien britischen Strom bis 2035 veröffentlicht. Wir würden zu einem ähnlichen Appell in der Schweiz sofort Hand bieten. Auch die SMR-Entwicklung schreitet im Königreich weiter voran, was auch die «Frankfurter Allgemeine» (Paywall) bemerkt hat. Neben der deutschen Sicht gibt es dazu auch die lokale. Damit es nicht dabei bleibt, hat das zuständige Ministerium kürzlich eine Anleitung für den Lizenzierungsprozess moderner Reaktoren veröffentlicht.
«Redet endlich über Atomstrom!»
Das findet ein Kolumnist im «Spiegel» über die «verteufelte Klimaschutz-Energie». Zumindest darüber geredet – wenn auch nicht immer ausdrücklich – wird auch in der EU im Zusammenhang mit der Wasserstoff-Strategie. Um weltweit mit Kernenergie Wasserstoff zu produzieren, wären gemäss einem Bericht aus Frankreich 400 Reaktoren nötig. Angesichts solcher Zahlen macht der Vorschlag, bei der EU-Klimastrategie mit Russland zusammenzuarbeiten, durchaus Sinn. Oder mit Weissrussland, das seine Bereitschaft zum Atomstrom-Export signalisiert hat. Beide Optionen dürften aus verschiedenen Gründen nicht überall auf Gegenliebe stossen.