Liebe Frau Do, die lokalen Corona-Ausbrüche in Deutschland treffen häufig Menschen, die in schwierigen Verhältnissen arbeiten müssen. Homeoffice ist eine Schutzmaßnahme für Besserverdiener. Aber in Pflegeheimen und Krankenhäusern, Schlachthöfen und Dönerfabriken, auf Spargelfeldern und in Paketzentren können sich die Beschäftigten nicht immer ausreichend schützen. In einer Analyse dieses Phänomens spricht Henning Rasche vom „Corona-Prekariat“. Zynisch ist nicht der Begriff, sondern dass der Sachverhalt in der öffentlichen Diskussion nur eine untergeordnete Rolle spielt. Die jetzt zwischen Bund und Ländern vereinbarte Neuregelung der Corona-Maßnahmen ändert an dem Sachverhalt nichts. Künftig sollen lokale Ausbrüche nicht mehr einen Lockdown für den jeweiligen Kreis nach sich ziehen, sondern örtlich eng begrenzt werden. Hätte das schon im Fall Tönnies gegolten, wären also nicht die Kreise Gütersloh und Warendorf betroffen gewesen, sondern wohl nur der Schlachthof in Rheda-Wiedenbrück und die Wohnblocks der osteuropäischen Arbeiter. Die Neuregelung stellen Kristina Dunz und Maximilian Plück vor. Kanzleramtschef Helge Braun sagt, die Beschränkungen sollten „ein Stück ihres Schreckens verlieren“. Tönnies hat den Schlachtbetrieb übrigens gerade wieder aufgenommen. Eben war schon von den schwierigen Arbeitsbedingungen für Pflegepersonal die Rede. „Euren Applaus könnt ihr euch sonst wohin stecken“: Mit dieser Wutbotschaft machte die Berliner Krankenschwester Nina Böhmer von sich reden. Nun hat sie ein Buch geschrieben. In einem Interview, das Merlin Bartel geführt hat, spricht die 28-Jährige über Missstände in der Pflege, Anerkennung und ihre Zukunftspläne. Die Krise trifft nicht nur Menschen, sondern auch Tiere. Ist es verharmlosend, das zu sagen? Bilder von Hunden oder Katzen zu posten, gilt unter Journalisten als besonders billiger Versuch, Aufmerksamkeit zu erzielen. Das liegt der „Stimme des Westens“ fern. Aber lassen Sie mich trotzdem Ihren Blick auf Tierheime richten, denen in Corona-Zeiten ein Großteil ihrer Einnahmen fehlen. Unser NRW-Chefreporter Christian Schwerdtfeger hat ein Tierheim in Moers besucht. Einige Spendenaktionen sind in NRW schon angelaufen. Sich um Tiere zu kümmern, muss nicht bedeuten, menschliches Leid zu vernachlässigen. Von Menschen zu Tieren zu Bäumen: Der Klimawandel hat ein neues Waldsterben ausgelöst, wie Holger Möhle aus Berlin berichtet. Dort haben mehrere Experten über die aktuelle Lage informiert. Vor 40 Jahren war schon einmal von einem Waldsterben die Rede – der damalige Befund sei im Vergleich zum heutigen harmlos gewesen, warnt Michael Müller, der in Dresden eine Professur für Waldschutz innehat. Ich erinnere mich noch gut an die Schlagzeilen vom sauren Regen. Im Schlaraffenland soll es im Winter „lauter Honig in süßen Tropfen“ regnen, wie einst bei Ludwig Bechstein nachzulesen war. Ob sauer oder süß – ich bin kein Freund des Regens, auch wenn es ohne ihn nicht geht. Ich wünsche Ihnen also einen trockenen Start in den Tag und etwas Sonnenschein. Herzlich Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |