NABU Newsletter

Berlin, 11. Januar 2018



Sehr geehrte Damen und Herren,

das Jahr beginnt mit einem neuen Versuch in Deutschland eine Regierung zu bilden. Diesmal soll es schnell gehen mit den Sondierungen. Angesichts der ernchternden Bilanz der letzten Groen Koalition fragen wir uns jedoch als NABU, ob Umwelt und Naturschutz in den Verhandlungen eine nennenswerte Rolle spielen werden. Das Klimaziel fr 2020 soll schon einmal aufgegeben werden, heit es in den Medien. Ein fatales Signal an den Rest der Welt. Man fragt sich: Wann wenn nicht hier und jetzt sollen die Weichen fr die Zukunft gestellt werden? Wer in wirtschaftlich guten Zeiten, noch dazu in einem reichen Land, eine Regierung bildet und ber eine groe parlamentarische Mehrheit verfgt, der muss vorausschauend Strukturvernderungen angehen. Wer da den Klimaschutz auf die lange Bank schiebt oder einen Wandel in der Landwirtschaft einleitet und wer nicht jetzt ausreichend Finanzierung fr den Naturschutz bereitstellt, der handelt schlicht verantwortungslos. Klimawandel und Artensterben sind dramatische und dringende Herausforderungen fr die nahe Zukunft. Sie anzugehen wird mit jedem Tag des Zgerns teurer.

Deutschland muss dazu jetzt auch in Europa vorangehen. Bessere Gelegenheiten werden nicht kommen: In diesem Jahr verhandelt die EU ber die Agrarsubventionen, die bis Ende des nchsten Jahrzehnts flieen werden. Diese zementieren bisher ein zerstrerisches System der immer intensiveren Landwirtschaft - samt Artenschwund und Hfesterben. Die davon profitierende mchtige Agrarlobby versucht Vernderungen um jeden Preis zu verhindern. Das haben wir auch dem Preistrger unseres Dinosauriers des Jahres 2017, dem Prsidenten des deutschen und europischen Bauernverbands Joachim Rukwied, zu verdanken. In diesem Jahr wird auch der EU-Haushalt fr 2021-2027 vorgestellt. Fr den NABU ist klar: Nur mit einem Naturschutzfonds von mindestens 15 Milliarden Euro und einem LIFE-Frderprogramm von mindestens einer Milliarde jhrlich haben wir eine Chance unsere Natura-2000-Schutzgebiete in Europa zu sichern und Insekten und Vgel zu retten. Hierfr muss sich die neue Bundesregierung in Brssel vehement einsetzen.

Sie knnen jetzt ein Zeichen setzen: Kommen Sie mit uns auf die groe Demonstration fr eine andere Agrarpolitik am 20. Januar in Berlin! Aber auch wenn sie nicht dabei sein knnen: Wir freuen uns ber Ihre Untersttzung im Jahr 2018. Deutschlandweit wird sich der NABU weiter fr eine naturvertrgliche Landwirtschaft, die Rettung der Artenvielfalt, saubere Meere und anspruchsvolle Klimaschutzziele einsetzen.

Mit den besten Wnschen fr ein gesundes und erfolgreiches Neues Jahr

Ihr Leif Miller
NABU-Bundesgeschftsfhrer


Inhalt

1. Neue Fachbereichsleitung Naturschutz und Umweltpolitik beim NABU
2. Offener Brief an GroKo-Sondierer: Gaspipeline Nord Stream 2 stoppen
3. 2018 - Ein entscheidendes Jahr fr die Agrarpolitik
4. Vergabe des Dinosauriers des Jahres 2017
5. Kohle-Tagebaue belasten Gewsser: Durchfall-Gefahr fr Berliner durch Sulfat in der Spree



NABU-Zahl des Monats Januar
26 Prozent mehr Wintervgel in Grten mit Futterhuschen


Aktuelle Terminhinweise

Fotoausstellung "Naturschtze des Westkaukasus - NABU und Zapovednik Kavkazskij gemeinsam fr den Schutz des Weltnaturerbes"
Erffnung: Donnerstag, 11.01.2018, Berlin

Informationen zur Ausstellung



Fachtagung Vogel des Jahres 2018: Der Star - Rckzug eines Allerweltvogels
Samstag, 17. Februar 2018, Hamburg

Anmeldung und Programm



Mehr Genuss als Verdruss - zur Zukunft des Streuobstbaus (5. Bundesweites Treffen der Streuobst-Aufpreisvermarkter)
2.-4. Mrz 2018, Lingen/Ems

Anmeldung und Programm




1. Neue Fachbereichsleitung Naturschutz und Umweltpolitik beim NABU

Seit 1. November 2017 hat der NABU-Bundesverband mit Pieter de Pous einen neuen Fachbereichsleiter Naturschutz und Umweltpolitik und damit einen Nachfolger fr Eick von Ruschkowski, der seit seinem Weggang als Direktor der Alfred Toepfer Akademie fr Naturschutz ttig ist.

