Ist Ihnen auch aufgefallen, wie oft bei der Kür der Bundesratskandidaten von der Familienverträglichkeit die Rede war? Prominente Absagen – vom Bündner Martin Candinas bis zum Walliser Philipp Matthias Bregy – waren familiär begründet. Letzterer sagte, er wolle seine Kinder genug oft sehen: «Ihre ersten Jahre erlebe ich nur einmal.» |
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Auch bei den beiden Männern, die auf dem Mitte-Ticket stehen, ist die Familie omnipräsent. In unserem Interview sagt der St. Galler Markus Ritter: «So ein Amt ist für eine Beziehung nicht einfach. Meine Frau hat die Stirn gerunzelt, als ihr klar wurde, wie viel ich dann weg wäre.» Und die neuste «Schweizer Illustrierte» zeigt den Zuger Martin Pfister stolz «beim Sonntagsbrunch mit seiner Grossfamilie», mit der er die Kandidatur beraten hat. |
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Die vielen Work-Life-Balance-Absagen sind zwar im Einzelfall verständlich, in der Summe wirken sie aber seltsam: Wie eine Wohlstandserscheinung. Dass sich für Milizämter in Gemeinden nur schwer Kandidaten finden lassen, ist ein reales Problem. Aber beim Bundesratsamt? Beim wichtigsten und bestbezahlten Job, den die Politik zu vergeben hat? Nach dieser Woche beschleicht einen das Gefühl, dass die Verzichtserklärungen vielleicht noch andere Motive haben. Wussten die Papabili der Mitte schon früher von den Missständen im Verteidigungsdepartement, die diese Woche aufgebrochen sind? Haben Sie auch deshalb keine Lust? |
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Ein Hoch auf Ritter und Pfister, die sich ins Getümmel stürzen! |
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Gute Lektüre und ein schönes Wochenende. |
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Patrik Müller, Chefredaktor |
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Für Sie zusammengestellt von Yannick Nock, Leiter Online. |
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Sieben aktuelle Geschichten in Kürze |
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1. Ihr Durchbruch kam, als sie ihren Namen änderte und sich selber war: Die Walliserin Sina feiert ihr 30. Bühnenjubiläum mit Tour und Album. Im Interview blickt sie zurück und in die Zukunft. |
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2. Der argentinische Präsident und der Tech-Milliardär wollen mit ihr die Bürokratie und den Sozialstaat zu Kleinholz verarbeiten: Was fasziniert so sehr an der Kettensäge? Eine kleine Kulturgeschichte. |
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3. Der Westen sei wohl am Ende, und Amerika gleite ins Lager der Autoritären ab, erklärt der deutsche Politologe. Die Europäer müssten ihre Verteidigung nun endlich selbst in die Hand nehmen. Auch auf die Schweiz sieht Münkler rauere Zeiten zukommen. |
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Und dann ist auch noch das passiert... |
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