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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Montag, 07.11.2022 | Stark bewölkt bei max. 14°C. | ||
+ Was heißt da Krise?! Zehntausende Studierende warten noch auf 9-Euro-Erstattung + Ein Rathaus zerfällt: Mitarbeitende des Bezirksamts Steglitz-Zehlendorf rufen in offenem Brief um Hilfe + Es werde Licht: Warum Neuköllner Mieter:innen im Dunkeln sitzen + |
von Lotte Buschenhagen |
Guten Morgen, eine Kerze steht am Reifen des Fahrrads, eine Rose steckt im zerbeulten Rahmen. Zur Mahnwache der 44-jährigen Radfahrerin, die am vergangenen Montag von einem Betonmischer überrollt wurde, sind 400 Personen an die Bundesallee gekommen – unter ihnen Berlins Verkehrssenatorin Bettina Jarasch. Am Unfallort stellen sie ein weißes Geisterrad auf: Das achte in diesem Jahr. Zwei Tage zuvor entlasteten die Aussagen einer Notärztin die Demonstrierenden der „Letzten Generation“, die mit einer Blockade einen Stau verursacht hatten, in dem auch ein Spezialfahrzeug der Feuerwehr stecken geblieben war. Laut der Notärztin, die die Bergung der Radfahrerin leitete, hatte der Stau keinen Einfluss auf die Versorgung des Opfers. Die Ärztin habe ohnehin entschieden, bei der Rettung auf das Spezialfahrzeug zu verzichten. „Ein Anheben wurde kurz erwogen, hätte aber wohl länger gedauert, wie auch die medizinische Situation verschlechtert“. Auf Seiten derer, die die Demonstrierenden kurz zuvor als „Mörder“ bezeichneten, ist es seit Freitag auffällig still. | |||||
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Zynischer könnte eine Nachricht kaum sein: Ausgerechnet in der Sonnenallee 7 scheint seit dem 1. November die Sonne nicht mehr. Ein haushohes Werbeplakat nimmt den Wohnungen Licht und Luft. Auf einer umspannenden, undurchlässigen Plane wirbt das Tech-Unternehmen „Back Market“ für ein Handy – das belegen Fotos, die dem Checkpoint vorliegen. Tagsüber ist es seitdem stockfinster im Haus, nachts simulieren 20 Scheinwerfer die Mittagssonne. „I have a 4 year old child who is asking me every morning where the light has gone“, sagt Mieterin Sadie Weis dem Tagesspiegel. Vor einigen Wochen hing im Flur ein verdächtiger Aushang, der die Bewohner:innen über „Instandsetzungsmaßnahmen an der Frontseite“ informiert hat – obwohl die Fassade erst vor vier Jahren renoviert wurde. Die Verdunklung kam trotzdem ohne Vorwarnung: Von einem Banner war in dem Schreiben keine Rede. Nur davon, dass keine Mietminderung notwendig würde. Dass das Plakat bis zu sechs Wochen hängen bleiben soll, erfuhr ein Bewohner nur zufällig von einem Bauarbeiter. Von den angekündigten Renovierungsarbeiten fehlt jede Spur. Die Mieter:innen haben schon vor Tagen Kontakt zu Vermieter, Technikfirma und Bezirksamt aufgenommen. Letzteres bestätigt auf Twitter: Die Fläche ist nicht genehmigt, man kümmere sich. „Back Market“ habe den Mieter:innen mittlerweile eine unbürokratische Entschädigung angeboten, schreibt Sadie Weis auf Instagram – vom Vermieter können sie keine erwarten: Der ist seit Tagen untergetaucht. | |||||
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Ach, übrigens: Die deutschen Klimaziele für 2030 sind kaum mehr erreichbar! Das hat der Expertenrat für Klimafragen am Freitag in einem Gutachten erklärt. Um die Ziele nicht zu verfehlen, müsste Deutschland doppelt so viel Emissionen einsparen wie bisher. Seit gestern berät auch der Weltklimagipfel, was theoretisch unbedingt jetzt sofort und in dieser Minute getan werden müsste – die Erwartungen halten sich auch diesmal in Grenzen. | |||||
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Nicht nur die Klimaziele bröckeln, auch die Berliner Rathäuser zerfallen. In einem Brandbrief rufen 200 Mitarbeitende des Bezirksamts Steglitz-Zehlendorf um Hilfe, Tenor: „Wir alle können einfach nicht mehr“. Auf eine Runde Schaden-Bingo – Rathaus-Zehlendorf-Edition: +++ „ekelhafte Sanitäranlagen“ +++ „Aufzüge, die ständig ausfallen“ +++ „Schimmelbefall in den Räumen“ +++ „mangelhafter Brandschutz und fehlende Rettungswege“ +++ „Keller, der regelmäßig unter Wasser steht“ +++ „Heizung, die – wenn es kalt wird – erst einmal ausfällt“. Schon vor Jahren hat der Tagesspiegel zudem über Asbestfunde sowie das rostige Wasser im Rathaus berichtet (Tipp des Amts: „vor Konsum mindestens zwanzig Minuten laufen lassen“). Jetzt warnt der Personalrat vor einem Exodus: „Viele Beschäftigte denken darüber nach, die Dienststelle zu wechseln“. Bewerber:innen zögen ihre Bewerbungen nach dem Auswahlgespräch wieder zurück, nachdem sie die „erbärmlichen Umstände“ gesehen hätten. Für einen temporären Auszug sei leider kein Geld da, sagt Bezirksbürgermeisterin Maren Schellenberg (Grüne) dem Tagesspiegel. Erst wenn endlich ein neues Rathaus gebaut würde, fließe Geld für Ersatzräume vom Senat – voraussichtlicher Baubeginn: 2025. | |||||
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Was heißt hier Krise?! 159 Tage nach Start des 9-Euro-Tickets warten zehntausende Berliner Studis noch immer auf ihre Rückzahlungen – 70 Euro Differenz zum Semesterticket. Geld bekommt bisher nur, wer auf die richtige Uni geht: Während die einen längst durch sind, haben die anderen nicht einmal begonnen. Doch heureka, die Rettung naht! „An der HTW und der HWR erfolgen derzeit die abschließenden Testungen der Software sowie letzte vorbereitende Maßnahmen“, schreibt der Senat auf Anfrage der Abgeordneten Kristian Ronneburg und Tobias Schulze (Linke). „An der HU erfolgt zeitnah die Freischaltung des webbasierten Antragsformulars.“ Klingt nach Berlin-Code für „Dit kann dauern“ – denn selbst die FU, die der Senat als Positivbeispiel hätschelt, vertröstet Ex-Studis Ende Oktober mit Überweisungen „in bis zu 40 Werktagen“. Bin ma’ kurz weg, in meine Gasrechnung heulen. Apropos Ticket: Der Run aufs 29-Euro-Abo war für Berliner:innen in etwa so vorhersehbar wie der Topfschnitt im Berghain – nur die BVG will nichts gewusst haben. „Es ist richtig, dass aufgrund des unerwartet hohen Ansturms auf das 29-€-Abo keine Startkarten für den November mehr ausgestellt werden können“ (Q: Twitter). Beim nächsten Mal bitte den Checkpoint befragen, liebe BVG. Oder wen anders. Irgendwen. | |||||
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Wir machen weiter mit einer Kurzgeschichte, die den BER vor Neid erblassen lässt: In der ersten Herbstferienwoche steigt CP-Leserin Alessa Hartmann am Südkreuz in den ICE nach Bonn – mit Kindern (6 Jahre, 9 Monate), Koffern und Kinderwagen. Doch den lädt die Bahn am Hauptbahnhof kommentarlos als „Fundstück“ wieder aus. Das bemerkt Hartmann leider erst in Hannover. Das Zugpersonal bittet die Berliner Kolleg:innen, den Wagen in einem anderen Zug nachzusenden. Erst Murren, dann zögernde Zusage. Donnerstagvormittag ein Anruf: „Die Berliner“ hätten den Kinderwagen leider doch nicht in den richtigen Zug gesetzt, sondern ins Fundbüro in Lichtenberg geschickt. Frau Hartmann ruft bei der Fundstelle an: Mailbox. Mail an die Bahn: Formular-Absturz. Hotline: Können wir nachschicken, aber müssense schon selber zahlen. Frau Hartmann gibt auf und kauft einen Buggy bei Ebay. Zurück in Berlin fährt sie zum Servicecenter, wo sie tatsächlich der entführte Wagen empfängt. Er trägt den großzügigen Vermerk „aus Kulanz gebührenfrei herauszugeben“. Was haben Sie in Berlin verloren – und wiedergefunden? Kuriose Fundgeschichten bitte an [email protected]. | |||||
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EIL: Die Polizei ist wasserscheu! 10.000 Schwimmtickets bekommen Berliner Feuerwehr und Polizei jedes Jahr vom Senat – 5.000 pro Haus, für umme, versteht sich. Doch jetzt deckt Tom Schreiber (SPD) einen waschechten (sorry!) Skandal auf: Mickrige 1000 Tickets haben die Polizeibeamt:innen bisher eingelöst. Das verrät der Senat auf AGH-Anfrage. Die Kolleg:innen von der Feuerwehr haben schon im September alle Karten verbraucht und fordern jetzt dringend Nachschub – die Polizei sieht für sich währenddessen „keinen Bedarf“. Checkpoint-Vorschlag: Schwimmtiere für alle! | |||||
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