Liebe Frau Do, dass der Lockdown um drei Wochen bis zum 31. Januar verlängert wird, konnten Sie hier schon gestern lesen. Aber die Corona-Beschlüsse von Bund und Ländern gehen in einem Punkt deutlich weiter als bisher: Bei einem Inzidenzwert von mehr als 200 wird die Bewegungsfreiheit der Menschen auf einen Radius von 15 Kilometern eingeschränkt. In NRW betrifft das derzeit nur Herne, dort tagt heute der Krisenstab. Aber die Kreise Gütersloh und Herford liegen nur knapp unter dem Grenzwert. Die neuen Corona-Beschlüsse stellen Ihnen Kirsten Bialdiga, Kerstin Münstermann, Max Plück und Jana Wolf im Detail vor. Wie die Video-Schalte hinter verschlossenen Türen verlaufen ist, hat Birgit Marschall recherchiert. Wenn Sie wissen wollen, wie nah Ihr Wohnort am Grenzwert liegt, finden Sie die aktuellen Daten in unserem Dossier. Wie es in NRW an den Schulen und in den Kitas weitergeht, entscheidet sich heute. Bund und Länder haben sich grundsätzlich darauf geeinigt, die Schulen geschlossen zu halten beziehungsweise die Präsenzpflicht weiter auszusetzen. Was dies für Kinder, Eltern und Lehrer in NRW konkret bedeutet, will Ministerpräsident Armin Laschet heute nach einer Sondersitzung des Kabinetts erklären, vorher gibt es Beratungen mit den Fachverbänden. Über die Ergebnisse informieren wir Sie dann in unserem Newsblog. Über den Föderalismus ist seit Beginn der Pandemie schon viel gestritten worden. Jedenfalls zeigt sich, dass die Länder sehr unterschiedlich beim Impfen vorankommen. Von den 1,3 Millionen verfügbaren Dosen wurde bisher nicht mal ein Viertel verabreicht. Pro 1000 Einwohner wurden bundesweit 3,8 Menschen geimpft – NRW liegt knapp unter diesem Wert, Bayern um mehr als die Hälfte drüber. Martin Kessler, Dorothee Krings und Julia Rathcke sortieren in ihrer Analyse die Daten und suchen nach Ursachen. Vergleichen lassen sich auch die Impfstoffe von Biontech und Moderna, was Regina Hartleb für Sie getan hat. Aber die Dinge relativieren sich beim Blick nach Westen: In Frankreich verläuft das Impfen noch schleppender, wie Stefan Brändle aus Paris berichtet. Mit Impfungen beschäftigt sich auch unsere neue Kolumnistin Maria-Sibylla Lotter, die Philosophie an der Ruhr-Universität Bochum lehrt. In ihrem streitbaren Text geht es um die Forderungen aus Union und SPD, ein gesetzliches Verbot von Sonderrechten von Geimpften zu prüfen, die mit dem Diskriminierungsverbot begründet werden. Für die Professorin begründet es allerdings nur ungerechtfertigte Benachteiligungen. „Das schließt nicht aus, Personen mit starker Kurzsichtigkeit den Zugang zum Pilotenberuf zu verweigern, da diese faktische Benachteiligung sachlich gerechtfertigt ist.“ Ungerechtfertigt sei es aber, „die Grundrechte von Personen, von denen nachweislich keine Gefahr ausgeht, in exakt dem Maße zu beschneiden, wie die Grundrechte von Personen, die eine gefährliche Krankheit übertragen könnten“. Die Politik solle sich lieber um eine schnelle Beschaffung von Impfstoff kümmern, statt Ressentiments anzuheizen, schreibt Maria-Sibylla Lotter. Ressentiments habe ich leider bei mindestens einem Leser ausgelöst, als ich gestern geschrieben habe, die Pandemie samt Lockdown führe zu massenhaft Angst, Not und Leid, aber „bei manchen tatsächlich auch zu einem Luxusproblem: Wohin mit dem Geld?“ Herr B. fragte per Mail nach, wie ich „sowas verzapfen“ könne und ob ich dieses Luxusproblem hätte. Das beantworte ich gerne: Ja, das Geldvermögen der privaten Haushalte ist in Deutschland im vergangenen Corona-Jahr um mehr als sieben Prozent auf 6,7 Billionen Euro gestiegen. Nein, ich habe dieses Luxusproblem nicht, mein Sohn studiert. Falls jedoch Sie einen Hauskauf erwägen, hält Florian Rinke die wichtigsten Tipps bereit. Das große Geld hat Joan Baez vermutlich nie angetrieben, auch wenn sie auf eine erfolgreiche Karriere als weltbekannte Sängerin zurückblickt. Am Samstag feiert sie ihren 80. Geburtstag. Als Jugendlicher konnte ich mit ihr nicht viel anfangen. Meine Schwester sortierte einige Platten aus und schenkte sie mir: Cat Stevens (fand ich gut), Led Zeppelin (habe ich gegen Abba getauscht, das verzeihe ich mir nie) und eben Joan Baez. Heute höre ich die alten Lieder, die ich damals überhaupt nicht gemocht habe, und finde sie betörend. Diese klare Stimme! Philipp Holstein beschäftigt sich in seinem Text mit der Ikone des Folk und nennt sie am Ende schlicht eine „tolle Frau“. Der Song „We Shall Overcome“, der auf einen Gospel zurückgeht, machte sie berühmt, erstmals sang sie ihn 1963 auf einer Großdemonstration in Washington. We shall overcome, wir werden es überwinden – das ist das Motto des Tages und gilt für Corona ebenso wie für den ekelhaften Schneeregen, der uns heute droht.
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