Liebe Frau Do, noch ist hierzulande kein Impfstoff gegen Corona zugelassen, aber die Ständige Impfkommission des Robert-Koch-Instituts empfiehlt, drei Prioritätengruppen beim Impfen vorzuziehen. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass Sie – wie ich – keines der Kriterien erfüllen und sich hinten anstellen müssen. Antje Höning fasst die Details zusammen. Selbst wenn das alles zügig gehen sollte, liegen also noch lange Monate mit Beschränkungen vor uns, die zudem eher verschärft als gelockert werden. Bayern hatte wieder einmal den Takt vorgegeben, ab morgen soll dort der Katastrophenfall gelten. Aber jetzt rücken auch außerhalb des Freistaats zusätzliche Corona-Beschränkungen in Sicht. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann hält bundesweite strengere Vorgaben für möglich, der Deutsche Städte- und Gemeindebund stellt die angekündigten Lockerungen für Weihnachten infrage. Wenn es so käme, wäre das Ziel des Teil-Lockdowns doppelt nicht erfüllt: Zum einen sind die Infektionszahlen nicht im angestrebten Maße gesunken, zum anderen gerät der Heiligabend in Gefahr, den Bund und Länder doch unbedingt ermöglichen wollten. Den Stand der Debatte in NRW hat Kirsten Bialdiga recherchiert; sie plädiert in ihrem Leitartikel klar für schärfere Regeln. Auch wenn die Bäckereien nicht geschlossen sind, leiden sie doch unter dem Corona-Modus. In den Wochen vor dem Fest laufen ihre Geschäfte eigentlich besonders gut. Aber auch das ist, wie so vieles, in diesem Jahr anders. Viktor Marinov hat die Branche unter die Lupe genommen. Schwierig ist die Lage auch bei der Lufthansa, die trotz der staatlichen Milliardenhilfen fast 40.000 Stellen auf die Streichliste setzt, wie Brigitte Scholtes berichtet. Fernreisen sind derzeit kaum möglich, aber Corona trifft auch den Nahverkehr besonders hart: Jeder dritte Bürger in NRW fährt derzeit weniger Bus und Bahn, und Gelegenheitsnutzer verzichten komplett. Reinhard Kowalewsky beschreibt, wie der Sektor in eine Dauerkrise zu rutschen droht. Wie lange die Krise der Nationalmannschaft dauert, lässt sich noch nicht sagen. Viele sehen Joachim Löw, den Weltmeister-Trainer, am Ende seiner Karriere angekommen, aber der DFB hat ihm vorerst sein Vertrauen ausgesprochen. Und er hält an seinem Weg trotz der 0:6-Niederlage gegen Spanien fest, wie er in einem mit Spannung erwarteten Auftritt deutlich machte. Diese Beharrlichkeit lässt sich auch als Tugend sehen – aber er muss seinen Weg besser erklären, vor allem seinen Spielern, wie Christina Rentmeister in ihrem Leitartikel festhält. Ihren Weg besser erklären muss auch die Bundeswehr. Erneut gab es Streit über die Namen von Kasernen, die an vermeintliche Weltkriegshelden erinnern. Die Unteroffizierschule der Luftwaffe in Appen bei Hamburg war nach dem Jagdflieger Hans-Joachim Marseille benannt, der von der NS-Propaganda als „Stern von Afrika“ verherrlicht wurde. Jetzt heißt die Kaserne nach dem Reserveoffizier Jürgen Schumann, der Flugkapitän der „Landshut“ war, als der Jet 1977 auf dem Flug von Mallorca nach Deutschland entführt wurde. Der Lufthansa-Pilot wurde in Aden vor den Augen der Passagiere ermordet. In seiner Analyse bewertet Helmut Michelis den neuen Versuch der Bundeswehr, ihr problematisches Erbe abzuschütteln. Der selbstkritische Blick zurück muss gelegentlich sein. Aber am besten starten Sie in den neuen Tag, wenn Sie den Blick nach vorne richten. Wenn Sie sich Mühe geben, sehen Sie dabei bestimmt etwas Schönes. Bis morgen! Herzlich Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |