Liebe Frau Do, von diesem EU-Gipfel wird noch lange erzählt werden. Am fünften Tag ging er zu Ende, nur 25 Minuten fehlten bis zum Rekord von Nizza. Und es ging um die Rekordsumme 1,8 Billionen Euro. Martin Kessler hat aufgeschrieben, wie es nun weitergeht. Kristina Dunz macht Sie mit den Einzelheiten der Beschlüsse vertraut. Birgit Marschall liefert Ihnen die Bewertung durch Wirtschaftsvertreter und Ökonomen. Und ich versuche in meinem Leitartikel eine politische Einordnung. Wenn Politik die Kunst des Möglichen ist, dann ist Europa der Kontinent der Möglichkeiten. Vielleicht bleibt dieser etwas sperrige Satz bei Ihnen für einen Moment hängen und beschäftigt sie. Ich will zwei weitere, gänzlich andere Sätze mit Ihnen teilen, die mich beschäftigen. Beide sind Zitate. „Ich habe die Loveparade nie gewollt“, sagt der frühere Duisburger OB Adolf Sauerland in einem Interview, das Tim Harpers geführt hat. Es ist nun zehn Jahre her, dass 21 junge Menschen bei dem Massenevent ihr Leben verloren haben – und er hat die Loveparade gar nicht gewollt? Das ist ein Satz, der in mir nachhallt. Das gilt auch für folgendes Zitat: „Ich habe mich global lächerlich gemacht“, sagte der mutmaßliche Attentäter von Halle gestern am ersten Prozesstag aus. Als ich den Satz das erste Mal gelesen habe, schien er mir ein Ausdruck von Reue zu sein. Aber das Gegenteil ist richtig: Stephan B. bedauert mit diesen Worten, dass er sein Ziel nicht erreicht hat, möglichst viele Juden zu töten. Zwei Menschen verloren damals ihr Leben, das ist ihm bis heute zu wenig. Unser Reporter Henning Rasche war im Gerichtssaal und beschreibt den Auftakt eines verstörenden Prozesses. Hinweisen möchte ich Sie auch noch auf zwei Texte, in denen es um Marken-Ikonen geht. Tobias Jochheim beschäftigt sich in einer Analyse mit einem neuen Bausatz, den Lego auf den Markt bringen wollte. Es handelte sich dabei um ein Militärflugzeug, was der Autor als Abkehr von einer Selbstverpflichtung des dänischen Konzerns wertet. Ich kann ihm folgen und weiß doch, dass Krieg sich nicht aus dem Kinderzimmer meines inzwischen 18-jährigen Sohnes verbannen ließ. Die Saga „Star Wars“, auch bei Lego ein großes Thema, und Plastikwaffen aller Art übten eine enorme Faszination aus, und über Computerspiele haben wir da noch gar nicht geredet. Und auch Süßigkeiten sind schwer zu kontrollieren – die zweite Marken-Ikone ist Haribo: Über die Lage des Gummibärchen-Herstellers gibt Deutschland-Chef Andreas Patz in einem Interview Auskunft, das Delphine Sachsenroeder geführt hat. „Wir fokussieren uns erst einmal weiter auf unsere Produktgruppe Fruchtgummi und stellen Evolution vor Revolution“, ist ein Satz, der mich ebenfalls beschäftigt. Zum einen bin ich komplett fruchtgummiabhängig. Zum anderen denke ich dabei an Darwinismus im Süßigkeitenregal. Aber die „Bärchen-Pärchen“, mein aktueller Favorit, treten grundsätzlich zu zweit auf, und das reicht dann hoffentlich zum Überleben. Herzlich Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |