# 02: Neuer Vorstand des netzwerk recherche .
Am 1. Oktober hat die Mitgliederversammlung von Netzwerk Recherche einen neuen Vorstand gewählt. Neuer 1. Vorsitzender ist Daniel Drepper, 2. Vorsitzende ist Christina Elmer. Beide wirkten zuvor bereits als Beisitzer:innen im nr-Vorstand mit. Als neuer Kassenwart wurde Frederik Richter gewählt, der neu im Vorstand ist. Schriftführer bleibt Marc Widmann. Als Beisitzer:innen wurden gewählt: Cordula Meyer (bisher 2. Vorsitzende), Annelie Naumann (bisher kooptiertes Vorstandmitglied), Hakan Tanriverdi und Christian Esser (beide neu im Vorstand). Frank Brendel wurde von den Mitgliedern als Kassenprüfer im Amt bestätigt, Lars-Marten Nagel als neuer Kassenprüfer gewählt.
Bei seiner ersten Sitzung am 2. Oktober kooptierte der neue Vorstand die folgenden Kolleg:innen: Manfred Redelfs (weiterhin dabei für das Themengebiet Auskunftsrecht/Informationsfreiheit), Julia Stein (bislang 1. Vorsitzende, jetzt zuständig für Internationales), David Hilzendegen (weiterhin zum Thema Datenjournalismus dabei), Vanessa Wormer (Engagement und Innovation; bisher Beisitzerin), Gert Monheim (Förderkuratorium; bisher Beisitzer) und ganz neu im Vorstand: Pascale Müller (Freie und Arbeitsbedingungen) und Elisa Simantke (Gemeinnützigkeit). Kuno Haberbusch soll auf Wunsch des Vorstands weiterhin die nr-Jahreskonferenz federführend betreuen.
Auf der nr-Website stellen wir die Mitglieder des Vorstands vor:
https://netzwerkrecherche.org/blog/der-neue-vorstand-von-netzwerk-recherche/
# 03: Erklärung des Vorstands von netzwerk recherche e.V. zu den Vorgängen bei Ippen und Springer .
Der Vorstand von netzwerk recherche e.V. fordert den Verlag Ippen auf, die Unabhängigkeit seiner Redaktionen zu respektieren, und solidarisiert sich mit dem verlagseigenen Investigativ-Team und dessen Leiter Daniel Drepper, der seit Oktober Erster Vorsitzender von netzwerk recherche ist. Daniel Drepper war am Aufsetzen und Veröffentlichen dieser Erklärung nicht beteiligt.
Das kurzfristige Stoppen einer aufwendigen Recherche auf Weisung des Verlegers Dirk Ippen stellt eine nicht hinnehmbare Einmischung in redaktionelle Abläufe und eine gefährliche Aushöhlung der redaktionellen Unabhängigkeit dar. Dirk Ippen habe vermeiden wollen, durch eine Veröffentlichung die wirtschaftlichen Interessen eines Wettbewerbers zu schädigen, hieß es in einer Mitteilung des Verlags. Ippen hat damit eine Grenze überschritten und der Pressefreiheit Schaden zugefügt.
Wir möchten auf diesem Weg unsere Solidarität mit dem Team von Ippen Investigativ und unserem Ersten Vorsitzenden, Daniel Drepper, ausdrücken. Es ist richtig und wichtig, dass die Rechercheabteilung umgehend Protest gegen die Entscheidung des Verlegers eingelegt hat. Jetzt ist es an Dirk Ippen, seinen Fehler einzugestehen, sich bei der Redaktion zu entschuldigen und seine Entscheidung zu revidieren.
Weil zu befürchten ist, dass auch Kolleginnen und Kollegen in anderen Medienhäusern vergleichbare Eingriffe in ihre redaktionelle Arbeit erleben, bieten wir allen betroffenen Journalistinnen und Journalisten unsere volle Unterstützung an und bitten um entsprechende Hinweise.
Neben aller berechtigter Kritik an Ippen dürfen wir aber auch den Gegenstand der zurückgehaltenen Recherche nicht aus den Augen verlieren. Die Vorgänge im Springer-Verlag und das Verhalten von Bild-Chefredakteur Julian Reichelt sind mit dem verlagsinternen Compliance-Verfahren keinesfalls erschöpfend aufgearbeitet, wie die aktuelle Berichterstattung der New York Times zeigt. Hier hätte Ippen gut daran getan, mit der Recherche zur Aufklärung beizutragen und Missstände in der eigenen Branche klar zu benennen.
Auf der nr-Website:
https://netzwerkrecherche.org/blog/erklaerung-des-vorstands-von-netzwerk-recherche-e-v-zu-den-vorgaengen-bei-ippen-und-springer/
At Axel Springer, Politico’s New Owner, Allegations of Sex, Lies and a Secret Payment
A high-flying German media giant is ahead on digital media but seems stuck in the past when it comes to the workplace and deal-making.
By Ben Smith. – The New York Times, 17.10.2021
https://www.nytimes.com/2021/10/17/business/media/axel-springer-bild-julian-reichelt.html
Der Protestbrief an Verleger Ippen & Geschäftsführung, den das Investigativ Team (ehemals BuzzFeedNews.Deutschland) am Freitag verschickt hat.
Jonathan Sachse via Twitter, 17.10.2021
https://twitter.com/jsachse/status/1449857396705271809 ,
https://pbs.twimg.com/media/FB7sr6dWEAETTB6?format=jpg&name=large ,
https://pbs.twimg.com/media/FB7sr6ZXoAA6i5T?format=png&name=large
# 04: Verleihung des Friedensnobelpreises “starkes Signal für den Journalismus und die Pressefreiheit weltweit” .
“Wir beglückwünschen Maria Ressa und Dmitri Muratow zum Friedensnobelpreis und danken ihnen für die wichtige Arbeit, die sie gemeinsam mit ihren Redaktionen in einem schwierigen Umfeld Tag für Tag leisten. Die Ehrung ist aber nicht nur eine persönliche Würdigung ihrer Arbeit, sondern ein starkes Signal für den Journalismus und die Pressefreiheit weltweit”, sagte der Erste Vorsitzende von netzwerk Recherche e. V. (nr), Daniel Drepper, über die Entscheidung aus Oslo.
Die langjährige Vorsitzende und nun im nr-Vorstand für Internationales kooptierte Julia Stein ergänzte: “Wer Maria Ressa bei der Global Investigative Journalism Conference 2019 in Hamburg erlebt hat, konnte ihren Mut, ihre Kraft und ihre Überzeugung, für eine richtige wie wichtige Sache einzustehen, deutlich spüren. Auch wenn die Attacken, denen sie, genauso wie Dmitry Muratov, ausgesetzt ist, durch die Verleihung des Friedensnobelpreises nicht aufhören – die Auszeichnung ist ein Statement an alle mutigen Kolleginnen und Kollegen weltweit: Ihr seid nicht allein!”
Auf der nr-Website:
https://netzwerkrecherche.org/blog/verleihung-des-friedensnobelpreises-starkes-signal-fuer-den-journalismus-und-die-pressefreiheit-weltweit/
Mehr zum Thema:
Maria Ressas Dankesrede anlässlich der Verleihung des Global Shining Light Awards auf der Global Investigative Conference 2019 in Hamburg:
GIJC19 Keynote – Maria Ressa, Rappler’s CEO
https://www.youtube.com/watch?v=76I4wpw_cys&t=376s
(Video, 29:54 Min)
When journalists are under attack, democracy is under attack – Keynote by Maria Ressa (Rappler)
https://netzwerkrecherche.org/termine/international/global-investigative-journalism-conference/gijc19-keynote-von-maria-ressa-rappler/
# 05: nr21 – Aufzeichnungen der Oktober-Webinare .
Am 1./2. Oktober fand die zweite nr21-Webinarreihe statt. Die ursprünglich geplante Präsenztagung konnte pandemiebedingt zwar leider nicht stattfinden – aber in Hamburg waren wir trotzdem: Unser Webinar-Studio befand sich im Designxport der Hamburg Kreativ Gesellschaft, wo anschließend auch ein Netzwerktreffen stattfand. Ermöglicht wurde die Veranstaltung von unseren Referenten – und unseren Förderern: der Behörde für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg und der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius.
Aufzeichnungen der Gespräche sind jetzt abrufbar:
Gefährliche Mission – Journalismus in Afghanistan
Mit Ronja von Wurmb-Seibel und Christian Mihr. Moderation: Kuno Haberbusch
https://youtu.be/QVnBdG9dyNo
nr21: Verleihung der Verschlossenen Auster an die Hohenzollern
Laudatio: Prof. Dr. Sophie Schönberger. Moderation: Kuno Haberbusch
https://youtu.be/Hz9_HAilGa0
nr21: Wie umgehen mit Fake News und Verschwörungserzählungen über Medien?
Mit Josef Holnburger, Ann-Katrin Müller und Caroline Walter. Moderation: Annelie Naumann
https://youtu.be/SEZbe6o3GVs
nr21: Haben wir als vierte Gewalt versagt? Über Journalismus in Zeiten der Klimakrise
Mit Toralf Staud und Sara Schurmann. Moderation: Daniel Drepper
https://youtu.be/JD6GErBj14U
nr21: 10 Fakten zu Coronadaten, die jede:r Rechercheur:in kennen sollte
Mit Elena Erdmann und Lars Koppers. Moderation: Christina Elmer
https://youtu.be/Ju8plO09rzw
nr21: Wie recherchieren wir im Wahl-Chaos?
Mit Robin Alexander, Julie Kurz und Winnie Heescher. Moderation: Julia Stein
https://youtu.be/T2Jf5KUvf8c
# 06: Verschlossene Auster 2021 an die Hohenzollern .
Die Verschlossene Auster 2021 geht an die Hohenzollern. Mit dem Negativpreis zeichnet das netzwerk recherche den Informationsblockierer des Jahres aus. Die Organisation begründet die Vergabe des Preises an die Adelsfamilie mit dem Umgang von Georg Friedrich Prinz von Preußen mit Journalisten und Wissenschaftlern. Diese werden von ihm und seinen Vertretern mit Dutzenden von Klagen überzogen – was die Freiheit der Berichterstattung und die öffentliche Diskussion über grundsätzliche Fragen der deutschen Geschichte bedroht. Der Historiker Martin Sabrow, Direktor des Leibniz-Zentrums für Zeithistorische Forschung (ZZF) in Potsdam bezeichnete das Verhalten der Hohenzollern als “Unkultur der Einschüchterung”.
“Über Gerichte und Anwaltsschreiben versucht der Sprecher der Hohenzollern, Georg Friedrich Prinz von Preußen, Berichterstattung zu beschneiden, die sich um die historisch bedeutsame Frage dreht, ob seine Vorfahren dem Nationalsozialismus erheblichen Vorschub geleistet haben und ob er damit zu Recht oder zu Unrecht auf Entschädigung für enteignete Immobilien und Kunstwerke streitet”, heißt es in der Begründung von netzwerk recherche. Die Einladung zur Entgegennahme des Preises auf der nr21–Online-Konferenz – und damit zur Gegenrede – nahmen die Hohenzollern nicht an. Sie teilten schriftlich mit: “Der Begründung Ihrer Entscheidung ist hinzuzufügen, dass das Vorgehen von Georg Friedrich Prinz von Preußen sich zu keiner Zeit gegen eine Berichterstattung als solche, sondern gegen die Verbreitung von Falschinformationen innerhalb von einzelnen Berichterstattungen richtete, da die Meinungsbildung auf Grundlage korrekter Information ein Privileg unserer demokratischen Gesellschaft darstellt.”
In ihrer Laudatio auf den Preisträger sagte Sophie Schönberger, Professorin für Kunst- und Kulturrecht an der Universität Düsseldorf, über Historiker und Journalisten: “Nicht wenige äußern sich mittlerweile lieber gar nicht mehr, aus Sorge, sonst Post vom Anwalt zu bekommen und möglicherweise auch gerichtlich belangt zu werden.” Schönberger hat rund 80 Klagen des Hauses Hohenzollern dokumentiert. Sie sagte, Georg Friedrich Prinz von Preußen habe ein Klima erzeugt, “in dem die freie Meinungsäußerung Selbstbeschränkungen unterliegt”. Sein Fall zeige: Das Recht könne “instrumentalisiert werden, um eine öffentliche Debatte zu ersticken”.
Verschlossene Auster – Negativpreis des netzwerk recherche für den “Informationsblockierer des Jahres”
https://netzwerkrecherche.org/stipendien-preise/verschlossene-auster/
Hohenzollern-Klage-Wiki
“Die Klagen der Hohenzollern – eine Dokumentation”
des Verbands der Historiker und Historikerinnen Deutschlands e.V.
https://wiki.hhu.de/spaces/viewspace.action?key=HV
# 07: Recherche über Arbeitsbedingungen in der deutschen Spitzengastronomie .
Wer meint, die untragbaren Arbeitsbedingungen in der deutschen Spitzengastronomie seien vorbei, irrt. Das zeigt die Recherche unserer Stipendiatinnen Maria Christoph und Nora Voit: Noch immer herrscht in einigen deutschen Sternerestaurants ein Klima der Angst. Anderthalb Jahre haben Christoph und Voit über Machtmissbrauch und Gewalt in deutschen Spitzenküchen recherchiert, die Reporterinnen sprachen mit mehr als 30 Betroffenen. Das Projekt wurde mit einem nr-Stipendium aus Mitteln der Stiftung Mercator gefördert und ist im September im Dossier der ZEIT erschienen.
Arbeitsklima in Sternerestaurants: Gruß aus der Küche
Von Maria Christoph und Nora Voit – ZEIT, 8. September 2021
https://www.zeit.de/2021/37/sternerestaurant-arbeitsklima-stress-gastronomie-ausbildung
# 08: Grow-Stipendien: Drei Redaktionen ausgezeichnet .
Die Gewinner der Grow-Stipendien für gemeinnützigen Journalismus und Medienvielfalt stehen fest. Drei Medienprojekte wurden nach einem Online-Pitch mit der mit 3.000 Euro dotierten Förderung von netzwerk recherche und Schöpflin Stiftung ausgezeichnet. Die Wahl der Jury fiel auf das investigative Kollektiv Das Lamm aus der Schweiz, das lokaljournalistische Online-Magazin Wokreisel aus Brandenburg und den INKA-Verlag aus Karlsruhe.
Die ganze Nachricht auf der Website:
https://netzwerkrecherche.org/blog/grow-stipendien-drei-redaktionen-ausgezeichnet/
# 09: SEED-Newsletter Nr. 9 ist erschienen: Internationale Inspiration .
In der neuesten Ausgabe unseres SEED-Newsletters schauen wir nach Großbritannien, wo der Community-Journalismus gestärkt werden soll – und zwar mit “The People’s Newsroom”, einem neuen Projekt des gemeinnützigen Bureau Local. Wir blicken nach Australien, wo das Engagement von Stiftungen sowie Spenderinnen und Spendern im Journalismus untersucht wurde – mit verblüffenden Parallelen zur Situation in Deutschland. Und wir stellen neue Praxis-Guides vor, die das Global Investigative Journalism Network z.B. für Recherchen zum organisierten Verbrechen zusammengestellt hat.
Die SEED-Ausgabe Nr. 9 kann hier nachgelesen werden:
https://nrch.de/seed9
Um keine Ausgabe zu verpassen, kann der SEED-Newsletter hier abonniert werden:
https://nrch.de/seedabo
# 10: Haltung & Handwerk – 20 Jahre netzwerk recherche .
Eine große Feier konnte noch nicht stattfinden – aber ein kleines Geburtstagsgeschenk gibt es schon jetzt: ein Magazin zum Jubiläum des netzwerk recherche. Wir blicken zurück und nach vorn – und sind sehr dankbar für die Impulse aller Kolleginnen und Kollegen, die sich mit ihren Beiträgen beteiligt haben.
nr-Mitglieder erhalten ein gedrucktes Exemplar per Post. Wer (noch) kein Mitglied ist, schickt uns bitte einen mit 2,70 Euro frankierten C4-Rückumschlag an Netzwerk Recherche, Greifswalder Straße 4, 10405 Berlin – oder holt sich ein Exemplar in der nr-Geschäftsstelle ab.
Das Magazin zum freien Download als PDF:
Haltung & Handwerk – 20 Jahre Netzwerk Recherche
https://netzwerkrecherche.org/wp-content/uploads/2021/09/20_Jahre_Netzwerk_Recherche_Magazin.pdf
(PDF-Datei, 57 S., 16.289 KB)
[Ende der Mitteilungen in eigener Sache].