Nach einem Studium der Forstwirtschaften und des Naturschutzes an der Universitt Wageningen in den Niederlanden war Pieter de Pous in den letzten Jahren beim Europischen Umweltdachverband European Environmental Bureau (EEB) Leiter der Abteilung EU-Umweltpolitik und dabei mageblich an der Entwicklung und Umsetzung von Kampagnen zu den Themen Naturschutz (Naturealert), Agrarpolitik (LivingLand) und Kreislaufwirtschaft (MakeResourcesCount) beteiligt. Darber hinaus befasste er sich mit aktuellen Fragestellungen zu Gewsserschutz, Luftqualitt und Umweltchemie, Energiesparpolitik sowie mit fr den Umweltschutz relevanten Vorhaben wie TTIP, dem Brexit und der EU-Deregulierungspolitik. Er freut sich auf die knftige Zusammenarbeit mit den vielfltigen Kooperations- und Diskussionspartnern des NABU aus Verbnden, Wissenschaft, Politik und Wirtschaft um gemeinsam an wirksamen Lsungen fr die uns alle betreffenden Herausforderungen in Naturschutz und Umweltpolitik sowie den dafr erforderlichen politischen Rahmenbedingungen zu arbeiten.

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Informationen ber die NABU-Bundesgeschftsstelle



2. Offener Brief an GroKo-Sondierer: Gaspipeline Nord Stream 2 stoppen

Seit Jahren wird um die Erweiterung der Gaspipeline Nord Stream gestritten. Zwei weitere Rhren sollen zustzlich 55 Millionen Kubikmeter Gas pro Jahr von Russland nach Deutschland transportieren. Der NABU hlt das Projekt Nord Stream 2 fr falsch, hat sich intensiv in das Genehmigungsverfahren eingebracht. Trotzdem gab das Bergamt Stralsund Ende 2017 grnes Licht, zwei weitere Genehmigungen durch das Bundesamtes fr Seeschifffahrt und Hydrographie und das Bergamt stehen noch aus. Jetzt haben sich der NABU und der WWF gemeinsam in einem Offenen Brief an die Bundeskanzlerin und Bundesvorsitzende der CDU Dr. Angela Merkel, den Vorsitzenden der CSU Horst Seehofer und den Vorsitzenden der SPD Martin Schulz gewandt: Stoppen Sie Nord Stream 2!

Nach Meinung des NABU ist Nord Stream 2 eine klimapolitische Sackgasse, zerstrt streng geschtzte Lebensrume in der Ostsee und gefhrdet die Solidaritt in Europa. Wider besseren Wissens flankieren deutsche Politiker das Projekt und ignorieren die Verpflichtungen des Pariser Klimaschutzbereinkommens und des Schutzgebietsnetzwerks Natura 2000. Dabei spaltet das Projekt Europa: Viele unserer Nachbarn lehnen das Projekt ab. Die vielfltigen Verflechtungen hochrangiger deutscher Politiker mit Nord Stream 2 und das intransparente Verfahren frdern die Politikverdrossenheit der Menschen. Das muss ein Ende haben! Die aktuellen Sondierungsgesprche und die ausstehenden Koalitionsverhandlungen bieten die Chance, ein neues Kapitel aufzuschlagen und das fragwrdige Projekt zu stoppen.

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3. 2018 - Ein entscheidendes Jahr fr die Agrarpolitik

Gleich zu Beginn des Jahres stehen in der Agrarpolitik wichtige Termine an, denn die Koalitionsverhandlungen zwischen CDU und SPD (so sie denn stattfinden) werden sich mit der Internationale Grnen Woche in Berlin berschneiden. Neben den nationalen politischen Weichenstellungen zu Themen wie Tierwohl, Kennzeichnung, Glyphosat & Co. werden wohl aber die Gesprche auf der Grnen Woche dominiert von Diskussionen ber die Weiterentwicklung der EU-Agrarpolitik. Hier hatte EU-Agrarkommissar Phil Hogan Ende 2017 erste Vorschlge vorgelegt, die allerdings noch viele Fragen offen lassen und aus Naturschutzsicht mit Kritik und Sorge zu betrachten sind. Gleichzeitig ist auch noch ungeklrt, wie viel Geld zuknftig fr die EU-Agrarpolitik berhaupt zur Verfgung stehen wird, denn EU-Haushaltskommissar Gnther Oettinger erarbeitet derzeit seinen Haushaltsplan fr die kommenden Jahre. Erst wenn das Budget fr den EU-Agrarhaushalt feststeht, knnen die mit Spannung erwarteten konkreten Gesetzesvorschlge zur EU-Agrarpolitik folgen. Erste Entwrfe kursieren bereits jetzt in Brssel hinter verschlossenen Tren. Es bleibt abzuwarten, ob es gelingen kann, die Verhandlungen darber noch vor dem schon 2018 beginnenden Europawahlkampf abzuschlieen. Auf alle diese EU-politischen Entscheidungen wird die neue deutsche Bundesregierung als grter Nettozahler in der EU einen entscheidenden Einfluss haben. Der NABU wird in diesen spannenden Tagen seinen politischen Einfluss geltend machen fr eine naturvertrglichere Landwirtschaftspolitik in Deutschland und der EU. Die Teilnahme bei der "Wir haben es satt"-Demonstration am Samstag, den 20. Januar ist dabei eine wichtige Komponente.

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Informationen zur "Wir haben es satt!"-Demo
Forderungen des NABU zur EU-Agrarpolitik
Zu den Hintergrnden ber die Plne der EU-Kommission



4. Vergabe des Dinosauriers des Jahres 2017

Der Dinosaurier des Jahres, der Umweltpreis fr naturschdliches Verhalten, ging 2017 an Joachim Rukwied, den Prsidenten des deutschen Bauernverbandes und Prsidenten des europischen Bauerverbandes COPA. Rukwied wurde fr seine Blockade bei der Umstrukturierung der europischen Agrarfrderung hin zu einer Frderung, die Naturschutzleistungen der Landwirte entlohnt und sich weg von pauschalen Flchenzahlungen entwickelt, ausgezeichnet. Hinzu kommt das Leugnen der Verantwortung der Landwirtschaft gegenber Umweltproblemen, wie das Insektensterben und der Rckgang der Feldvgel. Mit seiner Lobbyarbeit frdert er ein System, dass der Umwelt und den Landwirten schadet und selbst bei kleinen nderungen ist die Spitze des Bauernverbands nicht kompromissbereit.

ber Facebook wird bis zur "Wir-haben- es-satt"-Demo immer wieder auf das Thema Dinosaurier, Landwirtschaft und die Probleme in der Landwirtschaft hingewiesen.

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Mehr Informationen zum Dino 2017



5. Kohle-Tagebaue belasten Gewsser: Durchfall-Gefahr fr Berliner durch Sulfat in der Spree

Viele Berliner werden mit Trinkwasser versorgt, dessen Qualitt vom Spreewasser abhngt. Der Fluss splt Sulfat aus den Tagebauen in der Lausitz bis in die Hauptstadt. Sulfat ist zwar ungiftig, kann in hohen Dosen jedoch Durchfall und Erbrechen verursachen.

Eine im Dezember verffentlichte Sulfat-Prognose des Landesamts fr Bergbau, Geologie und Rohstoffe Brandenburg (LBGR) und der DHI-WASY GmbH belegt, dass noch fr Jahrzehnte teils sehr hohe Sulfatkonzentrationen in den Gewssern im Umfeld der Tagebaue zu erwarten sind. Das betrifft neben Menschen auch Insekten wie Libellen, deren Lebensraum durch hohe Sulfatwerte beeintrchtigt wird. Der NABU fordert die Bundeslnder und damit die Lnderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) auf, fr Sulfat eine Umweltqualittsnorm (UQN) festzulegen, um Gerichten eine Orientierung bei der Bewertung der Sulfatbelastung zu geben.

Bisher knnen die Berliner Wasserbetriebe verhindern, dass der Grenzwert laut Trinkwasserverordnung von 250 Milligramm Sulfat je Liter berschritten wird, indem Wasser mit hohem Sulfatanteil mit weniger belastetem Wasser gemischt wird. Wenn aber dafr knftig verstrkt auf Grundwasser zurckgegriffen werden muss, geht das auf Kosten der Feuchtgebiete in Berlin und Brandenburg. Tagebaue gefhrden unser Wasser, Kohlekraftwerke sind ein Verstrker des Klimawandels - die nchste Bundesregierung muss den Kohleausstieg voranbringen. Zudem mssen von Tagebau-Betreibern umfangreiche finanzielle Sicherheiten eingefordert werden, damit die langwierigen Folgekosten der Kohle nicht von der Allgemeinheit zu zahlen sind.

Mehr zum Thema

NABU Info-Clip zu Kohletagebau und Wasser
Tagebau-Sulfat belastet Mensch und Natur



NABU-Zahl des Monats Januar:

26 Prozent mehr Wintervgel in Grten mit Futterhuschen

Im Schnitt 26 Prozent mehr Vgel werden in Grten gesichtet, in denen Vogelfutter angeboten wird. Das zeigen die ber die Jahre gesammelten Daten aus der NABU-Mitmachaktion "Stunde der Wintervgel", die an diesem Wochenende zum achten Mal stattfindet. In Grten mit Futterstelle werden im Durchschnitt 42 Vgel gemeldet, in Grten ohne Futterhuschen sind es 34.

Allerdings profitieren nicht alle Arten von der Ftterung. So sind Drosseln, Krhen und Wintergoldhhnchen hufiger in Grten zu sehen, in denen nicht gefttert wird. Dagegen sind Krnerfresser wie Meisen und Sperlinge bis zu dreimal hufiger in Grten mit Futterhuschen zu beobachten. Ebenso der Sperber, der sich gerne an den Kleinvgeln bedient, die durch das Futter abgelenkt sind.

Hintergrund:
Die "Stunde der Wintervgel" ist Deutschlands grte wissenschaftliche Mitmachaktion und findet vom 5. bis 7. Januar 2018 statt. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und sein bayerischer Partner Landesbund fr Vogelschutz (LBV) rufen Naturfreunde auf, eine Stunde lang die Vgel am Futterhuschen, im Garten, auf dem Balkon oder im Park zu zhlen und dem NABU zu melden.


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