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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Mittwoch, 21.10.2020 | Bei Höchsttemperaturen von 16 °C lockert der wolkige und leicht regnerische Vormittag später etwas auf. | ||
+ Müller über Corona-Regeln: „Was gibt's hier eigentlich noch zu diskutieren?“ + Tesla spricht nicht mehr mit der Presse + Anschlag auf 70 Museumsinsel-Kunstwerke + |
von Lorenz Maroldt |
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Guten Morgen, so aufgebracht wie gestern ist der Reagierende Bürgermeister selten zu erleben: „Wir sind hier nicht die einzigen Doofen“, polterte er in der Senatspressekonferenz, „und ich lasse mich auch nicht mehr weiter beschimpfen.“ Von wem, ließ er offen (aber der kontrollverlustige Ministerpräsident bayerischer Corona-Partymetropolen darf sich angesprochen fühlen). Der dreifache Anlass für den Groll: 1) die fast überall exponentiell steigende Kurve von Neuinfektionen, 2) die dramatischen Meldungen aus Europa und 3) die Brennpunkte im ganzen Land. Alles das relativiert die Zahlen aus Berlin (98,1 auf 100.000, das Berchtesgadener Land hat das Doppelte), aber entschärft nicht die Lage. Dazu nochmal Michael Müller: „Was gibt’s hier eigentlich noch zu diskutieren? Was gibt’s eigentlich noch zu interpretieren, wenn man sich diese Kurven hier anguckt? Es müsste doch jedem eingängig sein, was das für ein Lebensrisiko ist. Glaubt wirklich irgendjemand, wenn man sich die Europakarte anguckt mit den Infektionszahlen, an uns wird das jetzt spurlos weiter vorübergehen? Alle Länder um uns herum sind dunkelrot. Und irgendjemand träumt noch und glaubt, an uns geht’s spurlos vorbei? Tut mir leid, das ist auch wirklich nicht mehr als bloß ein Traum. Und glaubt noch irgendjemand, wenn man sich die Bundeszahlen anguckt, dass das an Berlin spurlos vorübergehen wird? (…) Ich bleibe dabei…“ (siehe oben). Einen Video-Ausschnitt dieser Szene finden Sie hier. Im Senat gab es zuvor aber doch noch einiges zu diskutieren – vor allem über die Kontaktbeschränkungen im Freien, die Müller noch rigider haben wollte. Die Beschlüsse nannte er „die letzte Chance“ vor einem neuen Lockdown. Allein gestern wurden 822 neue Fälle gemeldet, das ist der bisherige Pandemie-Höchstwert. Die Zahl der an bzw. mit Corona gestorbenen Menschen stieg in Berlin auf 243. Die Beschlüsse von gestern: | |||||
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Für einen Zwei-Wochen-Lockdown im November macht sich Pankows Bürgermeister Sören Benn stark – er meint: Das würde „mehr helfen und weniger schaden als diese Schüsse mit immer mehr Steinschleudern in den dichter werdenden Infektionsnebel“. Und weiter: „Wenn wir jetzt eine Vollbremsung machen, dann können wir Weihnachten auch unbesorgt mit unseren Großeltern feiern.“ In einem Tweet am Montagabend (21.19 Uhr), den er einen Tag später aber gleich wieder löschte, antwortete Kultursenator Klaus Lederer: „Ich hatte das vor 2 Wochen im Senat mal als Option in die Diskussion gebracht. Da war aber die Lage noch nicht so. Und einige hatten klare Vorstellungen davon, wo die Ursache sei. Aber solche Durchbrechung der Infektionsketten ist allemal sinnvoller als sich planlos downzulocken.“ | |||||
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Wir zitieren das hier nur, weil Senatsinterna sowieso immer im Checkpoint stehen (obwohl natürlich niemand aus dem Senat plaudert) – und weil das Thema mit Wucht wiederkommen wird. Interessant ist auch der Hinweis auf diejenigen, die „klare Vorstellungen“ davon haben, wo „die Ursache“ ist. Bekanntlich machen viele „die Jugend“ verantwortlich für das, was gerade abgeht. Ich habe dazu gestern früh bei Radioeins gesagt (und bei tagesspiegel.de geschrieben), was ich davon halte – und zwar nichts. Das kommt nämlich oft von Leuten, die entweder vergessen haben, wie es ist, jung zu sein, oder die überhaupt nie jung waren, oder, am allerschlimmsten: die, die meinen, nur ihre eigene Jugend sei die einzig richtige gewesen. Bloß Erkenntnisse haben sie nicht. Und wieso eigentlich soll eine Jugend Verständnis aufbringen für eine Welt, die ihnen alles nimmt, worauf sie sich gefreut hat? Auf achtzehnte Geburtstage, auf Auslandsjahre, auf Abi-Feiern, auf alles, was Spaß macht? Die umzingelt ist von Leuten, die sie für verantwortungslose Virenschleudern halten, obwohl schon ein einziger Kleinbus voll selbsternannter „Querdenker“ verantwortungsloser ist als die komplette Jugend der Welt zusammen – und eine Ministerpräsidentenrunde mit Kanzlerin konfuser, als es ein vollgekokster Rave in der Hasenheide je sein könnte. Erst sollte die Jugend die Welt retten, aber bitte nur freitags. Da haben sich viele Absolution erhofft auf den Sofas der Selbstzufriedenheit, nach dem Motto: Was haben wir da für tolle Kinder großgezogen, das haben wir ja mal wieder super gemacht. Und auf einmal soll die Jugendschuld sein am Weltuntergang, dabei hat sie noch fast ein ganzes Leben zu verlieren. „Die Jugend“ hat schon kapiert, was alles auf dem Spiel steht.Und eigentlich haben alle zwischen 15 und 25eine Corona-Entschädigung verdient. Für die Partys danach. (Hier gibt’s den Text dazu und hier den Radiobeitrag) Wir haben übrigens mal durchgezählt, wie viele Kinder in Neuköllner Kitas positiv getestet wurden – und haben dafür nicht mal das Handbuch „Mathe mit dem Checkpoint“ gebaucht: Die Antwort lautet 1. Aber 450 Kinder sind hier in Quarantäne, wegen 20 infizierten Erwachsenen. | |||||
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