„Neowise“ kommt! | Digitalpakt Schule schwächelt | Drei starke Interviews | #Humbug
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Stimme
des Westens

Moritz Döbler

11. Juli 2020

Liebe Frau Do,

Postkarten zu schreiben, ist eine fast verlorene Kulturtechnik. Mein Vater hat sich damit immer große Mühe gegeben und oft auch etwas darauf gezeichnet. Bei allem, was uns getrennt hat – das habe ich geliebt. Meinem Sohn schicke ich ab und zu Postkarten (ich kann allerdings nicht zeichnen), aber meistens ist es doch eine Whatsapp-Nachricht. Als Digital-Native hat er auch Probleme mit meiner Handschrift. Vor genau 150 Jahren wurde die Postkarte, schreibt Lothar Schröder, „entdeckt, erfunden, geboren – was auch immer“. Anlass für eine Liebeserklärung unseres Kulturchefs an die Papp-Botschaften.

Ebenfalls ziemlich alt ist das Wort „Humbug“. Es soll um 1750 in England aufgekommen sein, im Januar 1835 schrieb Annette von Droste-Hülshoff in einem Brief: „Es ist gut, daß das Papier zu Ende geht, die letzte Seite enthält nichts als Humbug, wie der Engländer sagt.“ Für den Duden ist das „etwas, was sich bedeutsam gibt, aber nur Schwindel ist“, oder auch nur eine „unsinnige, törichte Äußerung“. Unsere neue Serie haben wir #Humbug genannt, weil sie massenhaft im Internet verbreiteten Verschwörungstheorien auf den Grund geht. Wir suchen nach dem Ursprung des Humbugs und den entscheidenden Argumenten dagegen. Diesmal schreibt Deborah Hohmann darüber, ob das Coronavirus in einem Labor gezüchtet worden sein könnte. Sie absolviert unsere Journalistenschule – aber keine Sorge: Zwei erfahrene Kollegen begleiten das Projekt und prüfen jede Recherche und jeden Text genau. Demnächst ist die Mondlandung dran.

Verschwörungstheorien sind häufig auch Teil von Propagandastrategien – und das zeigt sich selten so deutlich wie in Kriegen. Auch im Bosnienkrieg war das so, wie ich damals als Reporter in Sarajevo immer wieder erlebt habe. Kein Zweifel besteht allerdings, wie es vor genau 25 Jahren zum Massaker von Srebrenica kam: Bosnische Serben verübten es, und UN-Blauhelme ließen sie gewähren. Unser Korrespondent Thomas Roser erinnert an einen Tiefpunkt der europäischen Geschichte – und beschreibt auch die Kluft, die geblieben ist.

Eine Kluft bleibt auch zwischen Anspruch und Wirklichkeit beim Digitalpakt Schule: Der Bund hat dafür fünf Milliarden Euro bereitgestellt, nach mehr als einem Jahr sind aber nur 390 Millionen Euro bewilligt worden. Viktor Marinov hat diese erschütternde Nachricht recherchiert und dafür bei allen 16 Bundesländern angefragt. NRW steht mit genehmigten Anträgen in Höhe von 52 Millionen Euro zwar im absoluten Vergleich gut da, mit 2,90 Euro pro Einwohner ist das aber nur Durchschnitt – beim Spitzenreiter Hamburg sind es mehr als 59 Euro je Einwohner. Den Leitartikel des Autors lesen Sie hier.

Schließlich möchte ich Sie noch auf drei Interviews hinweisen: Antje Höning hat mit Evonik-Chef Christian Kullmann gesprochen, der sich über die Geschäfte bei dem Essener Chemiekonzern, Borussia Dortmund und die Politik äußert („Die SPD-Chefin legt die Axt an die soziale Marktwirtschaft“). Holger Möhle und Eva Quadbeck haben mit Anton Hofreiter, dem Grünen-Fraktionsvorsitzenden im Bundestag, gesprochen, der sich unter anderem kritisch über NRW-Ministerpräsident Armin Laschet äußert („Vorzupreschen bei den Lockerungen und dann wieder zurückrudern zu müssen, das schafft kein Vertrauen“). Und Lothar Schröder hat mit der US-Wissenschaftshistorikerin Lorraine Daston gesprochen: Die Direktorin des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte hat in Harvard und Stanford gelehrt, ihr Blick auf Corona ist hoch spannend, und gerade hat sie den mit 100.000 Euro dotierten Gerda-Henkel-Preis erhalten. Die förmliche Ehrung ist erst für Mai 2021 geplant, aber bei uns lesen Sie schon jetzt, was sie zu sagen hat („Wissenschaft ist immer auf die Zukunft ausgerichtet. Sie leidet aber unter Amnesie“).

In dieser „Stimme des Westens“ war viel von der Vergangenheit die Rede. Lassen Sie uns trotzdem nochmal zurückblicken, 4500 Jahre nämlich: Damals konnten die Menschen den Kometen C/2020 F3, genannt Neowise, mit bloßem Auge sehen. Was sie gedacht haben, wissen wir nicht – aber am Wochenende ist es wieder so weit: Wo Sie genau hinschauen müssen, verrät Ludwig Jovanovic. Falls Sie auf das nächste Mal warten wollen – das dauert 6800 Jahre.

Deutlich kürzer ist das Wochenende – viel Freude trotzdem! Genug Lektüre haben Sie jetzt. Und vielleicht schreiben Sie eine Postkarte oder schauen in den Himmel?

Herzlich

Ihr

Moritz Döbler

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