Liebe Frau Do, die Kommunalwahl in NRW war aus vielerlei Gründen etwas Besonderes. Zum einen war es der erste politische Stimmungstest, seitdem Deutschland in den Corona-Modus gegangen ist. Und es ist von Gewicht, wenn im bevölkerungsreichsten Bundesland 14 Millionen Menschen zur Wahl aufgerufen waren. Armin Laschet ist auf Kurs, die Grünen erst recht, und die SPD muss sich Sorgen machen: So lautet die Quintessenz jenseits der unmittelbaren Ergebnisse in den Kommunen. Wie Ihre Stadt oder Gemeinde gewählt hat, finden Sie in unseren Datenanalysen, die Clemens Boisserée verantwortet. In Köln muss Henriette Reker doch in die Stichwahl, aber die Grünen stellen künftig die stärkste Fraktion im Stadtrat. Besonders spannend war die Wahl auch in Düsseldorf, wo Stephan Keller von der CDU vor dem Amtsinhaber Thomas Geisel vor der SPD liegt. Unsere Lokalchefin Nicole Lange und ich moderieren morgen ein Streitgespräch zwischen den beiden, die am übernächsten Sonntag in die Stichwahl gehen. Für mich hat sich gestern aber auch die gesellschaftliche Mitte zurückgemeldet, wie ich meinem Leitartikel schreibe. In den vergangenen Wochen schien die Gesellschaft sich stetig zu radikalisieren. Doch die hohe Briefwahlquote, die auch insgesamt gestiegene Wahlbeteiligung und das relativ schlechte Abschneiden von Extremisten, jedenfalls im Landesdurchschnitt, drücken ein beständiges Grundvertrauen in die Demokratie und ihre Institutionen aus. Weder der Lockdown noch die größte wirtschaftliche Krise der Nachkriegszeit haben das politische System erschüttert. Danke für dieses Hoffnungszeichen! Eva Quadbeck bewertet die Ergebnisse der Parteien aus bundespolitischer Sicht, Maximilian Plück aus landespolitischer Sicht. Falls Sie über die Wahl lieber hören als lesen wollen, kann ich Ihnen unseren Podcast „Aufwacher“ mit Helene Pawlitzki ans Herz legen, den Sie ab 7 Uhr hier finden. Aber neben dem Wahlsonntag spielt weiterhin vor allem die Frage eine Rolle, wie es in der Pandemie weitergeht. Im öffentlichen Nahverkehr will NRW die Maskenkontrollen ausweiten, wie Alexander Bartel und Jan Luhrenberg berichten. Denn obwohl ein Bußgeld von 150 Euro droht, halten sich bis zu 20 Prozent der Fahrgäste nicht daran. Aus meiner Sicht führt an Hygiene- und Abstandsregeln noch bis weit ins nächste Jahr kein Weg vorbei, selbst wenn sich Lockerungen bei Großveranstaltungen und Fußballspielen abzeichnen. Die Eingriffe in die Grundrechte, die wir nach wie vor erleben, lassen sich nur zurücknehmen, wenn wir Vernunft und Augenmaß im Alltag beweisen. Ich wünsche Ihnen einen gelassenen Start in die neue Woche! Herzlich Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |