Liebe Frau Do, vor Reisen des Bundespräsidenten, der Kanzlerin und von Ministern schließen wir Journalisten schon mal eine kleine Wette ab, ob man denn pannen- und verzögerungsfrei am Zielort ankommt und auch wieder zur geplanten Zeit in Berlin landet. Die Flugzeuge fielen aus technischen Gründen in den vergangenen Monaten so oft aus, dass es für die Wirtschaftsmacht Deutschland peinlich war. Andererseits: Ein russischer Kollege erklärte mir kürzlich nicht ohne Bewunderung, das sei eben Deutschland - Privilegien für die Mächtigen würden so sparsam wie möglich gehalten. So kann man das auch sehen. Apropos Privilegien und damit keine Missverständnisse aufkommen: Die Kosten der mitreisenden Journalisten tragen die jeweiligen Verlage und Sender. Was die Hinreise betrifft, hatte ich am Mittwochabend Glück. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier flog mit einem Airbus 321 in die kroatische Hauptstadt Zagreb. Die Maschine hatte die Flugbereitschaft der Bundeswehr gerade erst aus dem Bestand der Lufthansa übernommen und für ihre Zwecke umbauen lassen - mit kleinem Besprechungsraum im vorderen Teil des Fliegers. Mit an Bord waren - völlig untypisch für eine offizielle Delegation - zwei Deutsch-Kroaten: Handballnationalspieler Tim Suton und Schauspieler Stipe Erceg. Warum der Bundespräsident seinen Begleittross dieses Mal ein wenig schillernd zusammenstellte, lesen Sie hier. Sie haben es bestimmt auch schon erlebt: Der Umgangston in unserer Gesellschaft ist rauer geworden, die Menschen werden schneller aggressiv, und viele sind ständig mit der Optimierung ihres Lebens beschäftigt, was natürlich Stress erzeugt. Der Psychologe Stephan Grünewald, Gründer und Co-Chef des Kölner Forschungsinstituts „Rheingold“ geht diesem Phänomen in seinem neuen Buch nach. Es heißt „Wie tickt Deutschland. Psychologie einer aufgewühlten Gesellschaft“. Er kommt zu dem Schluss, dass unsere Gesellschaft den Spagat zwischen der „digitalen Allmacht“ und der darauf folgenden „analogen Ohnmacht“ nicht schafft. Den Frauen empfiehlt er, sich von „einem zu großen Perfektionsanspruch“ zu befreien. Ich denke mal darüber nach und empfehle derweil den Text meines Kollegen Reinhard Kowalewsky. Mein elfjähriger Sohn ist fasziniert von Lasertag. Bisher habe ich das Spiel für eine Fortsetzung des klassischen Räuber und Gendarm mit den Mitteln des digitalen Zeitalters gehalten. Daher habe ich den Jungen auch immer gehen lassen, wenn er im Rahmen der Geburtstagsfeier eines Kumpels zum Lasertag aufbrechen wollte. Ein Jugendamt in Ingolstadt sieht das völlig anders als ich und stuft Lasertag, bei dem sich die Spieler gegenseitig mit Lichtstrahlen aus Plastikgewehren abschießen, als Kriegsspiel ein. Das Amt wollte dem Betreiber einer Lasertag-Halle untersagen, Kinder unter 14 Jahren spielen zu lassen - ist damit vor Gericht aber nicht durchgekommen, wie Merle Sievers berichtet. Viel Freude bei der Lektüre Ihre Eva Quadbeck Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |